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Sandersdorf-Brehna Sandersdorf-Brehna: Vision für Vogelpark geplatzt

Von christine färber 02.06.2015, 06:55
Der Wohnpark am See in Zscherndorf - im Volksmund Vogelpark genannt.
Der Wohnpark am See in Zscherndorf - im Volksmund Vogelpark genannt. Thomas Ruttke Lizenz

Sandersdorf - Man ist irgendwie an Dürrenmatts Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ erinnert. Nur geht es hier, in Zscherndorf, nicht um die Rache einer alten Dame, die an den Ort ihrer Verletzung zurückkehrt, sondern um Investitionen eines älteren Herren, der auch an den Ort zurückkehrt, in dem man keine guten Erinnerungen an ihn hat. Der Mann heißt Peter Vogel und ist in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund - allerdings hat er weniger gute Eindrücke, dafür viel verbrannte Erde hinterlassen (die MZ berichtete).

Kurz und gut - Vogel, der über Jahre abgetaucht war und seine private Insolvenz überstanden hat, will nun mit Investoren seinen Wohnpark am See weiterentwickeln. Zehn bis zwölf Einfamilienhäuser sollen zunächst entstehen.

Doch zu dem Plan sagen die Stadträte von Sandersdorf-Brehna: nein. Die Mehrheit hat den „Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplanes zur Erweiterung des Wohnparks am See“ abgelehnt. Vor allem aus emotionalen Gründen. Aber auch, weil viele davon überzeugt sind, mit einem Mann, der die Kommune seinerzeit vor ernsthafte Probleme gestellt hat und der heute „vom Glück der Verjährung“ profitiert, macht man keine Geschäfte.

Bürgermeister Andy Grabner (CDU) ist die Enttäuschung über die Entscheidung förmlich anzusehen. Eindringlich hat er dafür geworben, den Beschluss zur Aufstellung des B-Plans auf den Weg zu bringen und sich damit eine Option zu sichern. Auch der Ortschaftsrat von Zscherndorf hatte bereits Vorstellungen, das Projekt nach vorn zu bringen. Aus gutem Grund: Schließlich, so Ortsbürgermeister Michael Aermes (CDU), bereichern neue Einwohner den Ort, machen ihn attraktiver, Kitas und Schulen könnten von weiteren Kindern profitieren und nicht zuletzt würden mehr Steuern in die Kasse der ganzen Stadt gespült. Das würde ihr natürlich gut zu Gesicht stehen.

Seit Jahren schwelendes Problem

„Hier steht die Attraktivität des Ortsteils Zscherndorf auf dem Plan“, sagt Bürgermeister Andy Grabner und benennt ein seit Jahren schwelendes Problem in Zscherndorf, das mit einem „Ja“ der Stadträte schnell hätte gelöst werden können: Im so genannten Vogelpark liegt manches im Argen. Die Parksituation zum Beispiel ist für die Mieter unbefriedigend, auch die Versorgung mit Wasser tröpfelt so dahin - Probleme, die wegen der bestehenden Eigentumsverhältnisse von der Kommune nicht angepackt werden können. Die Bedingung dafür, dass Vogel in Zscherndorf sein Projekt umsetzen kann, sollte deshalb sein, dass er die Verkehrs- und Parkflächen einschließlich aller unterirdischer Medien der Stadt kostenfrei übergibt. Er ist dazu bereit.

Doch das überzeugt nicht die Mehrheit im Sandersdorfer Rathaussaal. Der Ruf einiger Räte, doch klaren Sachverstand walten zu lassen und die Emotionen runterzufahren, wenn es um Vogel geht, verhallt.

Das „Nein“ allerdings hat Folgen. Es schiebt das gesamte Projekt erstmal in weite Ferne. „Damit blockieren wir eine Entwicklungschance“, stellt Aermes fest. Udo Mölle (Die Linke) verteidigt die Entscheidung. „Das gebrannte Kind scheut das Feuer“, sagt er und spielt auf die Vergangenheit an. Aus wirtschaftlicher Sicht gebe er den Befürwortern Recht, die mit der Entwicklung der Wohnanlage die Entwicklung der Stadt im Blick haben - aber aus moralischen Gründen eben nicht. Das Ansehen der Stadt werde geschädigt, öffne man Vogel nun Tür und Tor, so Udo Mölle. (mz)