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Ordnungsamt in Bitterfeld-Wolfen Ordnungsamt in Bitterfeld-Wolfen: Kontrolle der Kontrolleure

Von detmar oppenkowski 25.04.2013, 17:58
Müllberge türmen sich auf.
Müllberge türmen sich auf. André Kehrer Lizenz

bitterfeld/MZ - Überzogene Parkzeiten, nicht vorhandene Parkscheiben oder Parken auf dem Gehweg - schneller als einem lieb ist, klemmt schon ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer. In Bitterfeld-Wolfen war das in den vergangenen Jahren keine Seltenheit. Doch 2012 ist die Zahl der Falschparker und der deshalb ausgesprochenen Verwarnungen im Stadtgebiet massiv eingebrochen. Grund hierfür sind aber nicht die disziplinierteren Autofahrer, sondern die krankheitsbedingten Fehltage der Politessen.

Dies ist zumindest eine Erklärung, die der Fachbereichsleiter des Ordnungswesens, Veit Böttcher, im Ordnungsausschuss abgibt. Übersetzt heißt das: Ein Mitarbeiter, der krank geschrieben ist, kann nicht auf den Straßen der Stadt für Recht und Ordnung sorgen. Zwar trifft Böttcher keine Aussagen, auf wie viele Ordnungshüter des 15-köpfigen Teams er aktuell verzichten muss. Aber in seinem Bereich gebe es beispielsweise auch den Fall, dass er einen Angestellten seit seinem Dienstantritt im Januar 2012 - also seit 16 Monaten - noch nie zu Gesicht bekommen habe. Auch daher soll nun eine „Fehlzeitenermittlung“ durchgeführt werden, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

„Denn es ist sehr bedenklich, dass die Kontrollen aus dem genannten Grund nicht mehr in dem Umfang durchgeführt werden können“, merkt Ausschussmitglied Egbert Gueinzius (Pro Wolfen) in Anbetracht der Statistik an. Während beispielsweise im Jahr 2011 noch mehr als 10 000 Falschparker ein Knöllchen erhielten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 7 600. Das entspricht einem Rückgang von knapp 25 Prozent. Und das schlägt sich eins zu eins auch im städtischen Haushalt nieder. Nahm die Stadt Bitterfeld-Wolfen im Jahr 2011 noch fast 110 000 Euro durch Knöllchen ein, so waren es im vergangenen Jahr lediglich 83 000 Euro. Auch das entspricht einem Rückgang von 25 Prozent.

Da der Stadtordnungsdienst aber nicht nur für Falschparker, sondern auch für allgemeine Kontrollen (Stichwort: illegale Müllablagerungen) verantwortlich ist, ergeben sich für den sachkundigen Einwohner im Ordnungsausschuss, Günter Sturm, noch weitere Konsequenzen. Denn der sinkende Kontrolldruck führe zu einer „schleichenden Verwahrlosung“ im Stadtgebiet. Allerdings lässt sich das nur schwer aus der Statistik ablesen, denn während im Jahr 2011 noch 563 illegale Müllablagerungen registriert wurden, waren es im vergangenen Jahr knapp 200 Fälle weniger. Doch dies - so deutet es auch stellvertretende Greppiner Ortsbürgermeister Joachim Sabiniarz an - liege nicht am aufgeräumten Stadtbild, sondern eben an den fehlenden Kontrollen. Und die - so ein weiterer Kritikpunkt - konzentrierten sich nahezu allesamt auf Wolfen (3 300) und Bitterfeld (3 100), so dass der Stadtordnungsdienst andere Ortsteile fast aus dem Auge verloren habe.

Wen schert noch um ein absolutes Halteverbot, wenn im Stadtgebiet kaum noch kontrolliert wird?
Wen schert noch um ein absolutes Halteverbot, wenn im Stadtgebiet kaum noch kontrolliert wird?
André Kehrer Lizenz