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"Sturmis" Fußball-Tempel "Sturmis" Fußball-Tempel: Uwe Sturm hat einzigartiges Privatmuseum zur DDR-Geschichte

Von Tilo Krippendorf 04.11.2019, 14:17
Matthias „Atze“ Döschner, Martin Hoffmann, Uwe „Sturmi“ Sturm und Jörg „Flocke“ Weißflog (v.l.) in Sturms neuem Privatmuseum.
Matthias „Atze“ Döschner, Martin Hoffmann, Uwe „Sturmi“ Sturm und Jörg „Flocke“ Weißflog (v.l.) in Sturms neuem Privatmuseum. Thomas Klitzsch

Gossa - Uwe Sturm ist ein Getriebener, der es immer wieder schafft, andere für seine Sache mitzureißen. Sein bislang größter Traum ist nun Wirklichkeit geworden. Bei Gossa hat der 45-Jährige ein Häuschen gebaut, das nur einem Zweck dient: den DDR-Profifußball vor dem Vergessen zu retten.

Beim Betreten des Flachbaus weiß man nicht, wohin man schauen soll. Trikots verschiedener Oberliga-Vereine hängen neben Manschettenknöpfen und Urkunden. Eine Schaufensterpuppe mit typisch blauem DDR-Trainingsanzug steht neben einer Vitrine voller Vereins-Aschenbecher und beschrifteten Gläsern.

Abgewetzte Fußballschuhe baumeln an einem Regal, an einer Wand steht eine alte Bank einer Umkleidekabine. Alles hier sind Stücke mit großem Seltenheitswert, wenn nicht gar Unikate. Sturm hat sich einen Fußball-Tempel gebaut.

Ein eigenes Haus für die Fußball-Zeitreise

„Ich möchte die Geschichte bewahren, nur darum geht es“, sagt „Sturmi“, wie ihn auch die Fußball-Legenden nennen, bei der Eröffnung unter Tränen. Hier geht es nicht nur um Sport und Geschichte, sondern vor allem um Emotionen. In den vergangenen Jahren hatte Sturm einen Teil seiner ständig wachsenden Sammlung in zwei kleinen Räumen in der Nähe untergebracht.

Nun also ein eigenes Haus für die Fußball-Zeitreise, die nach Anmeldung beim Hausherrn für jedermann möglich. Zur Eröffnung kamen allerdings nicht irgendwelche Fußball-Fans, sondern diejenigen, denen Sturm seine ganze Energie widmet: die Ex-Fußballer, die in der Oberliga spielten und die die DDR bei der Weltmeisterschaft 1974 vertraten oder bei Olympia 1976 zur Goldmedaille kickten.

Martin Hoffmann beispielsweise, der in Montreal im olympischen Finale gegen Polen ein Tor erzielte und mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet wurde. Oder Jörg „Flocke“ Weißflog, der in der Nationalelf den Kasten sauber hielt und gerne selbst mal ein Tor schoß.

Auch Matthias „Atze“ Döschner, vielseitiger 40-facher DDR-Nationalspieler, kam zur Eröffnung

Auch Matthias „Atze“ Döschner, vielseitiger 40-facher DDR-Nationalspieler, kam zur Eröffnung und zeigte sich begeistert. „Was Sturmi hier geschaffen hat, ist wirklich einmalig. So etwas gibt es nicht noch mal“, sagte Döschner sichtlich bewegt. Es ist seine Geschichte, die hier erhalten wird. „Für mich ist es deshalb auch eine Wertschätzung für die geleistete Arbeit, hierher zu kommen“, so Döschner.

Und Sturm, der hauptberuflich als Betreuer in einer Behinderteneinrichtung arbeitet, will sein „DDR Fußball Museum Sachsen-Anhalt“ aber nicht zu sehr für die Öffentlichkeit öffnen. Zu groß wären für ihn Aufwand und die behördlichen Auflagen. Außerdem will er die Kontrolle behalten - also genau wissen, wer seinen Schätzen nahe kommt.

Uwe Sturm wäre aber nicht „Sturmi“, wenn er nicht einen neuen Traum hätte

Am Samtagabend waren es seine Fußballidole, die inmitten der alten Wimpel, Trikots und Erinnerungen mit ihm zusammensaßen, Bier tranken und Geschichten von früher erzählten, die „so niemals in den Medien landen sollten“. Ein Traum wird wahr.

Uwe Sturm wäre aber nicht „Sturmi“, wenn er nicht einen neuen Traum hätte. Natürlich geht es auch dabei um „seine Jungs“, die Profifußballer des verschwundenen Staates. „Zu meinem 50. Geburtstag möchte ich mit ihnen ein Spiel in meinem Heimatort Möhlau machen.“ Die Helden von damals sollen auch in Zukunft nicht vergessen werden - das ist Sturms Antrieb. (mz)

Uwe Sturm ist unter der E-Mail-Adresse [email protected] für Anfragen zu erreichen.

Neuestes Stück in der Sammlung ist ein seltenes HFC-Trikot, das Sturm gegen eine andere Rarität eingetauscht hat.
Neuestes Stück in der Sammlung ist ein seltenes HFC-Trikot, das Sturm gegen eine andere Rarität eingetauscht hat.
Thomas Klitzsch
In den zahlreichen Vitrinen finden sich viele Kleinigkeiten. Wer zu Besuch kommt, sollte etwas Zeit mitbringen.
In den zahlreichen Vitrinen finden sich viele Kleinigkeiten. Wer zu Besuch kommt, sollte etwas Zeit mitbringen.
Thomas Klitzsch