Nachlass von Victor Blüthgen Nachlass von Victor Blüthgen: Werk des berühmten Zörbigers soll aufgearbeitet werden

Zörbig - Endlich werden sie ausgepackt, die berühmt-berüchtigten Gurkenkisten im Kulturquadrat Zörbig. Weiße Handschuhe sind dafür vonnöten, die sich Stefan Auert-Watzik und Gabi Hecht überstreifen.
Vergilbte Schriftstücke kommen zum Vorschein, alte Fotografien, detaillierte Zeichnungen. Den Schatz, den der Museumsleiter und die Heimatvereinsvorsitzende hier heben, gehört zum Nachlass von Victor Blüthgen und seiner zweiten Frau Clara.
Das Werk des berühmten Zörbigers soll nun wieder aus der Vergessenheit geholt werden. Dafür konnte über das Heimatstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt die hallesche Künstlerin Lucie Göpfert gewonnen werden.
Schon beim ersten Blick in die Kisten war Lucie Göpfert angetan von der Fülle des Nachlasses
Die 37-Jährige hat Spieldesign studiert und illustriert Kinderbücher. Schon beim ersten Blick in die Kisten war sie angetan von der Fülle des Nachlasses. „Es ist bewegend, was sich alles finden lässt. Auf dem Dachboden soll sogar noch ein Anzug von Victor Blüthgen lagern.“
Beim Durchsehen der Texte fiel ihr auf, dass der Dichter viele jahreszeitliche Gedichte und Novellen geschrieben hat. So entstand die Idee zum Werktitel „Mit Victor Blüthgen 365 Tage durchs Jahr“. Denn am Ende soll ein Kinderbuch herauskommen. „Er schreibt lustig und fröhlich. Ich dachte, Kinderbuch und Illustratorin passt gut zusammen“, erklärt Lucie Göpfert ihre Motivation für das Projekt. Und in Workshops mit der Künstlerin sollen auch die Zörbiger Kinder wieder mit dem Heimatdichter in Berührung kommen.
Das war schließlich vor einigen Jahren noch Schulstandard in Zörbig, wie sich nicht nur Bürgermeister Matthias Egert (CDU) und Kristin Schöllner (Freie Wählergemeinschaft) erinnern, sondern auch Gabi Hecht. Die Vorsitzende des Heimatvereins war eine der Ersten, die Mitte der 90er Jahre den Nachlass katalogisierten.
„Blüthgen war schon ein bisschen eitel, er hat Zeitungsartikel über sich gesammelt“
Dass nun im Rahmen des Heimatstipendiums noch mehr Licht auf das Werk fällt, ist „das Beste, was uns passieren konnte“, freut sich Hecht. Sie stellte fest: „Victor Blüthgens Handschrift ist nicht leicht zu entziffern.“
Hier kommt Museumsleiter Stefan Auert-Watzik ins Spiel. Mit ihm wird Lucie Göpfert das Material sichten und für das Kinderbuch auswählen. „Blüthgen war schon ein bisschen eitel, er hat Zeitungsartikel über sich gesammelt“, gibt Auert-Watzik einen Einblick in die Welt des wichtigen Autors aus der wilhelminischen Zeit. Dass sich Zörbig mit der großen Sammlung schmücken kann, ist wiederum zum Teil Clara Blüthgens Verdienst.
Clara Blüthgen war passionierte Malerin, schrieb aber auch selbst
Diese vermachte in ihrem Testament dem Heimatmuseum die Werke - dafür hatte sich der Gründer des Heimatmuseums, Otto Schmidt, eingesetzt. Clara Blüthgen war passionierte Malerin, schrieb aber auch selbst. „Seine Werke können nicht ohne ihr Schaffen betrachtet werden“, hebt Museumsleiter Auert-Watzik hervor.
Lucie Göpfert freut sich darauf, veröffentlichte und unbekannte Werke durchzuarbeiten und darauf, die Stadt Zörbig zu entdecken, die die Fantasie von Victor Blüthgen so beflügelte.
Neben der Arbeit an dem Buch wird Lucie Göpfert ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen: Die Freitreppe eines Kindergartens soll mit Blüthgen-Motiven verschönert werden. (mz)

