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Schmerztherapie Schmerztherapie: Dessau ersetzt Bitterfeld

Von Alexander Schierholz 27.05.2002, 16:35

Bitterfeld/MZ. - Die Einstellung der Schmerzsprechstunde am Kreiskrankenhaus Bitterfeld-Wolfen hat zu großen Protesten betroffener Patienten geführt. Jetzt könnte der Unmut noch wachsen. Denn statt Bitterfeld bietet nun das Diakonissenkrankenhaus in Dessau eine spezielle Schmerztherapie an. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalts bestätigte auf MZ-Nachfrage, dass dafür eine Genehmigung erteilt wurde.

Rückblick: Vor wenigen Wochen hatte der Zulassungsausschuss bei der KV entschieden, die von der Oberärztin für Anästhesiologie, Steffi Friedrich, angebotene Schmerzsprechstunde in Bitterfeld nach einem Jahr nicht zu verlängern. Zur Begründung hatte es geheißen, zwei niedergelassene Ärzte in Wolfen und Dessau könnten den vorhandenen Bedarf abdecken (die MZ berichtete).

Dennoch genehmigte der Ausschuss mit Wirkung vom 1. März einer Ärztin im Diakonissenkrankenhaus Dessau die spezielle Schmerztherapie. Das Leistungsangebot sei sogar noch etwas größer als das an der Bitterfelder Klinik, erklärte eine KV-Sprecherin. Wie bisher für Bitterfeld benötigten Patienten allerdings auch für Dessau die Überweisung eines Facharztes, in diesem Fall von Orthopäden oder Anästhesisten.

Den Vorsitz im Zulassungsausschuss führte jeweils die AOK. Eine Sprecherin der Kasse sagte, eine Prüfung in Dessau habe ergeben, dass der zusätzliche Bedarf für Schmerztherapie vorhanden sei. Warum das im Falle Bitterfeld noch verneint worden war, konnte sie nicht erklären. Der Kreis und die Stadt Dessau bilden einen medizinischen Versorgungsbereich.

Richtig ist aber offenbar: Das Angebot reicht nicht aus. Laut KV gibt es in Dessau und im Kreis Bitterfeld zwei niedergelassene Schmerztherapeuten: einen Orthopäden in Wolfen und die Dessauer Gemeinschaftspraxis Hendrich/Zierau. Wie Mirko Zierau der MZ sagte, sei der Andrang so groß, dass man sogar Patienten ablehnen müsse. "Ausnahmen machen wir nur bei Tumor-Erkrankungen und wenn eine rasche Versorgung notwendig ist", erklärte der Arzt für Anästhesie. Die Wolfener Praxis konnte wegen Urlaubs nicht befragt werden.

Unter chronischen Schmerzen leidende Patienten, die bisher bei Steffi Friedrich in Behandlung waren, befürchten, nun längere Fahrten auf sich nehmen zu müssen. "Das kann man uns nicht zumuten", meint etwa Hannelore Arndt aus Gröbern. Die Gräfenhainicherin Ingrid Zornow ließ sich bisher von ihrem Mann nach Bitterfeld fahren. "Das ging nur, weil ich dort sofort dran kam." Längere Wartezeiten könne sie nicht in Kauf nehmen. "Ich kann mich jetzt nur von meiner Hausärztin mit Schmerzmitteln versorgen lassen, aber ohne Therapie hat das wenig Sinn."

Nicht nur Arndt und Zornow schwören auf die Behandlung in Bitterfeld. "Erst Frau Friedrich hat mir wirklich geholfen", sagt Helgard Schumann aus Holzweißig, die seit Jahren unter starken Schmerzen im Bein leidet.