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Planen und Bauen GmbH Planen und Bauen GmbH: Auch in schweren Zeiten immer Hoffnung geben

Von SILKE UNGEFROREN 12.08.2010, 17:34

BITTERFELD/MZ. - Begonnen hat damals alles im ehemaligen Kampfgruppenobjekt des Braunkohlenkombinates - im hinteren Teil der Parkstraße, wo es heute zum Bitterfelder Bogen geht. Als nach der Wende das Wort Arbeitslosigkeit auch im Osten Deutschlands zur harten Realität wurde, etablierte sich dort der erste Bildungsträger im Altkreis Bitterfeld: die Planen und Bauen GmbH (PuB). Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Unternehmens wurde am Donnerstag vor vielen Gästen und Partnern auf die Entwicklung in diesen beiden Jahrzehnten zurückgeblickt.

Die Arbeitsplätze in den großen Chemiebetrieben der Region begannen wegzubrechen, die betroffenen Menschen brauchten eine neue Perspektive. Eine Tatsache, die auch die Aufgaben des damaligen Arbeitsamtes völlig auf den Kopf und die Behörde vor ganz neue Herausforderungen stellte. Dessen damalige Leiterin Bärbel Wohmann - heute Chefin der Arge des Landkreises Anhalt-Bitterfeld - hatte 1990 zur Unterstützung Rolf Kiy als Betreuer vom Arbeitsamt Hildesheim an die Seite gestellt bekommen. "Und diese beiden hatten einen maßgeblichen Anteil daran, dass die bisher bestandenen DDR-Bildungseinrichtungen mit Partnern aus dem Westen neue Gesellschaften gründeten, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden", bedankte sich dafür PuB-Geschäftsführer Thomas Ehrlich.

Die Planen und Bauen GmbH entstand in einem so genannten Joint Venture der Betriebsakademie des Braunkohlenkombinates und des Institutes für Computertechnologien Braunschweig. "Der

Bedarf an Qualifizierung und Weiterbildung war enorm", so Ehrlich. Zu den Hauptbetätigungsfeldern bei Planen und Bauen gehörten Umschulungen zu Maurern, Tischlern, Zimmerleuten, Fliesenlegern, zu Floristen, EDV-Fachleuten, Wirtschaftsinformatikern. Auch Umweltassistenten und Gärtner wurden ausgebildet sowie Bürokaufleute, Hauswirtschafter und Köche. Verständlich, dass der Platz bald nicht mehr ausreichte. Deshalb wurden schon 1991 / 92 große Teile des ehemaligen Strafvollzuges in der Parkstraße erworben, wo sich mittlerweile ein großes Zentrum der Bildung entwickelt hat. In Borna, Deuben, Gräfenhainichen, Raguhn und Merseburg wurden zudem Außenstellen gegründet, woraus später Tochterfirmen wurden. Das Geschäft lief also.

"Doch mit den neuen Gesetzen und Reformen am Arbeitsmarkt wurde die Bildungspolitik auf eine harte Probe gestellt", sagte Ehrlich und verdeutlichte das Ganze mit dem Stichwort "Hartz IV". Plötzlich war einiges nicht mehr möglich. "Etwas Neues musste her, um weiter bestehen zu können", beschrieb er die damalige Situation. "Etwas, was noch keiner macht, zukunftsorientiert und einmalig." Und aus einer eher spontanen Idee wurde recht schnell ein neues Betätigungsfeld: 2005 begann man mit der Umschulung zur Bestattungsfachkraft. Die Voraussetzungen waren gegeben, weil bei Planen und Bauen vorher schon Tischler und Friedhofsgärtner ausgebildet worden waren. "Und im nächsten Monat beginnen wir nun schon unseren siebenten Kurs zum Bestatter, rechnen mit etwa zehn Teilnehmern."

Einen großen Anteil der Bildungsarbeit bei PuB nimmt seit 2007 auch der zweite Arbeitsmarkt ein. "Da haben wir mit Unterstützung der Arge zum ersten Mal eine Maßnahme mit Aufwandsentschädigung für gesundheitlich eingeschränkte Hilfebedürftige durchgeführt", erklärte Ehrlich. Und als man sah, wie wichtig eine sinnvolle Beschäftigung auch für solche Menschen ist, hat man sich Gedanken gemacht. Was daraus geworden ist, kann sich sehen lassen: Innerhalb des Projektes "Bauernhof" zum Beispiel ist aus einem früheren Ausbildungsgebäude eine Scheune entstanden, wo heute sogar Tiere gepflegt werden - alles realisiert durch jene Beschäftigten, die vorher selbst kaum daran geglaubt hatten, so etwas zu schaffen. Äußerst gern kommen da auch Kindergruppen zu Besuch oder werden Informationsveranstaltungen durchgeführt.

Ein weiteres Standbein ist das Sozialkompetenzzentrum, das seit dem vergangenen Jahr besteht und in dem Arbeitsuchende in unterschiedlich langen Maßnahmen fit gemacht werden sollen für den ersten Arbeitsmarkt - indem sie sich ausprobieren und ihre Stärken ergründen können. Vor allem sollen sie das nötige Selbstbewusstsein erlangen, um den Schritt in die Erwerbstätigkeit zu wagen.

Sowohl im Bereich des zweiten Arbeitsmarktes als auch im Bildungssektor, zu dem neben den Bestattern auch Weiterbildungen im Baubereich gehören, sind momentan knapp 150 Leute bei der PuB in Maßnahmen integriert. "Unter dem Motto ,Durch Bildung Zukunft sichern' ist und bleibt es unser Ziel", so Geschäftsführer Ehrlich, "den Menschen auch in schweren Zeiten immer Hoffnung zu geben."