RTL-II-Reportage aus Wolfen RTL-II-Reportage aus Wolfen: "Grandiose" Quote aber Frust im Rathaus

Bitterfeld - Die neue dreiteilige RTL-II-Doku „Hartz und herzlich“ aus den Plattenbauten von Wolfen hat zwiespältige Reaktionen hervorgerufen.
Bitterfeld-Wolfens Stadtsprecherin Katrin Kuhnt findet den Stadtteil „sehr einseitig dargestellt“. Wolfen-Nord habe weitaus mehr zu bieten als Abriss und verfallene Plattenbauten. „Und auch die Menschen, die in dem Beitrag gezeigt wurden, sind nicht beispielgebend für alle Hartz-IV-Empfänger.“
Stadtentwicklerin kritisiert Fernsehformat
Die Art und Weise der Darstellung sei aber nicht überraschend gewesen, sagte Birgit Wessel von der Bitterfeld-Wolfener Stadtentwicklungsgesellschaft. „Es ist nicht das Ziel dieses Fernsehformats, die breite Meinung einzuholen.“ Sonst hätte man auch positive Aspekte dieses Neubaugebietes in den Fokus gerückt: eine hervorragende Infrastruktur mit Ärzten, Pflegediensten, Versorgungseinrichtungen und öffentlichem Nahverkehr, eine ausgebaute Landschaft mit Begegnungsstätten, Jugendklubs und kulturellen Angeboten und viele Bewohner, die sich durchaus sehr wohlfühlen. Schade finden beide, welches Bild eine solche Reportage bei Fremden hinterlässt und welche Auswirkungen es für jene hat, die dort leben.
RTL II nahm zu den Kritiken wie folgt Stellung:
„Hartz & Herzlich“ ist eine Sozialdokumentation, für die wir über vier Monate vor Ort in Wolfen-Nord gedreht haben. Inklusive der Recherchephase hat die beauftragte Produktionsfirma über ein Jahr Arbeit für die Dokumentation aufgewendet und mit etlichen Personen und Institutionen Gespräche geführt. Die Dokumentation versucht, eine möglichst realitätsnahe Abbildung des Lebens in den Plattenbauten zu zeichnen. Wie bestreiten die Menschen in der Siedlung ihr Leben, die allesamt mit den gleichen Rahmenbedingungen konfrontiert sind? Dabei verzichten wir auf eine dramaturgische Zuspitzung, zeigen aber wohl, was in Wolfen-Nord Alltag ist. Dabei gibt es natürlich beklemmende Momente, ebenso ist das Zusammenleben aber auch von Versöhnung und Herzlichkeit geprägt – all das wird gezeigt.
Quote in werberelevanter Zielgruppe bei 8,6 Prozent
Mit der Doku hat sich RTL II nach dem Westen (Duisburg) und Süden (Mannheim) der Republik erstmalig dem Osten Deutschlands gewidmet. Bei den Zuschauern kam das an: Mit 1,35 Millionen Zuschauern und 4,7 Prozent kam der erste von drei Zwei-Stunden-Filmen beim Publikum sehr gut an.
In der werberelevanten Zielgruppe wurden 8,6 Prozent bei 0,82 Millionen verzeichnet. Zum Vergleich: Drei zuletzt gezeigte Wiederholungen sowie eine neu produzierte Rückkehr in die „Eisenbahnsiedlung von Duisburg“ hatten sich zuletzt mit 6,2 bis 6,9 Prozent begnügen müssen.
„Ufa Show und Factual“, der Produzent der Doku, feierte die Quote auf Twitter als „grandios“ und „stark“. (mz/ung/sb)