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Naturschutz Naturschutz: Todesanzeige für drei Bäume

Von Markus Wagner 08.03.2001, 18:43

Wittenberg/MZ. - "Wir waren erschüttert", klagt Maiwald. Denn für den Nachbarn der KSW waren die drei Bäume was Besonderes. "Es ist doch ein Frevel so einen alten Baumbestand zu fällen." Im Sommer, erzählt der enttäuschte Nachbar, "im Sommer war da richtig Leben drin".

"Die Bäume waren alle beschädigt", begründet der Geschäftsführer der KSW, Manfred Sielaff, die Fällaktion. "Einer stand so schief und hatte so große Substanzschäden, dass er einfach gefällt werden musste", so Sielaff. Und die anderen beiden - ebenfalls schon geschädigten - Bäume hätten "perspektivisch" sowieso weg müssen. Denn bei der KSW wird geplant, den Hof zu befestigen. Und die Bäume störten beim Hantieren mit den schweren Fahrzeugen eh schon immer.

"Auf dem Gelände wird aber schon seit Jahren mit schwerer Technik hantiert", wundert sich Maiwald, warum die Bäume gerade jetzt fallen. Zumal die ja nicht immer Heim so vieler Vogelarten gewesen seien. "Seit SKW zurückgefahren hat, kamen immer mehr Vögel hierher", erzählt Maiwald. Pfiffen ihm vor der Wende im besten Fall Sperlinge ein Lied, waren?s bald Elstern, Eichelhäher und Dompfaffen.

Aber gerade weil seit Jahren schwere Fahrzeuge auf dem Gelände unterwegs sind, haben auchdie Bäume gelitten. "Die sind ja schon angefahren worden und hatten Stammschäden", sagt Sielaff - der ganz korrekt die Genehmigung zum Fällen eingeholt hat.

Die Landkreisverwaltung hat ihm das bereits mündlich erlaubt. "Die schriftliche Genehmigung kommt noch", sagt Jörg Hartmann, Leiter des Umweltamtes. Weil ja schon der Frühling naht, und Bäume eigentlich nur bis 28. Februar gefällt werden dürfen, um Brutplätze zu schützen, ging?s diesmal besonders schnell. "Natürlich ist es aus Naturschutzsicht um jeden Baum schade", räumt Hartmann ein, einen besonderen "Frevel" will er bei KSW allerdings nicht entdecken. Ein Baum sei ja ohnehin großteils abgestorben, ein zweiter bereits faulig. Und beim dritten hat der Kreis akzeptiert, dass der einer Hofbefestigung im Weg steht.

Zumal die KSW nun verpflichtet ist, neun neue Bäume zu pflanzen. "Das ist mehr, als die Mindestvorschrift", sagt Hartmann. Und KSW-Geschäftsführer Sielaff weiß auch schon, wo die hin sollen. "Wir wollen dafür ein Nachbargrundstück anmieten." Viel glücklicher wird das Eckhard Maiwald auch nicht machen, aber wenigstens ist eines erfüllt: "Ich erwarte schon, dass wieder Bäume gepflanzt werden." Welche, ist ihm egal.