Schweinemarkt Schweinemarkt in Bitterfeld: Was passiert nun mit der City-Brache?

Bitterfeld - Erst sollten die ambitionierten Goitzsche-Arkaden auf der innerstädtischen Brachfläche Am Plan in den Himmel wachsen. Als dieser Bitterfelder Traum platzte, forderten alle Seiten schnelle Alternativpläne für den so genannten Schweinemarkt.
Schließlich wurde als Übergangslösung zumindest ein ordentlicher und markierter Parkplatz versprochen - fertiggestellt bis zum Frühjahr 2016. Nun ist fast schon Sommer. Und es tut sich - nichts. Waren all die Debatten, Pläne und Versprechungen rund um diesen zentralen unbebauten Platz nichts als heiße Luft?
„Der Parkplatz wird wie angekündigt entstehen.“
Bitterfelds Baudezernent Stefan Hermann weist diese Vermutung weit von sich: „Der Parkplatz wird wie angekündigt entstehen.“ Begradigt und mit einem Kiesgemisch quasi grundbefestigt war die der Stadt gehörende Fläche zwischen dem Zentralen Umsteigeplatz (ZUP) und der Mühlstraße bereits Ende November worden.
Wieso erfolgte die Fertigstellung nicht wie damals angekündigt im Frühjahr? Hermann argumentiert mit dem lange fehlenden Haushalt der Stadt. „Diese Arbeiten müssen ausgeschrieben werden. Ich kann aber erst ausschreiben, wenn die Finanzierung gesichert ist.“ Das sei erst mit einem genehmigten Haushalt der Fall. „Vorher darf man nicht beginnen. Das gilt auch für die planerischen Vorleistungen.“ Allerdings ist der Haushalt inzwischen seit Wochen genehmigt. „Das stimmt. Aber wir sind zuerst die kleinen, dringend notwendigen Reparaturarbeiten angegangen, jetzt folgen die größeren Flächen.“ Hermann versichert: „In den kommenden Wochen wird was passieren.“
Altbitumen aus anderen Straßen
Klar ist schon, dass der künftige Parkplatz keine Steine und auch keine völlig neue Bitumenfläche bekommen wird. Stattdessen wolle man mit Bitumenrecycling arbeiten. Das bedeutet, dass Altbitumen, der aus anderen Straßen stammt, die saniert werden, wieder erwärmt, verdichtet und dann aufgebracht wird. Das Material könne also beispielsweise aus der Dessauer Straße in Bitterfeld oder von der B100 stammen. Das entscheide letztlich die Baufirma, die den Auftrag bekommt.
Auch Markierungen für die einzelnen Parkflächen seien vorgesehen. Ob farbig oder weiß, sei noch unklar. „Das Ganze ist zwar eine provisorische Variante, aber die hält fünf bis zehn Jahre“, versichert Hermann. Länger müsse das auch nicht sein, denn der Parkplatz sei nur vorübergehend. „Und wir brauchen ein Material, das auch schnell entfernbar ist, wenn die Bebauung kommt.“
Keine Dauerlösung
Damit verweist Hermann auf die Absicht, die Fläche langfristig zu einem attraktiven Areal als Verbindung zwischen dem Markt und der Goitzsche umzugestalten. Die Neubi hat durch den Abriss zweier alter Häuser auf der angrenzenden Fläche Richtung Goitzsche in der vergangenen Woche bereits Baufreiheit geschaffen. Aber das Wohnungsunternehmen will nicht vorpreschen. Statt einer Insellösung für ihre Fläche will sich Neubi-Chefin Birgit Wielonek lieber in ein städtisches Gesamtkonzept einbringen. Doch welche Pläne gibt es im Rathaus für diesen innerstädtischen Großbereich?
Niemand der Morgen dort anfangen könnte
„Die Neueröffnungen ringsum machen die Bebauung dort schwieriger“, sagt Hermann unter anderem mit Blick auf das Outlet-Center in Brehna. Dennoch gebe es vorsichtige Anfragen von Interessenten - sowohl lokal als auch überregional. Diese beziehen sich auf Handel, Dienstleistungen wie Restaurants und Cafés sowie Wohnen. „Aber wir haben niemanden, der morgen dort anfangen wollte.“ Man brauche dort einen Mix, der die Innenstadt anziehend macht. Doch seien in den vergangenen Jahren in Bitterfeld immer wieder Entscheidungen getroffen worden, die dieses Ziel der City-Attraktivität missachtet hätten, kritisiert Hermann.
Die Frage ist nun, wie aus dieser Grobvorstellung Schritt für Schritt praktische Maßnahmen werden. Hier warnt Hermann vor zu großen Erwartungen und blindem Aktionismus: „Stadtentwicklung ist keine Hauruck-Aktion, die auf Knopfdruck mit einer Arbeitsgemeinschaft funktioniert.“
Aktuell werde das Einzelhandels- und Zentrenkonzept überarbeitet. Dabei gehe es um Fragen wie: Bleiben wir bei der Definition als A-Zentrum? Ändern wir die Größenordnung der Verkaufs- und Handelsflächen?
Leipziger Büro soll Lage analysieren
Eine Arbeitsgemeinschaft aus Stadtrat, Verwaltung und Innenstadtverein habe zweimal getagt und ein Leipziger Büro, das sich mit Einzelhandel auskennt, beauftragt. Es soll die Situation in Bitterfeld-Wolfen analysieren samt der Veränderungen der letzten Jahre und dabei auch vorhandene Flächen wie das Outlet einbeziehen. Ende Juni soll es dann darstellen, welche Möglichkeiten für eine Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts es gibt. „Entscheiden muss dann der Stadtrat“, so Hermann. Davon hänge auch die Zukunft der Arkaden-Brache am Plan ab. (mz)