Ohne Prüfung keinen Schein
BITTERFELD/MZ. - Noch bis zum 12. Mai ist die Anmeldung zur Jägerprüfung möglich, die im Landkreis Anhalt-Bitterfeld am 12. Juni sowie vom 19. bis zum 21. Juni stattfindet. Ohne bestandene Prüfung gibt es keinen Jagdschein, und ohne einen Jagdschein darf niemand dem Wild nachstellen. So ist es verständlich, dass die Anwärter sich Mühe geben, sich auf die Prüfung möglichst gut vorzubereiten, zumal diese alles andere als einfach ist und sowohl fundierte theoretische Kenntnisse als auch spezifische praktische Fertigkeiten voraussetzt.
"Die Prüflinge müssen nachweisen, dass sie mit verschiedenen Waffen gut schießen können", erläutert Rüdiger Rochlitzer von der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. "Sie müssen die jagdbaren Tiere kennen und sich unter anderem in Fragen der Ökologie und des Jagdrechts auskennen."
Generell werden die Jäger-Anwärter ihr Können und Wissen in drei Abschnitten unter Beweis stellen müssen: bei einer Schießprüfung, einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung. Wildbiologie, Wildhege, Jagdbetrieb, Wildschadensverhütung, Land- und Waldbau, Waffenrecht, Führung von Jagdhunden, Behandlung des erlegten Wildes unter besonderer Berücksichtigung der Wildbrethygiene, Tierschutz, Naturschutz und Landschaftspflege lauten die Themen, zu denen die Prüfungskommission Fragen stellen wird.
Gut, wenn der Prüfling zum Beispiel Forstwirtschaft studiert. Dann hat er bereits eine solide Grundlage, um die Fragen zu beantworten. "Wir haben Anfragen von Studenten aus Erfurt oder Dresden, die die Prüfung ablegen wollen", so Rochlitzer.
Formell kann sich jeder selbst auf eine Prüfung vorbereiten. Der Besuch eines Lehrgangs ist bei den Jägern im Unterschied zu den Anglern nicht vorgeschrieben. In der Praxis wissen jedoch die Anwärter, dass zu einer ordentlichen Vorbereitung der Besuch eines Lehrgangs gehört. Und dabei entdecken sie, dass dies keine preiswerte Angelegenheit ist. Bei rund 2 400 Euro liegt zum Beispiel die Kursgebühr inklusive Sachkosten bei einer Jagdschule in Mecklenburg-Vorpommern. 1 299 Euro verlangt eine Jagdschule in Schönebeck für ein Intensivseminar. Ähnlich sehen die Preise in Halle und im Saalekreis aus.
So versuchen einige Jägerschaften, die finanzielle Bürde für ihren Nachwuchs abzumildern. "Bei uns wollen 13 Jungjäger eine Prüfung ablegen", sagt Uwe Robitzsch von der Bitterfelder Jägerschaft. "Unsere erfahrenen Mitglieder treten als Dozenten in dem jeweiligen Sachgebiet auf.
Die Jägerschaft stellt den Jagdschein-Anwärtern Waffen zur Verfügung. "Bei einer privaten Jagdschule ist das teuer, und selbst dürfen sie noch keine Waffen kaufen, da sie ja noch keinen Jägerschein haben." Bei der Köthener Jägerschaft hat der Nachwuchs nicht so viel Unterstützung. "Wir empfehlen Jagdschulen, die gut sind", sagt dazu Karl-Heinz Ecke, Vorsitzender der Jägerschaft.
Wenn Uwe Robitzsch übrigens von Jungjägern spricht, so täuscht dieses Wort. Zwar liegt das Mindestalter für einen Jagdprüfling bei 15,5 Jahren. In der Regel sind sie aber deutlich älter. "50 plus", nennt Robitzsch die Formel, die auch für die Bitterfelder Jägerschaft gilt.
Keine Seltenheit sind Großväter, die Rentner werden, dann endlich Zeit für die Jägerei haben und sich zur Prüfung anmelden. Junge Menschen als Nachwuchs fehlen, und das gilt sowohl für Bitterfeld als auch für Köthen.