Plakate klären über Sexismus auf Neue Ausstellung im Frauenzentrum Wolfen nimmt Gewalt gegen Frauen in den Blick
Eine Ausstellung im Wolfener Frauenzentrum soll über Gewalt gegen Frauen und Sexismus aufklären und für die Bedeutung des Problems sensibilisieren. Sie ist noch bis Januar 2025 zu sehen.

Wolfen/MZ. - Es ist keine alltägliche Ausstellung, die derzeit im Frauenzentrum Wolfen zu sehen ist. Doch leider ist das Thema viel zu alltäglich – denn es geht um Gewalt gegen Frauen und Sexismus.
Es sind eindringliche Zahlen und Worte, mit denen die Leiterin des Zentrums, Sandy Bieneck, die Ausstellung eröffnet. Der Hass gegen Frauen nehme zu, das sei traurige Realität. „Die Zahlen steigen seit Jahren unaufhörlich. Vor neun Monaten habe ich dafür die Zahlen von 2022 verwendet. Hätten wir damals für jede der Frauen, die von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurde, eine Schweigeminute eingelegt, hätten wir zwei Stunden lang schweigen müssen. Für 2023 sind es vier Stunden mehr.“
Inzwischen werde täglich ein Frauenmord begangen. „2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von Tötungsversuchen, 360 von ihnen starben.“ Es sei ein Problem, das sich durch alle Gesellschaftsschichten und Altersklassen ziehe. Sexismus, also die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, sei der „Nährboden für Frauenfeindlichkeit“, so Bieneck weiter.
Es betrifft alle
Ein Problem, das auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld existiert. Jana Gleißner, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, unterstreicht mit ihren Worten die Dringlichkeit, etwas dagegen zu tun. „Sexismus, gerade gegenüber Frauen, ist in unserer Gesellschaft viel weiter verbreitet, als wir es auf den ersten Blick sehen“, meint sie. Sie vermutet, dass „jede von uns mindestens einmal in ihrem Leben Sexismus und sexueller Belästigung in irgendeiner Art und Weise ausgesetzt“ sei.
Dabei müsse es sich gar nicht um körperliche Gewalt handeln, betont sie. Die Bandbreite sei groß: „Es reicht eine anzügliche Bemerkung, ob verbal oder per E-Mail, ungleiche Chancenverteilung durch den Vorgesetzten bei der Vergabe von Beförderungen oder sogar Tätigkeiten, bei denen es zu sexuellen körperlichen Übergriffen an einem Arbeitsplatz kommt.“

Sexismus, appelliert Gleißner, dürfe weder auf individueller Ebene stattfinden, noch zwischen Kollegen, noch in den gesellschaftlichen Strukturen, in denen wir leben, verankert sein. Die Verantwortung dafür liege auch bei denjenigen mit Verantwortung. „Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen müssen sich hier ihrer Verantwortung bewusst sein und ihre Mitarbeiter vor Sexismus und sexueller Belästigung schützen, ob im Büro oder in der Fabrik.“ Und dafür brauche es Aufmerksamkeit. Ausstellungen wie die im Frauenzentrum, die die Problematik verdeutlichen, seien dafür richtig und wichtig, so die Gleichstellungsbeauftragte.
Was genau gezeigt wird
Die nun eröffnete Ausstellung „Gemeinsam gegen Sexismus“ soll über das Thema Sexismus aufklären. Anhand von Postern zu verschiedenen Aspekten der Problematik werden dessen Erscheinungsformen erklärt und die negativen Auswirkungen auf einzelne Personen und die Gesellschaft aufgezeigt. Die Plakate tragen Titel wie „Was bedeutet Sexismus eigentlich?“, „Sexismus kommt selten allein“ oder „Sexismus in Kultur und Medien“.
Die insgesamt überzeugende Ausstellung bietet Fakten, Statistiken und konkrete Tipps, um Sexismus zu erkennen und ihm entgegenzutreten. Mit dem Ziel, Sexismus als Thema zu enttabuisieren und ein breites Publikum zu erreichen, betont die Ausstellung die gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Kampf gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit.
Die zentrale Botschaft, dass die Bekämpfung von Sexismus eine Aufgabe aller ist und jeder seinen Beitrag leisten kann, kommt an. Ein Ausstellungsbesuch im Frauenzentrum könnte ein erster Schritt sein, um das Thema besser zu verstehen und aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen.