Sonnenfänger aus Thalheim Sonnenfänger aus Thalheim: Dünnschicht-Solarmodule von Calyxo werden immer effizienter

Thalheim - Solarmodul-Hersteller Calyxo in Thalheim kann, was keiner kann: aus schwarzem Glas grünen Strom machen. Und das höchst effektiv. Zum ersten Mal nämlich erreichen die Cadmium-Tellurid (CdTe)-Dünnschicht-Module des Unternehmens denselben Wirkungsgrad wie die viel teureren kristallinen Module der Konkurrenz. Bislang lagen die herkömmlichen Teile klar im Vorteil. Das ist nun Geschichte.
Die schwarzen Module des laut eigenen Angaben europäischen Marktführers aus Thalheim erreichen jetzt einen Wirkungsgrad von 16,5 Prozent und damit durchschnittlich 3,5 Prozent mehr als zuvor. Die Leistung pro Modul wurde so um rund ein Viertel auf über 118 Watt erhöht.
In diesem Jahr wird eine Produktion von 200.000 bis 300.000 Stück erwartet
Damit kann die Calyxo TS Solar als einziger deutscher Photovoltaik-Hersteller mit asiatischen Wettbewerbern konkurrieren, wie der Technische Direktor Michael Bauer stolz verkündet. Und damit geht Calyxo gleich in die Vollen: In diesem Jahr wird eine Produktion von 200.000 bis 300.000 Stück erwartet. Mit der Strommenge dieser Module ließe sich eine Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern, die in einem Gebiet mit guter Sonneneinstrahlung liegt, ein ganzes Jahr lang versorgen.
Und die Thalheimer sind offenbar schnell: Lediglich fünf Monate Entwicklungszeit gingen für diese Leistung ins Land, wie es heißt. Dabei sah es vor gut einem Jahr für den Modulhersteller gar nicht so sonnig aus. Doch damals kam die helfende Hand von der Unternehmensgruppe „TS Group“ (Aachen), die die insolvente Firma in Thalheim übernahm. Und die versprach, an den bisherigen Forschungserfolg von Calyxo anzuknüpfen. Und das geschah mit sichtbarem Erfolg.
Leistungsplus von 25 Prozent seit der Übernahme von Calyxo durch die TS Group
Es seien umfangreiche Investitionen in der Produktionslinie getätigt worden, wie das Unternehmen mitteilt. „Wir haben ein so genanntes Sputtertool in Betrieb genommen. Damit waren diese Leistungssteigerungen möglich“, so Bauer. Die Bilanz lässt aufhorchen: Insgesamt konnte ein Leistungsplus von 25 Prozent seit der Übernahme von Calyxo durch die TS Group erzielt werden.
„Die erneute Effizienz-Steigerung zeigt, dass Dünnschicht-Solarmodule in der Photovoltaik-Industrie längst keine Nischentechnologie mehr sind“, erklärt Stephan Köhne, Vorstandsvorsitzender TS Group. „Nicht nur, dass wir jetzt schon mit handelsüblichen kristallinen Modulen mithalten können. Wir sind überdies davon überzeugt, dass das Potenzial von CdTe-Modulen noch lange nicht ausgeschöpft ist.“ Das bestätigt auch Bauer.
Die Glas-Glas-Module halten deutlich länger als übliche Glas-Folien-Module
Bis Jahresende will Calyxo da noch mal eine Schippe drauflegen. „Da ist noch mehr drin.“ Die Forschung geht davon aus, dass die relativ junge Dünnschicht-Technologie Wirkungsgrade von bis zu 30 Prozent erzielen kann.
Die Produkte von Calyxo übrigens sind nicht nur effektiv und schick, sie sind auch widerstandsfähig. Die Glas-Glas-Module halten deutlich länger als übliche Glas-Folien-Module. Auch ein bewölkter Himmel macht ihnen nichts aus. Denn sie haben die Fähigkeit, auch bei wenig Licht viel Energie ausspucken zu können. Und da sind sie in ihren Erträgen sogar immer noch besser als ihre kristallinen Konkurrenten. Kurz: Das kann gut sein für die Stromrechnung.
Calyxo-Module gehen in die ganze Welt, besonders gefragt sind sie derzeit in Afrika und Europa. Und das Unternehmen ist mit seiner patentierten Technologie und seinen Produktionsprozessen offenbar auf dem Sprung zum weltweiten Technologieführer in seiner speziellen Branche. Für die Thalheimer ein Grund, die Produktion weiter auszubauen. Und genau das hat man im Blick.
Glas-Glas-Modulen können auch hoher Feuchtigkeit standhalten
So ist die Calyxo TS Solar auf der Suche nach Investoren, um neue Fabriken für großformatige Photovoltaik-Module zu bauen. „Unsere Technologie hat einen Reifegrad erreicht, der Dünnschichtmodule nicht nur effizienter macht“, ergänzt Köhne. „Wir können unsere Module auch zu niedrigeren Kosten produzieren als die marktüblichen kristallinen Photovoltaikmodule.“
Neben repräsentativen Fassaden wie in Casablanca oder im Libanon, konventionellen Dachsystemen wie auf dem Parlament in Belfast oder mobiler Infrastruktur wie in Kuwait, sieht man einen ganz neuen Markt: schwimmende Photovoltaik-Anlagen. Und dafür hat Calyxo mit Glas-Glas-Modulen das richtige Material. Die können der hohen Feuchtigkeit standhalten. Da geben Glas-Folien-Module der kristallinen Konkurrenz schnell auf. (mz)