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Thalheim Thalheim: Automobilzulieferer eröffnet neues Werk

Von Frank Czerwonn 23.05.2014, 19:13
Reiner Haseloff im Gespräch mit Willi Enderle, Yves Oberländer, OB Petra Wust, Dorothee Oberländer und deren Tochter Corinne Bräuer (v.l.)
Reiner Haseloff im Gespräch mit Willi Enderle, Yves Oberländer, OB Petra Wust, Dorothee Oberländer und deren Tochter Corinne Bräuer (v.l.) Thomas Ruttke Lizenz

Thalheim/MZ - Direkt aus dem Bundesrat in Berlin ins Solar Valley von Bitterfeld-Wolfen ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitag gedüst. Denn diese Feier eines Ansiedlungserfolges wollte er nicht verpassen. Zehn Millionen Euro Investitionen, 120 Arbeitsplätze und die Wiederbelebung eines Standorts, den mancher nach der Solar-Pleite schon aufgegeben hatte - so etwas erlebt auch der Regierungschef nicht alle Tage. Obwohl bereits seit vergangenen Juli produziert wird, hat das im Schwarzwald heimische Familienunternehmen HKR Seuffer Automotive am Freitag offiziell die Inbetriebnahme seines Werkes in Thalheim gefeiert.

Die Herstellung von hochempfindlichen elektronischen Reglern für Autos von VW über Daimler bis Audi wurde dafür jedoch nicht unterbrochen. Im Drei-Schicht-System sorgen die bislang 120 Mitarbeiter in der früheren Halle der CSG Solar AG dafür, dass fünf Millionen dieser Bauteile pro Jahr das Werk verlassen. Das zumindest ist laut Willi Enderle, CEO der Firma, das Ziel, wenn die nächste Produktionsstrecke bis Jahresende errichtet sein wird. Die Mitarbeiterzahl soll dann auf 145 anwachsen.

Seit Juli 2013 produziert das baden-württembergische Unternehmen HKR Seuffer Automotive mit Sitz in Kupferzell in Thalheim Elektronikprodukte für die Autoindustrie. Wegen des Wachstums und fehlender Erweiterungsmöglichkeiten am Standort Cawl (bei Stuttgart) hatte man einen neuen Standort gesucht und ihn in Thalheim auf früheren Flächen der Solarindustrie gefunden. Bislang wurden rund zehn Millionen Euro investiert, Anfang des Jahres eine neue Produktionslinie errichtet.

„Sie wollten mit Ihrem Besuch in Baden-Württemberg Arbeitskräfte nach Sachsen-Anhalt zurückholen - bekommen haben Sie eine ganze Fabrik“,wandte sich Enderle an Haseloff. „In Sachsen-Anhalt kann man investieren.“ Und es sind tatsächlich auch zwei Seuffer-Mitarbeiterinnen, die aus der hiesigen Region stammen, nach Jahren am alten Standort in Calw nun wieder zurückgekehrt. Haseloff schwärmte im Gegenzug von der Hesse-Stadt Calw und den dortigen Bergen und Tälern. „Aber Sie mussten raus aus Ihrem Tal - hier können sie frei durchatmen.“

Ein neues Standbein

Frei durchlaufen allerdings konnten später beim Gang durch die Produktion weder Haseloff noch Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) oder Landrat Uwe Schulze (CDU). Sie alle mussten auf der Weg-Markierung bleiben, denn die elektronischen Bauteile sind empfindlich. Die Mitarbeiter tragen spezielle Kleidung und Schuhe gegen elektrische Überschläge, die die Steuerelemente schädigen würden. Sogar ein Spezialfußboden wurde deshalb eingebaut.

Ganz anders sah es dort aus, als Enderle die leer stehende Halle Ende 2012 erstmals besichtigte - mit Taschenlampe : „Es war eiskalt und man brauchte viel Fantasie, um sich eine Produktionsstätte vorzustellen.“ Doch dank toller Unterstützung von Land, Landkreis und Stadt Bitterfeld-Wolfen sei in kurzer Zeit ein noch ausbaufähiges Werk entstanden. „Das ist nicht selbstverständlich“, so Enderle. Inzwischen sei der Thalheimer Standort etwa so groß wie der im Schwarzwald. Wie wichtig der Firma ihr neues Standbein ist, zeigt auch, dass zum Festakt die Unternehmens-Gesellschafterin Dorothee Oberländer mit Sohn und Tochter anreiste.

„Sie haben die richtige Wahl getroffen. Behalten Sie das nicht für sich“, warb OB Petra Wust für den Standort und schenkte der Eignerfamilie Oberländer eine Uhr der Stadt Bitterfeld-Wolfen samt Urkunde. Und in Anspielung auf die Länderslogans zog Enderle das Fazit: „Jene, die alles können außer Hochdeutsch, sind im Land der Frühaufsteher angekommen und fühlen sich wohl.“

An der Produktionslinie tragen die Mitarbeiter Spezialkleidung. Hinter die gelbe Linie auf dem Boden darf kein Besucher.
An der Produktionslinie tragen die Mitarbeiter Spezialkleidung. Hinter die gelbe Linie auf dem Boden darf kein Besucher.
Thomas Ruttke Lizenz