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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Andrang bei «Sonnenschein»

Von Corinna Nitz 29.10.2002, 11:04

Wittenberg/MZ. - Frühes Kommen sichert gute Plätze. Wer das am Dienstag nicht berücksichtigte, hatte schlechte Karten. Bereits die Parkplatzsuche vor der Schule für geistig Behinderte (GB) "Sonnenschein" in Wittenberg gestaltete sich schwierig. Drinnen ging es dann richtig beengt zu.

Allein aus der Heinrich-Heine-Schule in Reinsdorf war eine ganze Klasse zum Tag der offenen Tür bei "Sonnenschein" angerückt, um zu ergründen, wo "die Unterschiede zwischen dieser und einer normalen Schule liegen", erklärte Gabi Kretschmer und stellte sodann entsprechende Vermutungen an: "Vielleicht denken und fühlen die Schüler hier anders."

Dass Denkmuster bei Menschen mit einer geistigen Behinderung anders sind, davon ist auszugehen. In ihrer Begeisterung, selbst Gebasteltes oder eigene Kuchen unter die Leute zu bringen, unterschieden sich die Kinder der GB-Schule nicht von ihren gesunden Altersgenossen. Eher war ein noch größerer Enthusiasmus bei ihnen zu verzeichnen, wenn sie ihren Gästen die verschiedenen Offerten nahe brachten. An Matthias Behnert zumindest kam so leicht niemand vorbei. Nicht ohne Charme überredete der junge Mann, der die Werkstufe der Schule besucht, an seiner Station zu verweilen und die Nase an schwarze Filmhülsen zu drücken. Darin bewahrte Matthias Gewürze und Lebensmittel auf und es galt zu erraten, um welche es sich genau handelt. Dass mancher Honig vom Essig nicht unterscheiden konnte, amüsierte Matthias dabei ganz außerordentlich. Doch bescheinigte er den meisten einen treffsicheren Geruchssinn.

Der wies den Weg übrigens früher oder später ins Schüler-Café, wo frischer, duftender Kuchen wegging wie die berühmten warmen Semmeln. Das freute nicht nur die fleißigen Bäcker, sondern auch Silke Kartschoke, eine von insgesamt zwölf Pädagogen, die feinfühlig und engagiert alles daran setzen, ihre geistig behinderten Schützlinge fit für das Leben nach der Schule zu machen. Dass es ein Geben und Nehmen ist, betonte Frau Kartschoke und sagte: "Diese Kinder so erfrischend, so ehrlich und überhaupt nicht verdreht."