Sanierungsbedarf in Zörbig Sanierungsbedarf in Zörbig: Macht teurer Wohnbestand für die Stadt noch Sinn?

Zörbig - Die Stadt Zörbig besitzt 150 Wohnungen. Es ist ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Theoretisch. Denn von der Nähe zu Ballungszentren profitiert die Kommune nicht. 22 Prozent aller Wohnungen sind nicht vermietet. Der Sanierungsbedarf ist erheblich. Und Geld zum schnellen Handeln gibt die Stadtkasse nicht her. Gerade erst wurde der Haushalt für das laufende Jahr auf den Weg gebracht: mit einem Minus von fast einer Million Euro.
Was tun? Sanieren, abreißen, neu bauen oder verkaufen? „Wir müssen aus der Denkweise heraus, hier mal was zu tun oder dort mal was zu machen“, erklärt Kämmerer Frank Herbsleb. „Wir brauchen ein Konzept für das Ganze, nicht das Punktuelle“, fügt er hinzu.
Die Aufforderung, neu zu denken, kommt nicht von ungefähr. Zwar kann Matthias Koth, Chef der im Auftrag der Stadt tätigen Haus- und Grundstücksverwaltung, von Mieteinnahmen für das Jahr 2018 in Höhe von 311.000 Euro berichten. Davon sind allerdings kaum mehr als 60.000 Euro für die Sanierung drin.
Große Teile des Zörbiger Wohnbaubestandes sind deutlich in die Jahre gekommen
Allein die Dachinstandsetzung eines kommunalen Gebäudes in Spören schlägt mit 40.000 Euro zu Buche. Für große Sprünge reicht es hinten und vorn nicht. Zumal auch in Zörbig Mietrückstände auflaufen. Gut 4.000 Euro sind es nach Auskunft des Verwalters aktuell. Hinzu kommt, dass manche Wohnung nach dem Ableben eines Mieters voll möbliert an die Stadt zurückgehe. „Das Erbe wird ausgeschlagen und wir bleiben auf allem sitzen“, sagt Koth.
Die Probleme sind nicht von der Hand zu weisen. Allerdings sind sie gesamt gesehen nicht riesig. Wirklich kritisch wird es woanders. Große Teile des Zörbiger Wohnbaubestandes sind deutlich in die Jahre gekommen. „Dort zum Beispiel Barrierefreiheit hinzubekommen, ist nicht nur baulich schwer. Das kostet auch richtig viel Geld“, betonte Bürgermeister Rolf Sonnenberger (parteilos) schon vor Monatsfrist im Zusammenhang mit der Diskussion um eine für alle Generationen lebenswerte Stadt.
„Wir werden uns von einzelnen Gebäuden trennen müssen“
CDU-Stadtrat Matthias Egert fordert hingegen eine Prioritätenliste für die Sanierung und den Verkauf von städtischen Immobilien ein. Noch deutlicher wird Kämmerer Frank Herbsleb. „Wir werden uns von einzelnen Gebäuden trennen müssen“, sagt er, ohne ins Detail zu gehen. Angesichts des alten und oft deutlich sichtbar sanierungsbedürftigen Gebäudebestandes könnte die Kernstadt Zörbig eine nicht unwesentliche Rolle im Gedankenspiel einnehmen. Offen geredet wird unter anderem aber auch über Wohnblöcke etwa in Quetz.
Fest steht offenbar, dass weder das kommunale Bauamt noch der seit Jahren für die Stadt tätige Grundstücksverwalter allein die Weichen Richtung Sanierung oder Verkauf stellen können. Im Falle des Falles soll deshalb externer Sachverstand helfen.
Umfrage für Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts
Auf Hilfe von außerhalb wird bereits bei der Frage nach den Bedürfnissen älterer Einwohner gesetzt. Mitarbeiter des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben das Projekt „Pflege im Quartier - heute und morgen“ in Zörbig auf den Weg gebracht und wollen die Ergebnisse einer Briefumfrage unter 5.000 Einwohnern als Handreichung für das Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts an die Stadt weiterleiten. Die Fragebögen werden jetzt verschickt. (mz)