Nach Einbruch in Wolfener Pizzeria Nach Einbruch in Wolfener Pizzeria: Eigenmächtige Tätersuche in der Kritik

Wolfen - Knapp zwei Wochen nach dem Einbruch bei „Red Pizza“ in Wolfen wird immer noch über den Fall diskutiert. Auch überregionale Medien berichteten. Das Besondere: Der Lieferservice-Inhaber Norman Redemske stellte auf eigene Faust Aufnahmen seiner Überwachungskameras ins Internet, die die Eindringlinge filmten. Er hoffte, dass die Täter dadurch schneller geschnappt werden könnten.
„Bevor die Polizei solche Bilder online stellt, sind meist mehrere Wochen vergangen. Wenn ich von mir ausgehe, weiß ich, dass ich mich dann an kaum noch etwas erinnern kann“, begründet Redemske der MZ sein Vorgehen. Durch die Veröffentlichung habe der Inhaber des Lieferservice bereits mehrere Hinweise zur Tat bekommen, die er laut eigenen Angaben an die Polizei weiterreichte.
Die Polizei kritisiert die Verbrecherjagd auf eigene Faust
Doch den Ermittlern missfällt das eigenmächtige Vorgehen bei den Überwachungsbildern. „Nach unserer Auffassung haben Staatsanwaltschaft und Polizei das Monopol der Strafverfolgung inne“, erklärt Sebastian Opitz, Sprecher der Polizeidirektion Ost in Sachsen-Anhalt. Sofern Videomaterial von kriminellen Vorgängen vorhanden sei, sollten die Aufzeichnungen der Polizei für deren Ermittlungen übergeben werden.
Denn laut Opitz haben auch die Kriminellen ein Recht am eigenen Bild. Um dieses Recht für eine Fahndung übergehen zu können, benötige es einen richterlichen Beschluss. „Er befugt die Ermittler, in die Grundrechte einzugreifen“, so Opitz.
Für die Veröffentlichung von Überwachungsbildern braucht man einen richterlichen Beschluss
Erst nach einem solchen Beschluss dürfte die Polizei beispielsweise die Bilder vom Wolfener Einbruch veröffentlichen. „Wir können der Privatperson nicht zumuten, einzuschätzen, ob der Schutz der Persönlichkeitsrechte der im Video gezeigten Menschen wichtiger ist oder nicht.“
Die Öffentlichkeitsfahndung sei daher stets das letzte mögliche Mittel, sofern alle anderen Ermittlungen ins Leere geführt hätten. Daher vergehe auch häufig etwas Zeit, bis Bilder der Verdächtigen gezeigt werden. „Das Recht am eigenen Bild wiegt schwer“, so Opitz.
Die Video-Veröffentlichung könnte dem Pizzeria-Betreiber eine Anzeige einbringen
Red-Pizza-Inhaber Redemske könnte wegen der Video-Veröffentlichung auch eine Anzeige drohen – wegen eines Eingriffs in die Persönlichkeitsrechte der gezeigten Personen.
Das ist laut Polizei bisher nicht passiert. Auch die Überwachungsbilder aus der Weihnachtsnacht stehen immer noch im Internet. Von der Polizei habe Redemske auch noch nicht den Hinweis bekommen, das zu ändern.
Laut Opitz haben die Ermittler nach dem Einbruch in dem Wolfener Betrieb noch keinen Verdächtigen gefasst. (mz)