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MZ-Aktion "Sicherer Schulweg" MZ-Aktion "Sicherer Schulweg": Haltestelle für Busse verlegen?

Von Silke Ungefroren 22.10.2014, 07:02
Die Bushaltestelle in der Leipziger Straße, wo oft gerast wird.
Die Bushaltestelle in der Leipziger Straße, wo oft gerast wird. André Kehrer Lizenz

Wolfen - Ihre beiden Söhne bringt Sandra Giersch morgens immer selbst mit dem Auto zur Schule. Ist ja auch ein ganzes Stück Weg von der Wolfener Fichtestraße aus. Der elfjährige Justin geht ins Gymnasium, der zwei Jahre jüngere Fabian in die Erich-Weinert-Grundschule. Natürlich könnten die Jungs auch mit dem Bus fahren. Die Haltestelle liegt gar nicht weit entfernt vom elterlichen Haus - gleich gegenüber der Einmündung Fichte-/Leipziger Straße. Doch müssten die Schüler dafür die Leipziger Straße, also die Bundesstraße 184 überqueren - einige hundert Meter hinter dem Ortseingangsschild aus Richtung Wolfen-Süd.

„Da habe ich zu viel Angst, dass meinen Kindern etwas passiert“, sagt die Mutter. „Denn in die Ortschaft wird stets reingebrettert, ob in der Motorradsaison oder nicht.“ Auch die Autos würden oft zu schnell sein. „Scheinbar lädt die Strecke zum Rasen ein.“ Natürlich könnten die Kinder einige Meter weit vor zur Kreuzung Ecke Saarstraße laufen und dort die Ampel nutzen - und müssten dann den gleichen Weg zurück bis zur Bushaltestelle gehen. „Aber man weiß doch, wie Kinder sind.“

Giersch spreche auch für Nachbarn, in letzter Zeit seien einige Familien mit Kindern zugezogen. Für sich habe sie jedenfalls entschieden, ihre Jungs selbst zu fahren - „auch wenn das mit der Arbeitszeit nicht immer ganz leicht einzurichten ist“. Ihrer Meinung nach müsste sich endlich etwas tun, um der Raserei in diesem Bereich ein Ende zu setzen.

Polizei: Kontrollen helfen nicht

Polizeirat Uwe Platz kennt das Problem. „Wir wissen, dass dort schnell gefahren wird und haben auch einige Geschwindigkeitskontrollen gemacht“, sagt der Leiter Verkehrsdienst beim Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld. Allerdings könne das Grundproblem damit nicht gelöst werden. Denn wie auch bei anderen innerhalb der MZ-Aktion „Sicherer Schulweg“ angesprochenen Gefahrenquellen gelte: „So lange in den Köpfen der Kraftfahrer nicht klar ist, dass das Tempo einzuhalten ist, können wir blitzen oder Begrenzungsschilder aufstellen, wie wir wollen.“ Vorstellbar sei aber, die Bushaltestelle noch weiter in Richtung Ampelkreuzung vorzuverlegen. Jene auf der anderen Straßenseite befindet sich bereits weiter vorn. Ob das aber technisch und finanziell möglich ist, müsse die Stadt prüfen.

Verkehrshelfer eine Möglichkeit

Platz verweist aber auch noch einmal auf die Mitverantwortung der Eltern, damit ihre Kinder sicher zur Schule kommen. „Natürlich verstehe ich, dass sie Angst haben“, sagt er. „Aber vielleicht ließe sich ein freiwilliger Verkehrshelfer, wie bereits in Friedersdorf, finden?“

Die Stadt Bitterfeld-Wolfen begrüßt auf Anfrage zunächst die Schulweg-Aktion: „Wir unterstützen nach besten Kräften alle Bestrebungen, den Schulweg unserer Kinder sicher zu gestalten.“ Je mehr Öffentlichkeitsarbeit dafür geleistet werde, desto besser. Auf die konkrete Anfrage bezüglich genannter Bushaltestelle verweist sie jedoch auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) - also den Landkreis - , der dafür zuständig sei.

Antragsverfahren nötig

Dem ist aber nicht ganz so, denn die Bestimmung eines Standortes für eine Bushaltestelle erfolge in Absprache zwischen Kommune und Verkehrsunternehmen. So teilt es die Landkreisverwaltung mit. Stehe der Standort fest, müsse das Verkehrsunternehmen die Errichtung beim zuständigen Ordnungsamt beantragen. „Weil es sich hier um eine Bundesstraße handelt, müsste das bei uns erfolgen“, so Pressesprecherin Marina Jank. „Im Anhörungsverfahren wird dann auch der Aufgabenträger des ÖPNV, also unser Amt 80, angehört. Sprechen keine Gründe gegen den Haltestellenstandort, trifft das Ordnungsamt eine straßenbehördliche Anordnung, und die Haltestelle kann gebaut werden.“

Hans-Jürgen Wolf von der Regionalverkehr (RVB) Bitterfeld-Wolfen GmbH indes weiß, dass besagte Bushaltestelle vor einigen Jahren schon einmal verrückt worden ist. „Sie war damals gleich hinter dem Ortseingangsschild“, so der Betriebsleiter. „Genau aus dem Grund, der jetzt wieder ins Feld geführt wird, wurde sie verlegt: um sie näher an die Ampelkreuzung zu bringen. Das ist damals noch in Abstimmung mit der Stadt Wolfen erfolgt.“ Ob der Weg bis dorthin immer noch zu lang ist, läge im Ermessen eines jeden selbst.

Herauszufinden, ob der Bedarf für die Haltestellen-Verlegung besteht, liege nicht in Verantwortung des Verkehrsunternehmens. „Das muss die Stadt tun - und sich mit uns abstimmen.“ Wolf kann auch mit aktuellen Zahlen aufwarten: „Derzeit nutzen morgens nur wenige Fahrgäste die Linie 406 an besagter Stelle, meist sind es vier.“

Bliebe noch das Problem der Finanzierung einer Haltestelle. Der Landkreis fördert dessen Bau und Ausbau mit einer Quote von 95 Prozent. Die Kommune müsse dafür einen Antrag stellen. „Der wird dann von uns geprüft.“ Bevor es jedoch zu einem Förderungsantrag kommen kann, ist das bereits erläuterte Antragsverfahren für den neuen Standort nötig. Ob die Stadt den Bedarf dafür prüft, ist derzeit noch offen. Auf eine erneute Anfrage war bisher keine aktuelle Stellungnahme zu erreichen. (mz)