Nano-Helden aus Wolfen Nano-Helden aus Wolfen: Eine kleine Firma revolutioniert die Halbleiterindustrie

Wolfen - Eine Krise ist manchmal auch ein neuer Anfang. So oder so ähnlich ist es beim Unternehmen PSC Polysilane Chemistry GmbH, Hersteller hochreiner Silizium-Verbindungen für die Halbleiterindustrie.
Ursprünglich durchaus erfolgreich angetreten, sich in der Solarbranche einen Namen zu machen, zogen Wirtschaftskrise und Verfall des Siliziumpreises vor gut zehn Jahren dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung. Doch nicht kleinbeigeben war die Devise, sondern neu loslegen. Und dann das: „Wir merkten, dass unsere Zwischenprodukte - spezielle Chlorsilane - selbst sehr viel werthaltiger für die Elektroindustrie sind als das ursprüngliche Hauptprodukt“, erklärt Geschäftsführer Matthias Heuer.
„Allein das war schon was Besonderes. Wir haben ein Verfahren entwickelt, mit dem wir immer speziellere Verbindungen und zwar kostengünstig und in Top-Qualität herstellen können.“ Und da spielt PSC inzwischen in der Champions League. Dem Unternehmen gelingt es, eine Reinheit seiner Produkte von - wie die Experten es bezeichnen - 8N zu erreichen.
„Es gibt nicht viele Anbieter, die das können“
Das sind sage und schreibe 99,999999 Prozent. Wer kann das schon? Geschäftsführer Matthias Heuer lacht. „Wir“, sagt er. Und damit hat sich die kleine Firma einen großen Namen gemacht. Sie kooperiert mit mehreren Fraunhofer Instituten, vor allem bei Entwicklungen und der Analyse. „Es gibt nicht viele Anbieter, die das können“, so Heuer.
Übrigens: Die Produktionsanlage, deren wichtigste Teile aus Glas bestehen, wird nicht geöffnet. Niemals. Die Abfüllung ist ein Kunststück. „Um Gottes Willen: Luft!“, ruft Chemiker und Geschäftsführer Christian Bauch und lacht. Jedes Partikelchen Staub wäre eine Katastrophe.
Von Südkorea über Taiwan, Japan, China über Kanada und USA bis nach Europa weiß jeder bedeutende Hersteller aus der Elektronikindustrie, was PSC kann. Vor allem Chlorsilane herstellen. Silane, Verbindungen aus Silizium, sind quasi die Helden in der Welt der technischen Prozesse, die im Nano-Bereich ablaufen.
Für rechnerische Höchstleistungen auf winzigem Platz sind innovative Hochleistungschips notwendig
Wo man nicht mit Millimeter rechnet, sondern mit dessen milliardstem Teil. Materialien, die aus diesen Verbindungen bestehen, sind quasi die Entwicklungsbeschleuniger der Mikroelektronik. Erforscht, entwickelt und hergestellt werden die vom sechsköpfigen Team der PSC im TGZ in Wolfen. Und das, was von hier aus in die Welt geht, das sind einige Tonnen. Wenig. Aber wertvoll wie Gold.
Der Druck auf dem Weltmarkt ist enorm: Hocheffiziente Computer und Geräte brauchen elektronische Bauelemente, die immer leistungsfähiger, immer schneller, immer kleiner werden. Für rechnerische Höchstleistungen auf winzigem Platz sind innovative Hochleistungschips notwendig. Bei deren schichtweiser Herstellung dürfen nur möglichst geringe Temperaturen einwirken. Damit sie freilich nicht verschmelzen, wie Chemiker Sven Holl, ebenfalls PSC-Geschäftsführer, erklärt. „Hier haben wir verschiedene patentierte Verfahren entwickelt.“
Das Unternehmen in Wolfen hat Expansionspläne
Die Produkt- und Verfahrenspalette, die die Silizium-Experten entwickelt haben, ist wahnsinnig vielseitig. Neue Hochleistungsmaterialien auf Siliziumbasis werden gebraucht unter anderem für Schlüsseltechnologien wie Mikroelektronik, druckbare und flexible Elektronik, Nanomaterialien, Hochleistungs-Kompositmaterialien, keramische Werkstoffe und Hartstoffschichten und mehr.
Das Unternehmen in Wolfen hat Expansionspläne, wie Heuer verrät. Die Produkte werden mehr und mehr nachgefragt. „Wir können jetzt schon groß mitspielen am Weltmarkt“, sagt er. „Mit manchen Produkten decken wir ihn vollständig ab.“ Dabei ist es dem Unternehmen wichtig, alle Prozesse wie bisher selbst zu entwickeln und weiterzuentwickeln und zu optimieren. „Wir werden die Anlage erweitern und weitere Produkte im Tonnenmaßstab produzieren.“ In der ersten Ausbaustufe sollen 15 Mitarbeiter dabeisein. (mz)
