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Nordkap-Flieger erzählt von Menschenschicksalen

Von CHRISTOPH BEYER 13.03.2009, 17:19

WOLFEN/MZ. - Der Bericht über dieses Abenteuer war nicht das erste und blieb auch nicht das letzte Buch des gebürtigen Ungarn. Sein jüngstes Werk "Einmal Stalingrad und zurück" stellt der Autor am Sonntag auf der Leipziger Buchmesse vor.

1973 kam er in die DDR zu einem Jugendaustausch. Er verliebte sich hier und blieb darum in der Republik. Heute lebt Kulman in Wolfen. Neben dem Schreiben ist das Fliegen seine große Leidenschaft. Bereits als junger Mann träumt er davon, Pilot zu werden. Eine Pilotenausbildung bleibt ihm aufgrund einer Sehschwäche aber verwehrt. Später, in der DDR, darf er als ungarischer Staatsbürger keine Schulung zum Segelflieger machen, nicht einmal den Flugplatz betreten. Nach der Wende hat er das nachgeholt, seinen Flugschein gemacht und sich mit dem Flug über den Norden Europas einen großen Traum erfüllt.

Geschichten und Erzählungen, die von seinen Erfahrungen als Busfahrer handeln, und einen Kriminalroman hat er unter anderem schon veröffentlicht. "Ich schreibe weil es mir Spaß macht" erzählt der Autor nicht ganz ohne Stolz, wenn er auf die Liste seiner Publikationen blickt. "Leben kann ich davon natürlich nicht", fügt er bescheiden hinzu.

Mit seinem neuen Buch, das jüngst erschienen ist, betritt er wieder einmal persönliches Neuland. Einen Kriegsroman hat er geschrieben, so steht auf dem Buchdeckel zu lesen. Eigentlich ist Antikriegsbuch richtiger, das ist dem Autor besonders wichtig. "Ich verabscheue den Krieg, ich verurteile jede Form von Gewalt", versichert er.

Das Buch erzählt die Geschichte von zwei deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg und beschreibt ihren Weg durch diesen Krieg mit dem einzigen Ziel zu überleben und nach Hause zurückzukehren, wie sie es beide ihren Lieben versprochen haben. Der eine, Gerhard Buchmann als Pilot, der andere ist Heinrich Samper, der als einfacher Landser in den Krieg ziehen muss. Freiwillig melden sie sich nicht und der Autor beschreibt sie ohne jede Kriegsbegeisterung.

Das Buch verfolgt den Weg der beiden einander zunächst unbekannten Soldaten. Heinrich führt der Weg über den Angriff auf Frankreich nach Osten, in den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, bis zum wohl wichtigsten Wendepunkt des Krieges - nach Stalingrad. Gerhard soll zunächst zum Jagdflieger ausgebildet werden und wird später als Transportpilot eingesetzt. So führt sie das Schicksal zusammen, der Pilot Gerhard Buchmann fliegt den verletzten Soldaten Heinrich Samper als einen der letzten aus dem Kessel von Stalingrad.

Kulman selbst ist Jahrgang 1954, als Nachgeborenem blieb ihm der Zweite Weltkrieg erspart. Die Figuren seines Romans haben trotzdem authentische Züge. Gerhard Buchmann lebte in Dessau und ist im Januar 2008 gestorben. Heinrich Samper wohnt heute in Wolfen. Beide haben dem Autor ihre Erinnerungen des Krieges erzählt, "ihre Geschichte ist aber nicht die des Buches, sie haben mich inspiriert, dieses Buch zu schreiben", sagt Kulman über seine Figuren. 30 Prozent seien Wirklichkeit, den Rest habe er beigesteuert, um eine Geschichte darüber erzählen zu können.

Seine Absicht, jeden Krieg zu verurteilen und eine eindringliche Mahnung wider den unmenschlichen Irrsinn zu schreiben, macht der Autor ohne jeden Zweifel deutlich. Gezeichnet werden die Schicksale von Soldaten und Menschen - auf allen Seiten - die ohne eigenes Zutun in die Katastrophe des Krieges getrieben werden. Für die Fragen nach individueller Schuld und kollektiver Verantwortung bleibt dabei nur wenig Raum. Eine starke Mahnung ist sein Buch aber auf jeden Fall.

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse gibt es die Gelegenheit, den Autor persönlich zu erleben. Am Sonntag um 15 Uhr kann man Kulman auf dem "Forum Leipzig liest" in Halle 5 Stand E 600 erleben.

Sandor Kulman: "Einmal Stalingrad und zurück", Edition Winterwork, Grimma.