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Einst Leiter der Kreisfilmstelle Reinhard Klietz: "Meine Wolfener Geschichten" als Buch veröffentlicht

Von Tim Fuhse 28.04.2020, 11:02
„Das Kino hat mich geprägt“: Reinhard Klietz mit einer Filmrolle.
„Das Kino hat mich geprägt“: Reinhard Klietz mit einer Filmrolle. Klietz

Wolfen/Norderstedt - Der Weg zur Kutsche musste mit Kleingeld ausgelöst werden. Dafür sorgten die Kinder, die sich mit einem Band vor dem frisch getrauten Brautpaar aufbauten. Ein Brauch, der sich am alten Standesamt in Wolfen einst großer Beliebtheit erfreute - zumindest nachmittags. „Paare, die nach der Schulzeit geheiratet haben, waren fällig“, sagt Reinhard Klietz.

Die Anekdote aus seiner Kindheit ist eine von vielen, die der Rentner zu Papier gebracht hat. In dem Buch „Meine Wolfener Geschichten“ lässt Klietz das Heranwachsen und Leben vor Ort auf rund 130 Seiten Revue passieren. Der erste Band dokumentiert die Jahre 1952 bis 1970.

„Das sind ganz persönliche Erinnerungen“, sagt der gebürtige Halberstädter, der in jungen Jahren nach Wolfen kam. Erinnerungen vom Leben in der und um die Leipziger Straße etwa. Von der Einschulung. Oder von dem riesigen Roboter, den die Kinder mit Alteisen fütterten. „Martin braucht Schrott, das war eine Aktion in der DDR“, erklärt Klietz. Später folgen Zeilen über die Lehre, über die Zeit bei der Armee, über das Clubhaus. Aufgeschrieben hat der Rentner all das in Norderstedt.

Hier, an der Grenzen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein, lebt er heute. Über Rostock hat es ihn irgendwann in den Norden verschlagen, später folgte er schließlich den Kindern gen Westen.

Die Familie war es auch, die ihn dazu gebracht hat, seine Wolfener Erinnerungen in geschriebenes Wort zu fassen. „Mein zweitjüngster Enkel hat gefragt“, sagt Klietz. „Wie war denn das damals?“ Der Großvater erzählte gern. Denn, was die Kinder in der Schule über die DDR lernten, war für ihn kein vollständiges Bild. „Es gab noch mehr außer Stasi“, sagt der Rentner. Schöne Tage im Stadtbad etwa. Oder an der Sandersdorfer Förstergrube. Die Region sei eben nicht nur Chemiestandort gewesen.

Das ist noch so etwas, das Klietz stört - das schlechte Image, das seiner langjährigen Heimat oft zugeschrieben werde. „Man glaubt gar nicht, wie grün Wolfen eigentlich gewesen ist“, sagt er. Natürlich habe es Gestank gegeben, habe man die Wäsche eben von der Leine nehmen müssen, wenn der Wind aus der falschen Richtung kam. Aber: „Wir haben dort gelebt, und nicht schlecht.“

Dafür hat auch eine Passion gesorgt, die Klietz im Berufsleben entdeckt hat. Und die ihn nie mehr loslassen sollte. 1972 wurde er Leiter der Kreisfilmstelle in Bitterfeld. Von da an hieß es: Defa-Streifen, russische Klassiker. Lange vor Ort, dann auch an anderen Standorten. „Ich bin bis zum Eintritt ins Rentenalter beim Film geblieben“, sagt Klietz. „Das Kino hat mich geprägt.“

Aus dieser Zeit soll bald ein zweiter Band erzählen. Zunächst aber hat Klietz aufgeschrieben, was er in den Jahren zuvor erlebt hat. Denn da gibt es noch etwas, das ihn geprägt hat: Wolfen.

››Das Buch „Meine Wolfener Geschichten“ kostet 6,50 Euro. Es kann per Mail an [email protected] bei Reinhard Klietz bestellt werden. (mz)

Das Cover des Buchs
Das Cover des Buchs