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Platz für neuen Wohnpark in Greppin Platz für neuen Wohnpark in Greppin: 58 Bäume müssen einer Vision weichen

Von Detmar Oppenkowski 04.08.2018, 07:00
In einem Teil der Greppiner Gagfah-Siedlung sind 58 Bäume gefällt worden. Nach Abriss der Blöcke soll dort ein Wohnpark entstehen.
In einem Teil der Greppiner Gagfah-Siedlung sind 58 Bäume gefällt worden. Nach Abriss der Blöcke soll dort ein Wohnpark entstehen. Thomas Ruttke

Greppin - Der Frust unter den wenigen verbliebenen Mietern der Wohnstättengenossenschaft (WSG) in der Greppiner Gagfah-Siedlung sitzt tief. Nachdem das Unternehmen vor geraumer Zeit angekündigt hat, 27 Blöcke mit insgesamt 260 Wohnungen vom Markt zu nehmen, um - so die Vision - einen Mehrgenerationenpark zu errichten, werden nun Tatsachen geschaffen.

Aktuell sind 18 Häuser umzäunt. Sie werden entkernt und bis Jahresende abgerissen. „Nicht nur der Lärm und Dreck sind eine Belastung“, sagt eine Mieterin, die noch in der Siedlung lebt. „Auch das Fällen Dutzender Bäume ist eine Zumutung und wirft die Frage auf: Ist das überhaupt rechtens?“, will die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wissen. Denn laut Bundesnaturschutzgesetz sei die Baumrodung zwischen dem 1. März und dem 30. September verboten.

Die Stadt hat die Fällgenehmigung für 58 Bäume erteilt

Auf MZ-Nachfrage bei der Stadtverwaltung von Bitterfeld-Wolfen heißt es dazu: „Die Stadt hat die Fällgenehmigung für 58 Bäume im Umfeld der Gebäude Auenstraße 6 bis 21 und Schillerstraße 6 bis 15 erteilt.“ Diese Baumfällungen sind trotz der Vegetationszeit behördlich zugelassen, da es ein öffentliches Interesse gebe.

Hierzu zählen der Rückbau von Wohngebäuden im Rahmen des Fördermittelprogramms „Stadtumbau Ost“ beziehungsweise die damit verbundenen Fristen für das Abrufen der diesjährigen Fördersumme in Höhe von 480.000 Euro sowie die Entwicklung eines neuen Wohngebiets. Als Ausgleich müsse der Antragsteller 52 Ersatzpflanzungen vornehmen.

Konfrontiert mit den aus Mietersicht unangenehmen Begleiterscheinungen des beginnenden Abrisses sagt WSG-Vorstand Norbert Rückriemen: „Wir haben zwar in Mieterbriefen und -veranstaltungen über den Rückbau informiert, aber die Eingriffe und ihre Folgen nicht ausreichend thematisiert. Das bedauern wir.“ Gleichzeitig erinnert er aber daran, dass der Abriss aus Unternehmenssicht unausweichlich sei. „Eine Sanierung der Häuser war wegen der maroden Bausubstanz und der Vernässung der Keller durch den steigenden Grundwasserspiegel wirtschaftlich nicht darstellbar.“

Da die WSG kann das 20-Millionen-Euro-Vorhaben nicht alleine stemmen

Um Greppin als Wohnstandort dennoch zu stärken, halte man an dem Plan, einen Mehrgenerationenpark mit bis zu 300 eingeschossigen und barrierefreien Apartments zu errichten, fest. Da die WSG das 20-Millionen-Euro-Vorhaben nicht alleine stemmen kann, ist nach wie vor eine Projektgesellschaft, die 2019 strukturiert werden soll, im Gespräch. Auf Nachfrage, was das genau heißt, bleibt Rückriemen vage und spricht nur von „Partnern“ und „Absichtserklärungen“, die es bereits gebe. Sollte sich das Konzept nicht umsetzen lassen, könne das 33.000 Quadratmeter große Gelände immer noch als Bauland für Eigenheime genutzt werden.

Doch was sagt eigentlich der Ortsbürgermeister dazu? „Ob Mehrgenerationenpark oder Eigenheimsiedlung - mit beiden Varianten kann ich besser leben als mit Ruinen“, sagt Mirko Claus. Sprich: Da man auch in der Ortschaft so seine Sorgen hatte, dass Teile der Gagfah-Siedlung weiter verfallen könnten, hofft man nun, dass die WSG-Vision auch Wirklichkeit wird. „Das ist das einzige, was wir derzeit tun können.“ (mz)

Nach der Rodung der Bäume werden nun die Häuser abgerissen.
Nach der Rodung der Bäume werden nun die Häuser abgerissen.
Thomas Ruttke