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OB-Wahl OB-Wahl in Bitterfeld-Wolfen: Kay-Uwe Ziegler von der AfD will ins Rathaus

Von Frank Czerwonn 14.10.2016, 17:08
In der Au­en­straße von Wolfen-​Nord hat Kay-​Uwe Ziegler vor Jahren gewohnt. Den Rückbau im Stadtteil findet er be­denk­lich.
In der Au­en­straße von Wolfen-​Nord hat Kay-​Uwe Ziegler vor Jahren gewohnt. Den Rückbau im Stadtteil findet er be­denk­lich. Kehrer

Bitterfeld-Wolfen - Kay-Uwe Ziegler geht bei der Oberbürgermeister-Wahl in Bitterfeld-Wolfen für die AfD ins Rennen. Der Gewerbetreibende aus Bitterfeld setzt sich für Bürgernähe und eine saubere Stadt ein.

Der 52-Jährige betreibt drei Bekleidungsgeschäfte in Bitterfeld und ist Chef des Innenstadtvereins. Kommunalpolitisch war er bislang nicht aktiv.

Ihre Kandidatur ist für viele eine Überraschung. Warum kämpfen Sie um das höchste Amt in Sachsen-Anhalts fünftgrößter Stadt?
Kay-Uwe Ziegler: Das Amt ist eine Herausforderung. Aber ich finde die Entwicklung Bitterfeld-Wolfens in den vergangenen Jahren ziemlich deprimierend. Und wenn ich sehe, dass etwas schief läuft, will ich was dagegen tun. Versuche, durch Gespräche mit der Verwaltung oder Stadträten etwas zu ändern, waren nicht zielführend. Also muss ich versuchen, in eine Position zu kommen, wo ich Entscheidungen treffen kann. Das probiere ich jetzt.

Sie haben bislang weder Verwaltungserfahrung gesammelt noch in Ortschafts- oder gar Stadtrat mitgearbeitet. Ist das ein Nachteil?
Ziegler: Wenn diese Erfahrung ein Vorteil wäre, würde man das ja in der Stadt merken. Aber die Etablierten machen nicht alles richtig. Also ist Erfahrung in der Verwaltung möglicherweise nicht das entscheidende Kriterium. Vielleicht hilft ja mein anderer Blickwinkel. In der freien Wirtschaft muss ich jeden Tag neue Risiken eingehen. Als OB würde ich eine neue Art des Denkens ins Rathaus einbringen wollen.

Was konkret wollen Sie denn anders machen?
Ziegler: Die Verwaltung sollte Dienstleister für den Bürger sein - in allen Bereichen. Aber es gibt vieles, wo das nicht so ist. Ich denke nur an die Meldestelle. Wie sollen ältere Menschen aus allen Teilen der Stadt nach Wolfen kommen? Dabei haben wir überall die räumlichen Kapazitäten. Das würde also nichts zusätzlich kosten. Die Mitarbeiter sind ja verfügbar. Ein weiteres Thema ist die Sauberkeit. Es herrschen teilweise unerträgliche Zustände. Ich kenne persönlich keine Stadt, wo so viel Müll herumliegt. Wenn das Touristen sehen, gehen die nicht mit einem guten Gefühl. Und kommen kaum wieder.

Kay-Uwe Ziegler: „Wir brauchen einen ausgeglichenen Haushalt“

Ist nicht auch die schlechte Haushaltslage ein Grund für viele unangenehme Kürzungen?
Ziegler: Wir wissen alle, wo wir beim Haushalt stehen. Deshalb ist es wichtig, jene Positionen, die dem Bürger nichts nutzen, intensiv auf Einsparmöglichkeiten zu prüfen. Wir brauchen einen ausgeglichenen Haushalt, um den Bürgern mehr bieten zu können.

An welche konkreten Positionen denken Sie da?
Ziegler: Das kann ich noch nicht sagen. Denn an die Unterlagen, die ich für eine konkrete Aussage bräuchte, komme ich noch nicht heran. Man sollte aber bei allen Haushaltspositionen fragen: Wem nutzen sie?

Aber der Haushaltsplan ist doch öffentlich und für jeden einsehbar.
Ziegler: Das ist ein dickes Werk, in dem vieles versteckt drinsteht. Das sagt einem ja keiner. Als OB könnte ich Kraft und Zeit anders verteilen und mich einlesen. Dann muss ich mir nicht alles vorlegen lassen und glauben.

Kay-Uwe Ziegler von der AfD: Die Bürger in Entscheidungen einbeziehen

Ein Oberbürgermeister regiert nicht allein, er braucht Mehrheiten im Stadtrat. Wen sehen Sie dort als potenzielle Partner?
Ziegler: Ich bin gelernter Verkäufer. Nach 25 Jahren hat man das Talent, Ideen und Meinungen gut rüberzubringen. Ich weiß, dass es Fraktionen und Teile davon gibt, da helfen die besten Argumente nichts. Aber wenn es mir gelingt, die Bürger in die Entscheidungen einzubeziehen, überlegen sich Stadträte eher, wie sie abstimmen.

Ratssitzungen sind doch öffentlich. Jeder Bürger kann Fragen stellen ...
Ziegler: Aber man muss die Themen anders aufbereiten, für die Menschen verständlich übersetzen, um sie zu interessieren. Viele sind doch in der Bürgerfragestunde verunsichert. Man muss ihnen erklären, wie man das macht. Und wenn der OB ruft, verhallt das vielleicht nicht ungehört.

Welche Probleme würden Sie als OB zuerst angehen?
Ziegler: Als erstes sichtbares Zeichen steht für mich die Ordnung und Sauberkeit in der Stadt im Mittelpunkt. Das muss besser organisiert werden, damit sich die Bürger und ihre Gäste wieder wohler fühlen. Ansonsten steht die Umsetzung des Dienstleistungsgedankens der Verwaltung ganz oben auf meiner Agenda.

Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, um die Innenstädte zu entwickeln?
Ziegler: Zuerst mal dem vorhandenen Einzelhandel keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Und mich mit Vermietern zusammensetzen. Wir müssten Flächen und Ladenräume offensiv vermarkten, um Interessenten aus der Region anzulocken. Und Fördertöpfe anzapfen. Wir brauchen ein Management der Innenstädte von Bitterfeld und Wolfen.

Was wird aus Ihren drei Läden, falls Sie OB werden?
Ziegler: Es gibt für alle drei einen Plan, wer dann meine Aufgabe übernimmt. Sie bleiben also auf alle Fälle bestehen.

Kay-Uwe Ziegler und die Verbindung zu Wolfen

In Bitterfeld sind Sie recht bekannt. Wie stehen Sie zu Wolfen?
Ziegler: Ich bin 1986 in die Region gekommen, habe zehn Jahre in Wolfen-Nord in der Auenstraße gewohnt. Ich weiß also viel über Wolfen und Wolfen-Nord. Dass dort fast nur rückgebaut wird, ist bedenklich. Wir brauchen Ideen, um das Wohnen und Leben dort wieder attraktiv zu machen. Wolfen-Nord liegt an der S-Bahn und damit auch dicht an großen Städten. Wie wäre es da mit einem Super-Wohnprojekt für junge Leute?

Sie sind erst dieses Jahr in die AfD eingetreten. Die Partei hat hier viele Unterstützer, aber auch zahlreiche Gegner. Wie waren denn die Reaktionen?
Ziegler: Das man derzeit mit der AfD noch wenige Freunde in den anderen politischen Lagern findet, ist klar. Wer vorher meine kritische Meinung nicht mochte, mag sie jetzt erst recht nicht. Aber von der überwiegenden Mehrheit wurde mein Schritt sehr positiv bewertet.

2015 haben Sie für Aufregung gesorgt, als Sie mit anderen in Bitterfeld mit Maske und Sarg symbolisch Demokratie und Meinungsfreiheit zu Grabe trugen. Jetzt wollen Sie an die Spitze des demokratischen Gemeinwesens in Bitterfeld-Wolfen ...
Ziegler: Mit der Aktion Sarg wollten wir zeigen, dass wir die Demokratie und Meinungsfreiheit in Gefahr sehen. Dafür würde ich auch immer wieder auf die Straße gehen und anderen sagen: Mischt euch ein! Und genau das mache ich auch mit meiner Kandidatur. (mz)