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Schöner Narziss und die Strafe Gottes

Von Uljana Wuttig-Vogler 06.04.2007, 16:21

Pouch/MZ. - Dort ist nicht nur alles sehr liebevoll österlich geschmückt, sondern auch die Pflanzenwelt präsentiert sich in voller Farbenpracht. Allen voran sind es die Osterglocken, die den Garten in ein kleines, leuchtend gelbes Blütenmeer verwandeln. Im vergangenen Jahr haben rund 1 000 Stück geblüht, erinnert sich das Ehepaar. In diesem Frühling dagegen seien es deutlich weniger. Eine Ursache dafür können sie nicht ausmachen. Solche Schwankungen seien normal.

Die Narzissen gelten neben den Tulpen als Sinnbild des Frühlings. Die bekannteste unter ihnen ist die Trompetennarzisse, die die volkstümliche Bezeichnung "Osterglocke" trägt, was einfach daher rührt, dass sie üblicherweise zu Ostern blüht. Wie bei vielen anderen Kultblumen rankt sich auch um die Narzisse eine Legende zu ihrer Entstehung.

Diese erzählt, dass der atemberaubend schöne Grieche Narziss, der Sohn des Flussgottes Kephios, die Liebe der Bergnymphe Echo verschmähte. Diese verzehrte sich daraufhin vor Gram derart, dass sie zu einem Felsen wurde, dem nur noch die Stimme blieb, daher die Bezeichnung Echo. Um die Herzlosigkeit des jungen Mannes zu vergelten, bestraften ihn die Götter damit, dass er in unstillbarer Liebe zu sich selbst entbrannte.

Weil er schließlich sein eigenes Spiegelbild umarmen wollte, stürzte er ins Wasser und ertrank. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um den Toten zu verbrennen. Als aber die Flammen seinen Leichnam berühren wollten, wurden diese entrückt, zurück blieb eine Blume, strahlend schön und duftend - eine Narzisse. Sie trägt in ihrer Blütenkrone einen Kranz und zeigt damit Narziss, wie er sich über das Wasser beugt und sich selbst betrachtet. Nach diesem Geschehen nennt man einen Menschen, der in sich selbst verliebt ist, einen Narziss.

Der Name bedeutet aber auch "ich betäube". Der schöne griechische Jüngling betäubte die Frauenwelt, die Blume tut es mit ihrem Gift. Es steckt vor allem in ihren Zwiebeln. Die Züchter ließen sich nicht davon abbringen. Ihnen ist es zu verdanken, dass es mittlerweile einige tausend Narzissen-Arten gibt.

Bei den Schalinskes stehen acht Arten. Darunter sind gefüllte und solche mit drei Blüten an einem Stängel. "Wir schauen ganz bewusst die Gartenkataloge nach neuen Arten durch", erzählt Schalinske. "Wir wollen ja etwas Extravagantes haben." Narzissen sind übrigens sehr pflegeleichte Pflanzen, deshalb sind sie die erklärten Favoriten vieler Kleingärtner. Auch die beiden Poucher haben keinen Kummer mit ihren Osterglocken. Alle paar Jahre werden die Zwiebeln mal aus der Erde geholt. Wenn das Laub nach der Blüte verwelkt ist, werden sie ausgegraben, um dann zur Pflanzzeit im Herbst wieder ins Beet gesetzt zu werden. Dann beginnt sich das Poucher Ehepaar schon wieder auf den Lenz zu freuen. Denn: "Brot ist das Essen für den Körper und Narzissen sind das Essen für die Seele", wie der Prophet Mohammed im 16. Jahrhundert festgestellt haben soll.