"Tagebau Goitsche" "Tagebau Goitsche": Niemegk musste Ende der 1970er den Baggern weichen

Pouch - Eine Kachel aus Holland - Inge Seidewitz hat sie noch in ihrem Besitz. Sie hing einst in ihrem Treppenhaus in Niemegk. Der „Flurhüter“ ist alt, sehr alt. Er erinnert an längst vergangene, aber unvergessene Zeiten der Unbeschwertheit. Hier in der Niemegker Waldstraße wurden ihre Kinder groß. Dort traf man sich oft mit Familie, Freunden, Nachbarn. Die Gemeinschaft sei es gewesen, die das Leben in Niemegk liebenswert machte. „Stimmt“, betont Herbert Rost. Der war einst aktiv in der Feuerwehr. Ende der 1970er Jahre kamen die Bagger. Niemegk verschwand von der Landkarte. Nicht für die, die hier einst lebten. 2.000 waren es.
Einige von ihnen kommen immer noch zusammen, um sich zu erinnern. Viele von ihnen wohnen noch in der Region wie die Seidewitz’ in Pouch und die Rosts in Jeßnitz, andere haben einen weiteren Anfahrtweg. „Sogar aus Österreich und von der Nordsee reisen die ehemaligen Niemegker zum Treffen an“, erzählt Herbert Rost.
Etwa 4.000 Menschen waren einst direkt vom „Tagebau Goitsche“ betroffen und mussten wegziehen
Dort wird gern in einem Buch geblättert. Inge Seidewitz hat es mit Leben erfüllt. Erzählungen und Fotos haben darin ihren Platz gefunden. Auch die Geschichte findet Platz. Man erfährt und staunt: „Aus den Chroniken weiß man, dass unser Heimatdorf schon im 12. Jahrhundert bestand“. All das war einmal. Aber Niemegks Ehemalige erzählen die Geschichte und Geschichten weiter. An Niemegker zum Beispiel. Im gleichnamigen Ort in Brandenburg haben sie zur Erinnerung einen Ginkgo-Baum gepflanzt. „Ein Zeichen unserer Freundschaft.“
Etwa 4.000 Menschen waren einst direkt vom „Tagebau Goitsche“ betroffen und mussten wegziehen, weil ihre Heimatorte überbaggert wurden. Das betraf Orte wie Paupitzsch, Niemegk, Döbern, Zöckeritz, Seelhausen und einen Ortsteil von Petersroda. Auch Flussläufe wurden verlegt, das Grundwasser wurde abgesenkt und abgeleitet. 1949 wurde der Tagebau vollständig erschlossen, 1991 schließlich stillgelegt, die Sanierung des Gebietes begann. (mz)
Am 7. September findet das nächste Niemegk-Treffen statt, diesmal in Pouch in der Begegnungsstätte am Dorfplatz 3. Der Einlass beginnt 14 Uhr, 15 Uhr folgt dann ein kleines Rahmenprogramm.
