Olaf Schubert in Wolfen Olaf Schubert in Wolfen: Lacher im Minutentakt im Kulturhaus

Wolfen/MZ - „Sehen Sie diesen Stuhl dort?“, ruft der Mann im gelb/schwarz karierten Pullunder in den Saal des Wolfener Kulturhauses. „Auf diesem Stuhl aus der Rot-Kreuz-Station wurden die Staatsfeinde damals festgebunden und im Silbersee versenkt.“ Tosender Beifall. Nein, es war nicht Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der wohl berühmteste Pullunder-Träger der Nation, sondern der nicht minder bekannte Olaf Schubert. Das Programm war keine Minute alt und schon hatte Schubert die Menschen im voll besetzten großen Saal auf seiner Seite und die Lacher waren im Minutentakt garantiert.
Olaf Schubert arbeitete eine Zeit lang als Fußpfleger, Kameramann und Essenträger. Er studierte Architektur und Musik in Berlin und Minsk. 1992 traf er mit dem Musiker Jochen M. Barkas zusammen. Ein Jahr später kam es zur Bekanntschaft mit Herrn Stephan. Seit diesem Jahr spielt Schubert Schlagzeug in der Gruppe „Dekadance“. Im selben Jahr heiratete er seine Frau Carola. Gastspiele im Fernsehen und bei Radiosendern machten ihn bekannt. Seit 2001 tritt er regelmäßig im Quatsch Comedy Club auf. (MM)
Mit seinem neuen Programm „So!“ tourt der 1967 in Plauen geborene Schubert derzeit durch die Lande und machte am Donnerstagabend auch im Wolfener Kulturhaus Station. „Wir sind diesmal unter anderem auf Chemieparktour“, sagte er in seiner bekannt verschmitzten Art. „Erst in Leuna, dann in Zeitz und nun hier in Wolfen.“ Und den Gästen merkte man es an, dass sie aus jedem Wort des Gastgebers den tieferen Sinn heraushören wollten, was oft wegen des Applauses gar nicht so einfach war. Jeder Satz, ja sogar jede Bewegung des Satirikers versprach Schmunzeln oder donnernden Applaus.
Bei Olaf Schubert sind es die kurzen präzisen Pointen, in die er seine Kritik packt. Wenn er sagt, dass Frau Merkel aus dem Schatten von Helmut Kohl hervorgetreten ist, meint er das in zweierlei Hinsicht und das Publikum weiß genau, was der Kabarettist damit sagen will. Oder die Behauptung, dass Linsen für die Augen gut sind. Auch hier ist der tiefere Sinn in einem einfachen Satz versteckt. „Bienen sammeln Honig und Hummeln Nutella“, war eine weitere kurz und bündigen Ansage. Und so reihte sich ein Gag an den anderen, so dass man manchmal überlegen musste, was gemeint war.
Schubert versteht exzellent, sich den momentanen Brennpunkten der Politik, der Wirtschaft, aber auch der Kultur zu nähern, ohne beleidigend zu wirken. Ob 'Steuerhinterziehungsoffenlegung' oder Konten in der Schweiz, der Mann im Pollunder hat auf alles eine passende Antwort. „Ich habe auch ein Konto in der Schweiz“, fügt er an, aber in der Sächsischen. Und als er das Problem des Hochwassers anspricht, das seine sächsische Heimat auch in diesem Jahr wieder heimgesucht hatte, möchte er keinen Schuldigen ausmachen. „Aber wenn das Wasser immer aus der gleichen Richtung kommt, dann darf man doch wohl schon stutzig werden“, beantwortet er die aufgeworfene Problematik unter dem tosenden Beifall der Gäste.
Olaf Schubert steht bei seiner Tour nicht allein auf der Bühne. Jochen M. Barkas und Herr Stephan, wie er ihn nennt, sind der musikalische Part des Abends. Nun ist „Das Wunder im Pollunder“, wie ihn seine Fans nennen, kein begnadeter Sänger, aber was er mit seinen beiden Kollegen abzieht, ist vom inhaltlichen her gesehen mit vielen Emotionen geladen. Ion der „Ballade vom Struwel-Gamer“, oder bei „Let's have an party“ geht vor allem der Komiker voll aus sich heraus, währen die Musiker ihn in einer exzellenten Art und Weise begleiten.
Nach zwei Zugaben bedankt sich Olaf Schubert artig für die Sitting Ovation und Herr Stephan meint zum Abschluss, dass der Künstler nun eine Grenze erreicht habe, die keine weitern Zugaben zulasse. Beifall und dann noch die Standing Ovation für einen Mann, der zwei Stunden geredet und die Massen begeistert hat. Doch nicht nur in Auftritten begeistert der Mann aus dem Sächsischen. In zahlreichen CDs und Hörbüchern kann man sich die Gags des Künstlers zu Hause in Ruhe anhören, wobei Ruhe dort auch relativ zu sehen sei, meint Schubert. Und wenn er mal nicht auf Satirekurs ist, spielt Schubert in mehreren Bands unter anderm als Schlagzeuger auch Rockmusik. Dieses jahrelange Wirken wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem auch dem Deutschen Comedy-Preis, geehrt.
Auf die Frage der MZ, wie ihm denn der Auftritt gefallen habe sagte Schubert in seiner bekannt lustigen Art und Weise: „Das Publikum hat artig alle Anweisungen befolgt und außerdem habt ihr hier ein wunderschönes Kulturhaus.“