1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Projekt Goitzsche-Wildnis: Projekt Goitzsche-Wildnis: Das Glück vor der Haustür

Projekt Goitzsche-Wildnis Projekt Goitzsche-Wildnis: Das Glück vor der Haustür

Von christine färber 09.09.2015, 14:10
Das Naturschutzgebiet Bäreninsel in der Goitzsche.
Das Naturschutzgebiet Bäreninsel in der Goitzsche. andré kehrer Lizenz

holzweissig - Der Bärenhof in dem einst gigantischen Tagebauloch Goitzsche ließ sich noch per pedes erreichen. Auch zu den so genannten Tagesanlagen kam man trockenen Fußes. Und von Vegetation war weit und breit kaum eine Spur. Nur in einigen Restlöchern hatte sich schon Wasser gesammelt. So sah es in einem Teil der Goitzsche aus vor 15 Jahren. Daran erinnert sich Falko Heidecke, Projektleiter der Stiftung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), noch ziemlich genau.

Da nahm die Idee konkrete Gestalt an, eine Fläche in dieser Landschaft soll etwas ganz besonderes werden - eine Wildnis. Es soll ein Stück unberührte Natur bleiben. Ein Areal, in dessen Entwicklung der Mensch nicht eingreift. Dieses Projekt, das die BUND-Stiftung damals ins Leben rief, ist heute genau das Besondere, das man sich damals vorgestellt hat. „Die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft), der die Flächen gehörten, hat uns super unterstützt, sie wollte uns auch als einen der Käufer haben“, sagt Heidecke.

Besondere Lebensräume

Der Bärenhof - heute längst eine Insel im Goitzschesee - kam als erstes Areal in den Besitz der Naturschützer. 2005 schließlich war eine Fläche von insgesamt 1 300 Hektar zusammen. Land, das naturschutzfachlich wertvoll ist, wie Heidecke es ausdrückt. Es sind besondere Lebensräume, in denen die Natur richtig zu tun hat und man ihr dabei quasi auf die Finger gucken kann - die Inseln um den Bärenhof und die Tagesanlagen zum Beispiel. Ein Teil von den Flächen war überbaggert, ein Teil noch völlig natürlich. Dort lebten Arten aus dem ursprünglichen Auwald wie Bärlauch, Buschwindröschen, erklärt er. „Sie waren aber nicht mobil. Wo sollten sie auch hin? Seit alle störenden Faktoren weg sind, können sie sich entfalten. Wir reden davon, dass dort wieder der ursprüngliche Auwald entsteht. Bis das geschafft ist, werden mehr als 100 Jahre vergehen. Und das wird viele Zwischenetappen haben. Sehr, sehr spannend.“ Eine lange Zeit, bis die Natur diese Wunde nach ihren Gesetzen geschlossen hat. Doch es wird, es geht voran in der Wildnis: Neue Tierarten siedeln sich an und davon immer mehr Tiere. Bei den Pflanzen ist es ähnlich. „Alles das dokumentieren wir natürlich. Was wir hier haben, ist etwas besonderes, etwas arten- und abwechslungsreiches. Schon in der Lausitz ist das nicht so. Wir haben hier ein Glück, das nicht jeder hat“, stellt er fest.

Erstes Projekt dieser Art in Deutschland

Die Goitzsche-Wildnis übrigens war das allererste Projekt dieser Art in Deutschland. Vieles haben die hiesigen Naturexperten ausprobiert, andere konnten von ihnen lernen. Sie haben ihr Wissen weitergegeben, ihre Ideen. Und ihre unendliche Begeisterung. An viele Touristen, an Wissenschaftler und an die Kinder und Jugendlichen. Gut und gern 10 000 Kids, die in den 15 Jahren hier Expeditionen, Ferientage und anderes verbracht haben, können von ihren Naturerlebnissen in der Wildnis erzählen. Das freut Heidecke und sein Team, das übrigens über 30 Ehrenamtliche unterstützen und bereichern, besonders. „Wir zeigen ihnen, wie schön Natur ist und dass sie nichts Gefährliches hat. Aus dem Interesse dafür, hoffen wir, entsteht der Wunsch, sich für deren Erhalt einzusetzen.“

Auch wenn die Natur sich in der Wildnis selbst überlassen ist, läuft das Projekt nicht von selbst. Die wissenschaftliche Arbeit, die Datenerfassung und die Dokumentation der Entwicklung, die Jagdbetreuung, die Sicherheit auf den Wegen, die Verwaltung der Fläche und vieles mehr - all das sind Aufgaben, die zu erledigen sind. (mz)