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Quarzglashersteller Heraeus Quarzglashersteller Heraeus: In Bitterfeld-Wolfen entstehen 72 neue Arbeitsplätze

Von Christine Färber 27.06.2017, 05:00

Greppin - Glas ist der Stoff, aus dem die Zukunft ist: hochreines Quarzglas, das das Unternehmen Heraeus in Greppin synthetisch herstellt. Denn das ist der Rohstoff für superschnelles Internet. Und den reißen sich die Kunden quasi aus den Händen.

Industrie 4.0, Datenautobahn, soziale Medien, Datencenter - kurz: die Nachfrage steigt enorm. Und zwar so, dass Heraeus jetzt ein drittes Werk an seinem Standort in Bitterfeld errichtet, das ab 2018 produzieren wird.

Dafür investiert das in Hanau (Hessen) ansässige Familienunternehmen eine nach eigenen Worten „mittlere zweistellige Millionensumme“. Das Team in Bitterfeld wird sich dann von 530 Mitarbeitern um 72 erweitern - vom Ingenieur bis zum Facharbeiter.

Ein Drittel des Weltbedarfs an hochreinem synthetischen Quarzglas kommt heute von Heraeus

In der neuen Anlage, sagt Werkleiter Hagen Sandner, werden mit einer weiterentwickelten Technologie die für die Glasfaserherstellung benötigten Rohzylinder produziert. Und die sind nach einem komplizierten Produktionsprozess lupenrein. Im wahrsten Sinne.

Sandner lächelt und nickt. „Ja, man könnte selbst durch eine 100 Meter dicke Fensterscheibe schauen und noch alles erkennen.“ Verrückt. Doch wäre es nicht so, stünde das Unternehmen nicht dort, wo es steht. Rund ein Drittel des Weltbedarfs an hochreinem synthetischen Quarzglas kommt heute von Heraeus.

China und die USA sind wichtige Kunden

Vor allem China ist ein wichtiger Kunde, auch die USA. Überhaupt - immer mehr Nachfragen kommen aus der ganzen Welt. Auch in Deutschland sind noch längst nicht alle Unternehmen und Privatanschlüsse verkabelt. „100 Megabite sind heute Standard“, sagt Sandner. Highspeed um die Welt. Die Konkurrenz schläft nicht.

Auch die von Heraeus. Doch da hat Sandner einen Trumpf in der Hand: Die Prozesse, durch die hochreines Quarzglas entsteht, sind nicht so einfach reproduzierbar, erklärt er. Außerdem: Einen kurzen Blick in die Welt, in der die Rohzylinder auf der Stange wachsen wie ein Baumkuchen, ist gestattet. Ansonsten: alles streng geheim.

Ausgangsmaterial für haardünne Glasfaserkabel in 7.000 Kilometer Länge

Die drei Meter langen und 250 Kilo schweren Zylinder, die das Heraeus-Werk in Bitterfeld verlassen, sind Ausgangsmaterial für haardünne Glasfaserkabel - auf jeweils sage und schreibe 7.000 Kilometer Länge gezogen. Das Ziehen übrigens geschieht bei einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h. Integriert in die Faser ist ein Kern aus Lichtwellen leitendem Material.

Über den rasen die Wellen in Lichtgeschwindigkeit im Weltweitweb über den ganzen Erdball. In einem Mantel aus hochreinem synthetischen Quarzglas. Und da liegt die Betonung auf hochrein. Denn jede Verunreinigung würde die Wellen dämpfen, so dass die Information von A nach B nicht in der erforderlichen Qualität ankäme.

Der globale Bedarf an synthetischem Quarzglas im vergangenen Jahr übrigens summiert sich auf über 400 Millionen Faser-Kilometer. Das entspricht einem Jahresbedarf von 12.500 Tonnen. „Etwa vier Kilometer Glasfasern werden in der Sekunde weltweit aus unserem Material hergestellt“, so Hagen Sandner. (mz)

Der Edelmatall- und Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau (Hessen) ist einer der Pioniere in der Herstellung und Anwendung von Quarzglas. 1851 wurde die Firma gegründet und ist heute ein weltweit führendes Familienunternehmen mit Standorten in den USA, Deutschland, China und England.

Einer der Visionäre der technisch-industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts war der Apotheker und Chemiker Wilhelm Carl Haereus. Seine technische Pionierleistung, das Edelmetall Plantin zu schmelzen, verwandelte die Apotheke in die erste deutsche Platinschmelze.

Unter seinen Söhnen kamen Ende des 19. Jahrhunderts weitere anspruchsvolle Arbeitsgebiete dazu.