Stadtratswahl Bitterfeld-Wolfen Stadtratswahl Bitterfeld-Wolfen: CDU und Linke verlieren, AfD und Pro Wolfen mit Plus

Bitterfeld-Wolfen - Eine massive Verschiebung der Machtverhältnisse hat der Wahlabend für den Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen gebracht. Ein in dieser Klarheit unerwartetes Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich CDU und AfD. Erst um halb drei am Montagmorgen stand fest: Die CDU liegt mit 1,5 Prozentpunkten Vorsprung vorn. Sie zieht als stärkste Partei mit neun Sitzen in den Stadtrat ein, die AfD kommt auf acht. Trotzdem: Die große Gewinnerin heißt AfD.
Bei den Christdemokraten dagegen kann von einem Sieg keine Rede sein. 8,4 Prozentpunkte haben sie im Vergleich zu 2014 verloren, landen bei nur 21,8 Prozent. CDU-Stadtchef Peter Schenk, der mit Abstand die meisten Stimmen für seine Partei geholt hat, ist allerdings nicht überrascht. „Ich hatte mit einem Abschwung gerechnet.
Dass wir gleich drei Sitze verlieren, ist aber traurig.“ Prominentestes Opfer des Absturzes ist Ingo Jung, bislang Vize-Fraktionschef. Wenig schön sei laut Schenk auch, dass sich die verlorenen Stimmen von Linken und SPD auf AfD und Pro Wolfen verteilt hätten. „Doch der Wähler hat das so entschieden. Wir müssen jetzt inhaltlich nachdenken, was wir anders machen müssen“, so Schenk.
Daniel Roi von der AfD freut sich, dass „die CDU vom hohen Roß geholt wurde“
Diese Frage stellt sich AfD-Kreischef Daniel Roi nicht: „Ich kann die richtigen Worte noch gar nicht finden.“ Er habe damit gerechnet, dass man massiv zulege. „Aber über 20 Prozent - das ist grandios.“ Die Bürger hätten honoriert, was man in den vergangenen Jahren gemacht habe, zudem punkte man mit einem breiten Kandidatenangebot. „Das Ergebnis ist eine Quittung für die Altparteien, aber auch ein Stück Protest“, so Roi. Er freue sich, dass „die CDU vom hohen Roß geholt wurde“ und hofft, dass im Stadtrat „ein Umdenken“ einsetze.
Zweiter großer Gewinner ist Pro Wolfen. Der Bürgerverein verdoppelt seine Sitze auf sechs, liegt mit 14,5 Prozent auf Platz drei. Spitzenkandidat André Krillwitz holte die meisten Stimmen aller Kandidaten vor Roi. „Ich bin positiv überrascht“, sagt er. Die Wähler würden die geleistete Arbeit anerkennen - „und zwar nicht nur in Wolfen, sondern in der ganzen Stadt“. Da der CDU-Block nun nicht mehr zwingend die Mehrheit habe, hoffe er, dass im neuen Stadtrat die Sachargumente überwiegen statt der Parteipolitik.
Verdoppelt haben zwar auch FDP und Grünen ihr Ergebnis. Doch mit 4,5 Prozent ist vom grünen Bundes-Hype wenig zu spüren. Stark bleiben die zusammen angetretenen WLS, FW Holzweißig und FW Greppin. Hier haben die namhaften Kandidaten Hans-Jürgen Präßler, Klaus Gatter, Mirko Claus und Holger Welsch offensichtlich gezogen. Neuling Pro Bitterfeld holt einen Sitz.
Zu den großen Verlieren zählt dagegen die Linke, sie verliert fast zehn Prozentpunkte
Zu den großen Verlieren zählt dagegen die Linke. Sie ist noch heftiger abgestürzt als die CDU; verlor fast zehn Prozentpunkte. Saßen bislang acht Abgeordnete im Stadtrat, so sind es zukünftig nur noch fünf. Neben bekannten Gesichtern wie Marko Roye, der die meisten Stimmen bei den Linken auf sich vereinigen konnte, gehören dazu Dagmar Zoschke und Joachim Gülland. Raus sind dagegen Christa Blath, Hendrik Rohde, Sándor Kulman und Martina Römer.
Linken-Stadtchef Marko Roye wird deutlich: „Wir müssen nicht drumherum reden: Das ist kein tolles Ergebnis.“ Als Gründe dafür sieht er unter anderem den Generationenwechsel, den er im gesamten Stadtrat beobachtet. „Und obwohl ich es nicht gerne sage: Familie Rauball war vor fünf Jahren für uns ein Stimmenmagnet.“ Joachim Gülland dagegen meint: „Offenbar war für die Bürger nicht nachvollziehbar, welches Programm die Linken haben.“ Um im Stadtrat dennoch ein Wörtchen mitzureden, so Roye, schaue man derzeit, mit wem man kooperieren kann.
Auch der Abwärtstrend der SPD hält an, sie landet nur noch auf Platz sechs. Das begründet auch Detlef Pasbrig damit, dass man das Wahlprogramm nicht richtig vermittelt habe. Was die weitere Ratsarbeit anbelangt, wolle man nun „Gespräche mit Interessierten“ führen. Was das genau heißt, ließ er offen. (mz)