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Nach über 30 Jahren Nach über 30 Jahren: Ehemalige ungarische Vertragsarbeiter treffen sich in Wolfen

Von Michael Maul 15.04.2019, 13:29
Die Treppe im Rathaus reichte gerade für alle Gäste aus.
Die Treppe im Rathaus reichte gerade für alle Gäste aus. André Kehrer

Wolfen - Ihre erste Bekanntschaft mit der Stadt der Filmarbeiter liegt schon über 50 Jahre zurück. Man schrieb das Jahr 1967, als die DDR einen Vertrag mit Ungarn abschloss, um die ersten ungarischen Vertragsarbeiter unter anderem auch nach Wolfen zu holen. Sie lernten und arbeiteten in den chemischen Werken der Umgebung. Aus diesem ersten Kennenlernen sind Freundschaften entstanden, die bis heute noch halten. Man ist so etwas wie eine große Familie

Am Samstag haben sich fast 80 der ehemaligen Vertragsarbeiter zuerst im Bitterfeld-Wolfener Rathaus getroffen und erste Erfahrungen ausgetauscht. Nach einem Rundgang durch das historische Gebäude habe man mit dem Bus eine Rundreise nach Dessau-Roßlau und Wittenberg unternommen, um sich am Abend bei einem gemütlichen Beisammensein im Restaurant San Lorenzo in Wolfen weiter über die vergangen Jahre und die Zukunft zu unterhalten.

Im Wolfener Rathaus war es Kulturamtsleiter Joachim Teichmann, der die Gäste begrüßte

„55 Frauen und Männer sind direkt aus Ungarn angereist, um sich wieder einmal mit den ehemaligen Kollegen zu treffen“, beschreibt Organisatorin Mártha Gergely den Ablauf, den sie gemeinsam mit Tamás Lakatos-Balla schon über mehrere Jahre organisiert.

Im Wolfener Rathaus war es Kulturamtsleiter Joachim Teichmann, der die Gäste begrüßte und ihnen das Haus und seine damalige sowie heutige Bedeutung erklärte. „Nachdem der Vertrag 1983 auslief, sind viele der ungarischen Kollegen wieder in die Heimat zurückgekehrt, einige sind aber auch geblieben“, weiß Márta Gergely.

Einer von denen ist Tamás Lakatos-Balla. „Es war die Liebe, die mich nach Ablauf der Vertragszeit in der DDR gehalten hat“, sagt der gebürtige Budapester. Heute wohnt er in Wolfen am Markt und hat den Schritt nie in seinem Leben bereut. „Wir waren jung und konnten uns in Ungarn für diese Arbeit in der DDR bewerben“, erzählt der heute 67-Jährige.

„Es macht mir immer wieder Spaß, die ehemaligen Kollegen von früher einmal wiederzusehen“

Zum einen sei es das Geld gewesen, dass man verdienen konnte und zum anderen die Lust, etwas Neues kennenzulernen. „Als gelernter Lokschlosser habe ich in der Filmfabrik im Bereich AT-Faser gearbeitet und dort prima Kollegen kennengelernt“, sagt der Wolfener mit ungarischen Wurzeln. Sogar in der Gewerkschaft des Betriebes habe er sich engagiert.

Danach habe er bei den unterschiedlichen Firmen, unter anderem auch auf Montage oder in Leuna und zuletzt beim Greppiner Quarzglashersteller in einem technischen Bereich gearbeitet. „Ich bin hier sesshaft geworden und es macht mir immer wieder Spaß, die ehemaligen Kollegen von früher einmal wiederzusehen“, sagt er. (mz)