Steinzeugwerk Bad Schmiedeberg Steinzeugwerk Bad Schmiedeberg: Nähe zu Osteuropa von Vorteil
Bad Schmiedeberg/MZ. - Lothar Rolle ist seit 40 Jahren dabei. Er hat im September 1964 im Steinzeugwerk Bad Schmiedeberg begonnen. Wenige Wochen zuvor war das Werk erst in Betrieb gegangen - nämlich am 19. Juni 1964.
Das 40-jährige Bestehen ist am vergangenen Wochenende denn auch festlich begangen worden - mit einer Feier für die Belegschaft und einem Tag der offenen Tür, bei dem nicht zuletzt die 2000 / 2001 für 30 Millionen Mark gebaute technisch hochmoderne Anlage zur schnellen Produktion von Steinzeugrohren präsentiert wurde.
Dass es vor Jahrzehnten noch ganz anders im Werk aussah, daran erinnert sich Lothar Rolle, der geehrt wurde für seine 40 Jahre währende Treue zum Betrieb, noch sehr genau. "Anfangs habe ich als Hilfsbrenner gearbeitet, später war ich bei den Setzern. Es war körperlich sehr anstrengend, eine Knochenarbeit. Wir haben 60 bis 80 Tonnen pro Schicht gesetzt." Das ist lange vorbei. "Jetzt läuft hier alles automatisch, wir müssen kein Rohr mehr anfassen."
Er freut sich über die Modernisierung, die Geschäftsführung nicht minder. Denn der Absatz läuft nicht schlecht. "Wir haben erst vor zwei Wochen einen Großauftrag aus Riga unter Dach und Fach gebracht", berichtet Elk Eckert, Geschäftsführer der Steinzeug Abwassersysteme GmbH, die insgesamt drei Werke vereint. "Für Riga produzieren wir 50 Kilometer Rohre für eine Million Euro." Der Umsatz bei allen drei Werken beläuft sich nach Angaben des Managements auf rund 100 Millionen Euro im Jahr. Geschäftsführer Frank Franco: "Im vergangenen Jahr hatten wir gute Ergebnisse. Und im ersten Halbjahr 2004 läuft es noch besser." Allerdings musste das Unternehmen davor eine Durststrecke überstehen. Eckert: "Die deutsche Konjunktur hat uns runter gerissen. Wir mussten restrukturieren, Kapazitäten und Kosten den Bedingungen anpassen." Allerdings sei der Bad Schmiedeberger Standort verschont geblieben.
Inzwischen wird der ausländische Markt stärker beliefert als der deutsche. Franco: "Das Verhältnis hat sich umgekehrt. Lieferten wir früher vielleicht 65 Prozent für den deutschen Markt, sind es jetzt 35." Insbesondere der Export nach Ost-Europa hat sich für das Unternehmen erfreulich entwickelt. "Polen und Tschechien sind gute Abnehmer. Jetzt kommen noch Länder von Ungarn bis zum Baltikum dazu." Die EU-Osterweiterung und die damit verbundenen Investitionen in die Infrastruktur erweist sich als Segen für die Firma und das Schmiedeberger Werk.
So nimmt es nicht wunder, dass die Geschäftsführung die Nähe zu Osteuropa hervor hebt, wenn es um die Vorzüge das Schmiedeberger Standortes geht. Gelobt wird indes auch das gut ausgebildete Personal und die relativ geringe Fluktuation bei den Beschäftigten. Für die Zukunft geht die Geschäftsführung von einer positiven Entwicklung aus, die Zahl der Arbeitsplätze - etwa 150 Leute sind im Schmiedeberger Werk beschäftigt - werde stabil bleiben. Franco: "Wir sind gut aufgestellt und in Deutschland scheint die Talsohle auch erreicht."
Eine Klage allerdings wollen die beiden Geschäftsführer auch am Fest-Abend nicht verschweigen. Sie vermissen Unterstützung in der Region. Nach ihrer Auffassung werden zu viele Kunststoffrohre in hiesigen Breiten verlegt.