Rückzug in den Ratssaal Wolfen Rückzug in den Ratssaal Wolfen: Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen verlässt trotz hoher Inzidenz das Kulturhaus

Wolfen - Es war eine logische Reaktion auf die Corona-Lage: Mehrfach hat der Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen im Kulturhaus getagt. Sowohl im April und Juni als auch im Dezember 2020.
Seitdem hat sich die Situation jedoch nicht gebessert, sondern verschärft: Der Landkreis hat eine der höchsten Inzidenzen in ganz Deutschland und Bitterfeld-Wolfen die meisten Neuinfektionen im Kreis. Um so unverständlicher ist die plötzliche Kehrtwendung des Stadtrats: Seine Sitzung findet am Mittwoch wieder im Ratssaal Wolfen statt. Dort ist jedoch viel weniger Platz als im Kulturhaus. Warum also diese Entscheidung?
Kritik aus Rat wurde vor dem Umzug aufgegriffen
„Das war eine Anregung aus dem Stadtrat“, betont Stadtsprecher Detmar Oppenkowski. Tatsächlich hatte auf der Dezember-Sitzung AfD-Fraktionschef Kay-Uwe Ziegler moniert, dass im Kulturhaus die Bedingungen unzureichend seien. So würden Ablagen für Unterlagen fehlen. Eine Verständigung mit Fraktionskollegen sei nahezu unmöglich. Auch aus anderen Fraktionen war Kritik am Ort laut geworden.
„Das haben wir ernst genommen und nach Alternativen gesucht“, so der Sprecher. Man habe verschiedene Optionen geprüft und sich für den Ratssaal entschieden, weil dieser für solche Veranstaltungen prädestiniert sei. Dabei hatte Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) noch im Juni gelobt, wie gut es sei, dass das Kulturhaus städtisch ist und man den Saal als Ausweichmöglichkeit hat, weil da Abstandsregeln besser einzuhalten seien. Also trotz Inzidenzrekord die Kehrtwende.
„Zwischen Mitarbeitern der Verwaltung werden Wände aus Plexiglas aufgestellt“
Oppenkowski räumt ein, dass man im Ratssaal mit Einschränkungen leben müssen wird. Das werde auch zur Begrenzung der Zuschauerzahlen führen. Doch könne man den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten. „Und zwischen Mitarbeitern der Verwaltung werden Wände aus Plexiglas aufgestellt.“
Die Stadtratsvorsitzende Dagmar Zoschke (Die Linke) kann die Kritik ihrer Abgeordneten-Kollegen und -Kolleginnen am Kulturhaus-Saal verstehen. „Für eine Sechs-Stunden-Sitzung wie im Dezember ist der Saal tatsächlich ungeeignet.“ Doch der Rückzug in den Ratssaal sei auch nicht ihre erste Option gewesen. „Ich hatte den Saal 063 im Kulturhaus im Blick.“ Der scheine ihr rein optisch mehr Platz zu bieten.
Hoffen, dass sich alle an die Hygieneregeln halten
Doch die Verwaltung habe nachgemessen und versichert, dass der Ratssaal etwas größer sei. „Die 1,50 Meter seien einzuhalten. Ich habe trotzdem meine Bedenken, weil der Saal durch die Säulen so gedrungen ist.“ Natürlich wäre der große Saal im Kulturhaus vom Platz her besser.
Doch bräuchte man zumindest Klapptische wie in Hörsälen. Was im Kulturhaus aber nicht möglich sei. Sie könne nur hoffen, dass sich alle an die Hygieneregeln halten. „Manche vergessen bei Gesprächen dann doch schnell den Mindestabstand.“ (mz)