1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Schuldner-Beratung: Schuldner-Beratung: Wenn das coole Handy zur gefährlichen Falle wird

Schuldner-Beratung Schuldner-Beratung: Wenn das coole Handy zur gefährlichen Falle wird

27.01.2004, 17:04

Wittenberg/MZ/sho. - Der diplomierte Sozialarbeiter weiß, wovon er redet. 227 Menschen hat er im vergangenen Jahr bei der Schuldnerberatung der Caritas in Wittenberg betreut. Hinzu kommen die Fälle, die seine beiden Kollegen übernommen haben. "Gerade für junge Menschen ist ein Handy oft auch ein Statussymbol, das sie nutzen, ohne einschätzen zu können, welche Belastung daraus resultiert", so Harmuth. In Folge dessen sind es immer mehr junge Leute, die den Weg in die Beratungsstelle finden. Suchte in früheren Jahren hauptsächlich die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen Hilfe im Büro in der Lutherstraße, waren es 2003 nach Harmuths Aussage vermehrt Menschen um die 20, die sich eingestehen mussten, dass sie es alleine nicht mehr schaffen. Harmuth und seine Kollegen versuchen dann in einem Verbraucherinsolvenzverfahren, mit den Gläubigern zu verhandeln, einen Teilerlass der Schulden zu erwirken, Laufzeiten festzulegen und einen Rückzahlungsplan aufzustellen, damit die Schuldner wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, eine Perspektive bekommen.

"Das ist natürlich immer Verhandlungssache", so Michael Harmuth, "ich kann die Gläubiger zu nichts zwingen." Entsprechend unterschiedlich sei denn auch deren Kompromissbereitschaft. Mit Banken oder Versandhäusern gebe es tendenziell gute Erfahrungen, bei Telekommunikationsunternehmen sei es eher schwierig. Und als Faustregel gelte: "Je breiter die Verschuldung und je mehr Gläubiger, desto schwieriger ist eine außergerichtliche Einigung." Scheitert diese, muss der Weg zum Insolvenzgericht beschritten werden. Manche Probleme können relativ schnell gelöst werden, andere Verfahren ziehen sich über Jahre.

Die für Hilfesuchende kostenlose Beratungsstelle finanziert sich bislang zu je einem Drittel aus kirchlichen Mitteln, Zuwendungen des Landkreises und des Landes Sachsen-Anhalt. Das Land stellt seine Förderung in diesem Jahr allerdings um. Statt Pauschalbeträgen für Personal- und Sachkosten gibt es nun eine Einzelfallabrechnung. Und der Landkreis will sich ab 2005 aus Gründen der Haushaltskonsolidierung gar völlig aus der Finanzierung zurückziehen. "Bei dem Gedanken wird mir ganz schwummrig", gesteht Michael Harmuth, "zumal wir noch nicht abschätzen können, wie sich die Änderungen in der Sozialgesetzgebung auswirken werden."