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Schach per Postkarte Schach per Postkarte: 1883 brachte der Zug den nächsten Zug von Löberitz nach Dessau

Von Sylvia Czajka 07.06.2020, 12:00
Geschichte braucht eben seine Zeit. Konrad Reiß hat 35 Jahre recherchiert. Jetzt ist das Schachbüchlein erschienen.
Geschichte braucht eben seine Zeit. Konrad Reiß hat 35 Jahre recherchiert. Jetzt ist das Schachbüchlein erschienen. André Kehrer

Löberitz - Ein Feuer im Kamin, ein Gläschen Wein - so kann sie beginnen, die wahre Geschichte über zwei Partien im Spiel der Könige. Lang, lang ist’s her. Die dauerten im Jahre 1883 etwa neun Monate. Doch für Konrad Reiß, der die Geschichte notierte, recherchierte waren es 35 Jahre. Zug um Zug.

Und sie beginnt so: „Wenn Sie sich mit dem Büchlein ,Der Correspondenz-Schachkampf zwischen der Stadt Dessau und dem Dorf Löberitz’ beschäftigen wollen, dann müssen Sie alles vergessen, was uns unsere Zeit so an Kommunikationsmitteln beschert. Angefangen vom Radio, dem Fernsehen, dem Telefon und dem Telefax. Auch das Internet spielt dort keine Rolle. Egal ob es langsam oder schnell ist ...“

Ein Schachspiel per Postkarte zwischen Löberitz und Dessau

Man nahm sich nämlich noch Zeit, erzählt Reiß, der Leiter des Schachmuseums Löberitz. Alles lief per Postkarte. Die gelangte von Löberitz zu Fuß zur Poststelle nach Zörbig und dort ging’s per Zug nach Dessau. Die Residenzstadt vertrat damals übrigens der Kaufmann Otto Rosenbaum, während für das Dörfchen Löberitz Ziegeleibesitzer Franz Ohme die Figuren platzierte.

Um es vorweg zu nehmen: Die Dessauer konnten am Ende mit Remis und Sieg punkten. Ob das alles so mit rechten Dingen zuging, das kommentiert im Büchlein kein Geringerer wie der Schachgroßmeister Robert Hübner.

Corona macht auch um die Löberitzer Schachgemeinschaft 1871 keinen Bogen

Für Konrad Reiß ging es bei der Geschichtsaufarbeitung nicht um Erfolg oder Niederlage, sondern, um das Abenteuer Schach, um neue Bekanntschaften, um die Geschichten hinter der Geschichte. Auch die finden aufmerksame Leser, wenn sie das Büchlein bis zum Ende lesen. Es geht um eine Aktentasche voller Dokumente, aber auch um einen Privatdetektiv, der von München aus die Spur aufnahm, die nach Brandenburg führte. Schach ist eben nicht nur ein Spiel, sondern viel mehr.

Natürlich macht auch Corona um die Löberitzer Schachgemeinschaft 1871 keinen Bogen. Und da Schachspieler pfiffig sind, habe man sich rund ums Schachbrett auch etwas einfallen lassen. Was die traditionellen Schachtage Ende Juni anbelangt, die werden nur intern im Vereinsrahmen stattfinden, bedauert Reiß. Als Bonbon, verrät er, werde seine Neuerscheinung in Sachen Fernschach für jeden zugänglich und am 26., 27. und 28. Juni unter www.schachmuseum-loeberitz.de online gestellt. (mz)

Das Schachmuseum in Löberitz hat dienstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Termine können unter [email protected] vereinbart werden. Auch das Buch ist über ihn erhältlich. Es ist in einer begrenzten Auflage von 100 Stück erschienen.

Per Postkarte gelangten die Infos zum Schachgegner.
Per Postkarte gelangten die Infos zum Schachgegner.
André Kehrer
Sicher ist sicher: Auch die Schachspieler trennt eine Scheibe.
Sicher ist sicher: Auch die Schachspieler trennt eine Scheibe.
André Kehrer