Rundgang in Plodda Rundgang in Plodda: Stimmgewaltiger Rekord statt verschlafener Ort

Plodda - Keine Kneipe, kein Laden, nicht einmal eine Kirche. Plodda hat auf den ersten Blick nicht viel mehr als eine mittlerweile 631 Jahre währende Geschichte zu bieten. „Wir sind für viele sicher ein reiner Schlafort“, sagt Ortsbürgermeister Werner Glowa. Sein Amtsvorgänger Ralf-Peter Reiband geht noch weiter. „Bei uns ist tote Hose.“
Beide wissen, dass ihre Aussagen nur bedingt der Wahrheit entsprechen. Zwar drängt sich der seit 2010 zur Gemeinde Muldestausee gehörende Ort nicht unbedingt in den Mittelpunkt. Auf den zweiten Blick ist er aber gerade für Ruhesuchende und Familien mit Kindern ein guter Tipp zum Leben. Vorausgesetzt, die sind mobil. Denn Schule, Kita, Arzt, Einzelhandel gibt es erst in einigen Kilometer Entfernung. Glück brauchen sie allerdings auch. Denn freie Baugrundstücke gibt es nicht mehr. Und zum Verkauf angebotene Häuser gibt es praktisch auch kaum.
Warum ist die Nachfrage so groß? „Weil du die Kinder hier einfach auf der Straße spielen lassen kannst.“ Werner Glowa kennt Plodda wie seine Westentasche und blickt voller Tatendrang nach vorn.
„Wir haben noch sehr viel vor in den kommenden Jahren“
„Wir haben noch sehr viel vor in den kommenden Jahren“, erklärt der Mann, der das Dorf als Glück versteht, seine Brötchen aber als Berufsfeuerwehrmann auf dem Leipziger Flughafen verdient. Wie viele andere Ploddaer hat er kein Problem mit der Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort. So fällt die Trennung zwischen beiden Dingen leicht. Plodda ist Heimat und der Ort, der entwickelt werden soll.
In den Plänen wird das ausgediente Feuerwehrgerätehaus in der Dorfmitte zum entscheidenden Faktor. Als die Kameraden sich mit den Nachbarn zur Feuerwehr Schmerzbach zusammengeschlossen hatten und das Gerätehaus leer stand, warfen die Mitglieder der 1. Schalmeienkapelle Plodda ihren Hut in den Ring.
Der Verein schloss mit der Gemeinde einen 20 Jahre währenden Pachtvertrag und will das Haus zum Dorfmittelpunkt machen. Das Schalmeienspiel wird schon im Gebäude geprobt. Bald soll es Treffen für die Rentner geben. „Und am 26. Oktober gibt es unsere erste große Veranstaltung“, erklärt Glowa. Dann ist Halloweenparty mit Fackelumzug und der Schalmeienkapelle an der Spitze.
Das größte Schalmeienorchester der Welt auf die Beine gestellt
Die Musiker verstecken sich ohnehin nicht. Zweimal schon schafften sie es ins Guinnessbuch. Sie hatten das größte Schalmeienorchester der Welt auf die Beine gestellt. 2007 machten 723 Leute Musik. 2012 waren es 812. „Und 2022 zum 60. Geburtstag der Kapelle wollen wir alles noch toppen“, sagt Glowa, der eben nicht nur Ortsbürgermeister ist. Auch er spielt Schalmei. Gern, laut und lange.
Die Laune stimmt, wenn er mit Amtsvorgänger Reiband über Plodda erzählt. Man braucht sich nicht zu verstecken. „Wir haben die Kapelle. Wir haben einen guten Zusammenhalt im Ort. Und wir haben eine Deutsche Meisterin im Taekwondo.“ Titelträgerin Karla Selbmann trainiert in Gröbern. Zu Hause ist sie in Plodda. Dort, wo am Sandberg der Spielplatz neu gestaltet wurde und alljährlich mit dem Ploddstock ein Fest für Freunde der härteren Musik gefeiert wird.
Also alles gut in Plodda, wo auch der Reiterhof der Familie Hechtner zu finden ist? „Es brennen uns schon einige Dinge auf den Nägeln“, betont Werner Glowa. Als „absolut unbefriedigend“ bezeichnet er den Zustand der Alten Mühlstraße. Deren Verlängerung Richtung Friedhof ist mehr Buckelpiste als Straße. „Ein Schild aufstellen und auf Schäden aufmerksam machen reicht nicht. Hier muss dringend saniert werden.“ Worauf die Ploddaer seit Jahren ebenso warten, ist der Anschluss ans überregionale Gasversorgungsnetz. Wann es den geben wird, ist allerdings völlig offen. (mz)


