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Nur noch Selbstbedienung Nur noch Selbstbedienung: Kreissparkasse wandelt Filialen in Jeßnitz und Gröbzig um

Von Frank Czerwonn 19.11.2019, 13:37
Selbstbedienung statt Mitarbeiter bei der Sparkasse in Zörbig
Selbstbedienung statt Mitarbeiter bei der Sparkasse in Zörbig Kehrer

Jeßnitz - Das persönliche Gespräch mit dem Finanzberater vor Ort, die Geldauszahlung am Schalter, die Klärung von Problemen im direkten Kontakt - all das gehört in zwei Geschäftsstellen der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld schon ab Dezember der Vergangenheit an. Denn die Filialen in Jeßnitz und in Gröbzig werden zum 2. Dezember in Selbstbedienungsstellen umgewandelt. Heißt: Mitarbeiter gibt es dann dort nicht mehr.

Aus Sicht der Sparkasse ist dies ein notwendiger Schritt. Vorstandsvorsitzender Markus Klatte begründet ihn mit der demografischen Entwicklung im Landkreis und dem veränderten Verhalten der Kunden im Zuge der Digitalisierung. Auch die negativen Folgen der Niedrigzinsphase hätten zu dieser Entscheidung beigetragen, die Klatte als Mosaikstein im langfristigen Konzept der Sparkasse sieht.

Geldautomat, Überweisungsterminal und Kontoauszugsdrucker blieben vor Ort

Zugleich betont er aber, dass die beiden Filialen nicht geschlossen werden. „Die Umwandlung zur SB-Filiale bedeutet nicht, dass zum Beispiel die Jeßnitzer Kunden auf die gewohnte technische Ausrüstung verzichten müssen.“ Geldautomat, Überweisungsterminal und Kontoauszugsdrucker blieben vor Ort und könnten wie gewohnt zu den üblichen Zugangszeiten genutzt werden. Doch was ist mit jenen, vor allem älteren Leuten, die ihr Geld bislang am Schalter abgehoben haben oder Hilfe der Mitarbeiter an den diversen Automaten brauchten?

Laut Klatte würden Ein- und Auszahlungen am Schalter hauptsächlich von Geschäftskunden vorgenommen. Diese könnten problemlos in andere Filialen fahren. Und die Benutzung eines Bankautomaten dürfte gut 30 Jahre nach deren Aufkommen kein Problem mehr sein.

Der durchschnittliche Sparkassen-Kunde hat einmal im Jahr einen Beratungstermin

Auch auf ihre gewohnten Beraterinnen sollen die Jeßnitzer nicht verzichten müssen - nur der Weg wird etwas länger. So wird Sigrun Stein künftig ihr Beratungsbüro in der Raguhner Filiale haben, während Andrea Kaminsky in der Wolfen-Nord-Filiale Dessauer Allee Ansprechpartner sein wird. „Beide Filialen sind nur rund vier Kilometer von Jeßnitz entfernt“, so Klatte.

Da im Durchschnitt ein Sparkassen-Kunde einmal im Jahr einen Beratungstermin hat, sei das zumutbar. Die Erreichbarkeit spielte auch bei der Entscheidung gegen Jeßnitz eine Rolle. „Die Filialen in Raguhn oder in der Dessauer Allee sind im Vergleich zu Jeßnitz besser für Kunden aus den umliegenden Dörfern zu erreichen“, erklärt Sparkassensprecher Andreas Czaja.

Bessere Beratung in Kompetenzzentren der Sparkasse

Insgesamt hat die Kreissparkasse künftig noch 14 Geschäftsstellen und weitere zehn SB-Standorte mit 44 Geldautomaten. Hinzu kommt der mobile Geldautomat, der fünf kleinere Ortschaften, darunter Roitzsch und Muldensein, anfährt. Klatte betont, dass man sich als regional agierendes Unternehmen auf die sinkende Einwohnerzahl einstellen müsse.

Hinzu käme, dass jeder dritte Kunde sein Konto digital führe. Diese Tendenz werde zunehmen. Deshalb habe man Anfang des Jahres die erste digitale Filiale eröffnet, wo Kunden per Video- oder Textchat beraten werden. Geld würde an Automaten oder der Supermarktkasse abgehoben.

Vor allem aber führe die Niedrigzinspolitik dazu, dass die Menschen verstünden, dass sie zum Sparen in Fonds oder Aktien investieren müssen. „Dafür ist eine gute Beratung nötig“, so Klatte. Deshalb setze man statt auf Minifilialen auf Kompetenzzentren, also Filialen mit fünf, sechs Leuten, die mehr Know How für die Kunden bieten könnten. (mz)