Syntec Syntec: Feinchemikalien so teuer wie Gold
Wolfen/MZ. - Das Haus steht nicht mehr, in dem Roland Ackermann, Andreas Richter und Jörg Marx, die Geschäftsführer der Syntec GmbH, früher gearbeitet haben. Und wo die drei Forscher der Filmfabrik ihre Entlassung bekamen. "Für uns gab es ab dem Moment drei Varianten", sagt Marx nüchtern und unterstützt die Aufzählung mit den Fingern, "arbeitslos sein - das ist auf die Dauer langweilig, in den Westen gehen - da schrien die Kinder nein, eine Firma gründen - das haben wir getan."
Mit Vorträgen, blickt er zurück, sind sie "durch Amerika und Asien gezogen". Haben Kontakte, die die Grundlagenforschung der Filmfabrik bereits mit Unternehmen aus den westlichen Ländern geknüpft hatte, aufgefrischt. Haben erklärt, wer sie sind, was sie tun. Und sie haben verdeutlicht, was sie wollen: Das junge Unternehmen aus Wolfen mit 22 Mitarbeitern, das Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Elektrofotografie anbietet, will auf den Markt.
Forschen im Bereich der unkonventionellen Bildaufzeichnung ist ihr Metier. Für ihre Forschungen bekommen sie schon nach zwei Jahren einen Preis vom Land Sachsen-Anhalt. "Nur: Von Forschung allein kann man nicht leben, haben wir erkannt", sagt Marx lakonisch. Und so haben sie die Produktion aufgebaut. Hergestellt werden feine hochreine Chemikalien, von denen kleinste Mengen so teuer sind wie Gold. Darunter befinden sich High-Chem-Produkte für die Elektrofotografie, die unter anderem auf den Trommeln von Druckern und Kopierern zu finden sind.
In den Labors der Syntec werden hochwertige Fein- und Feinstchemikalien durch Synthese hergestellt. "Einige davon sind nur in Gramm zu messen", sagt Marx. Seit 1997 werden außerdem organische Substanzen für die Produktion lichtemittierender Displays wie beispielsweise ultraflache Bildschirme hergestellt. Ein weiteres Geschäftsfeld macht die Entwicklung und Produktion neuer spezialbeschichteter Materialien aus. "Als neue Forschungsrichtung haben wir die Herstellung von speziellen Schichten, die auf Sol-Gel-Prozessen basieren, aufgenommen", erklärt Marx. "Die werden unter anderem benötigt in biociden Schichten gegen Algen."
Ebenso aktuell ist die Entwicklung von Spezialfolien für die Sensorik und Diagnostik. Das Hauptgeschäft ist nach wie vor die Forschung - 28 Wissenschaftler sind bei Syntec beschäftigt.
30 Prozent Wachstum verzeichnet das Unternehmen, in dem heute 52 Beschäftigte arbeiten, jedes Jahr. Entsprechend entwickelt hat sich der Umsatz. Lag er 1992 bei rund 0,5 Millionen Euro im Jahr, beträgt er heute über 7 Millionen. 30 Prozent davon, so der Geschäftsführer, fließen in die Forschung. Der größte Teil des Umsatzes kommt inzwischen aus dem Ausland. Kunden sind vor allem Produzenten von Druckern und Kopiergeräten wie beispielsweise die AEG in Deutschland oder Lexmark in den USA sowie Entwickler von Flachdisplay in den USA, Taiwan, Korea und Japan.
Seit diesem Jahr ist Syntec integriert in der Sensient Holding, einem amerikanischen Unternehmen, zu dem weltweit 60 Chemiefirmen gehören.
"Stück für Stück werden wir uns weiter entwickeln", ist Marx überzeugt. "Das heißt auch, dass wir entsprechend die Belegschaft vergrößern." Im zehnten Firmenjahr sind nun alle Abteilungen erstmal in neue Gebäude gezogen, die sich um einen kleinen, beinahe schon parkähnlich angelegten Hof reihen. Im großen Wasserbecken im Verwaltungsgebäude schwimmen zwei Goldfische aus Marx'' Gartenteich. Ein bisschen verloren irgendwie noch - aber welche müssen ja den Anfang machen.