1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Schulbesuch in Bitterfeld: Schulbesuch in Bitterfeld: Von der Goitzsche beeindruckt

Schulbesuch in Bitterfeld Schulbesuch in Bitterfeld: Von der Goitzsche beeindruckt

Von stefan schröter 04.06.2013, 17:26

bitterfeld/MZ - Die Gymnasiasten aus dem hessischen Dillenburg konnten jetzt endlich mit eigenen Augen sehen, worüber sie in den letzten Monaten unzählige Dokumente und Bücher gelesen haben: Bitterfeld.

„Das ist nicht nur unglaublich, man fühlt sich wie im Film“, erzählt der Lehrer Eckhard Scheld, der die Schüler begleitete. Zwar misslang die erfolgreiche Teilnahme bei einem Wettbewerb der FAZ und damit die von dem Preisgeld geplante Reise zum Forschungsgegenstand an die Goitzsche (die MZ berichtete). Aber mit großem Glück ging der Trip der Dillenburger jetzt doch noch in das rund 400 Kilometer entfernte Bitterfeld.

Elke Ensmenger, Vorsitzende des Fördervereins „Walrathia“ vom Bitterfelder Europagymnasium, hatte in der MZ den Text über die hessischen Gymnasiasten entdeckt: „Zuerst war ich irritiert, dass wir nicht wissen, dass sich eine andere Schule für Bitterfeld interessiert.“ Und dann setzte die Vorsitzende Hebel in Bewegung, um die Dillenburger doch noch nach Bitterfeld zu holen. „Ich sah darin eine Chance, unseren eigenen Schülern die Augen zu öffnen, wenn sie für Gleichaltrige die Touristenführer sind“, so Ensmenger. Sie besorgte sich im Internet die E-Mail-Adresse von Eckhard Scheld und brachte die Gespräche mit der Wilhelm-von-Oranien-Schule ins Laufen.

Auch die Schüler des Europagymnasiums holte Ensmenger gleich mit ins Boot. „Sie hat uns damit auf dem Schulflur überfallen“, erzählt die 16-jährige Sophie Oppermann aus Bitterfeld. Schließlich konnte mit finanzieller Unterstützung den Dillenburgern die Bitterfeld-Reise ermöglicht werden.

Und das war ein voller Erfolg. Die Eindrücke der hessischen Schüler zeigen, dass sich der Aufwand auf beiden Seiten gelohnt hat. „Es ist schön, das Ganze mal live und in Farbe zu sehen“, sagt der 19-jährige Dillenburger Schüler Benjamin Freischlad. Im Sommer mal in einer Hütte an der Goitzsche einzuziehen, kann er sich durchaus vorstellen.

Nach „Bitteres aus Bitterfeld“ und „Flugasche“ von Monika Maron sahen die Dillenburger Schüler das Bitterfeld von heute: „Wir haben ja in der Projektarbeit schon ein gutes Bild bekommen“, berichtet Philipp Brandau. „Und mir war klar, dass es besser geworden ist, aber nicht so in dem Ausmaß.“

„Wenn man aus dem Fenster schaut, dann sieht es fast aus wie an der Ostsee“, sagt die 17-jährige Laura Brown zu ihren neuen Eindrücken von der Goitzsche. Ihre Klasse wohnte in Ferienhäusern in Pouch.

Konstantin Kiffner vom Europagymnasium ist erstaunt über das Interesse der Hessen: „Es ist krass, dass sie so viel über unseren Ort geschrieben haben und teilweise mehr wissen als wir!“ Mitschülerin Sophie Oppermann ist begeistert: „Weil die Jungs erzählt haben: ’Ey, wenn hier 30 Grad sind, dann machen wir hier Urlaub.’“ Auch Erik Schroeter zieht eine positive Bilanz: „Ich fand es toll, den Dillenburgern Bitterfeld-Wolfen zu zeigen und sie davon zu überzeugen, dass es eben nicht mehr die dreckigste Stadt in Europa ist.“

Mit einem halbvollen Bus waren die Bitterfelder Schüler zu Beginn in Richtung Dillenburg gefahren, um ihre Gäste abzuholen. Zusammen besuchten sie zunächst ein Grenzmuseum an der hessisch-thüringischen Grenze. Im Industrie- und Filmmuseum in Wolfen haben sich die Schüler beider Schulen „Tage des Sturms“ angesehen und damit die Geschehnisse des 17. Juni 1953 in den Mittelpunkt des Treffens gerückt.

Schon nach zwei Tagen war das hessisch-sachsen-anhaltische Treffen beendet. Aber es könnte eine Fortsetzung finden. Denn Eckhard Scheld hat die Bitterfelder jetzt nach Dillenburg eingeladen.