Museum Zörbig Museum Zörbig: Virtueller Spaziergang

Zörbig/MZ - Auf einen Spaziergang durch die Vergangenheit wurden jüngst Besucher im Zörbiger Heimatmuseum mitgenommen. An und für sich nichts Außergewöhnliches für solch eine Einrichtung. Doch dieses Mal bewegte man sich nicht im Schlenderschritt durch die Räumlichkeiten, sondern wanderte virtuell über alle Ebenen des Schlosses - auch durch Räume, die es schon längst nicht mehr gibt. Und wer Lust darauf hatte, konnte jeden einzelnen Balken des Schlosses von oben, von unten oder von der Seite betrachten.
Dreidimensionale Computeranimation
Möglich wurde dies durch eine dreidimensionale Computeranimation, die das Schloss noch in seinen Ursprüngen, ohne die Folgen der zahlreichen Umbau- und Abrissarbeiten zeigt. Erarbeitet wurde das 3-D-Projekt von Frank Freitag, einem Mitglied des Heimatvereins in ehrenamtlicher Tätigkeit. Wie viele Stunden allein für die Auswertung historischer Dokumente und Vermessung des gesamten Schlosskomplexes draufgegangen sind, hat der junge Mann nicht zusammengerechnet. Auch die Leiterin des Heimatmuseums, Brigitta Weber, kann das nicht mit Bestimmtheit sagen. Doch habe es anregende Diskussion und produktives Streiten gegeben. Das habe die Zusammenarbeit zwischen den beiden Heimatfreunden beflügelt.
Allerdings hat Frank Freitag die Animation nicht für sein stilles Kämmerlein produziert. Seine Arbeit ist nur der erste Schritt für ein noch ambitionierteres Vorhaben, das nicht nur im Heimatmuseum auf Interesse stößt, sondern auch bei der Stadt. Das jedenfalls hat Bürgermeister Rolf Sonnenberger (Bürger für Zörbig/Wählerliste Sport) auf der jüngsten Zusammenkunft im Schloss hervorgehoben, zu der der Heimatverein eingeladen hatte. Denn aus der Computeranimation soll ein reales, dreidimensionales Modell des Schlosses werden. Damit all seine Teile auch wie die verkleinerten Originale aussehen, sollen sie mit einem 3-D-Drucker hergestellt werden. Doch wie soll dieses moderne Gerät finanziert werden? Hilfe kam von Hans-Werner Trummel. Der Arzt ist Mitglied im Heimatverein Zörbig und wusste, dass für ein 3-D-Modell des Schlosses ein 3-D-Drucker gebraucht wird. Und so verzichtete er anlässlich seines 60. Geburtstages auf Geschenke und bat stattdessen um Geldspenden. „Und es ist soviel zusammengekommen, dass es für einen Drucker reicht“, sagt Trummel. Freudestrahlend nahmen Brigitta Weber und Frank Freitag in Beisein von Rolf Sonnenberger den Scheck über 2 300 Euro entgegen.
Drucker wird im Mai geliefert
Mitte April soll der Drucker geliefert werden. Dann werde sogleich mit der Umsetzung des Projektes begonnen. Frank Freitag kann es kaum noch erwarten. Am liebsten würde er sofort loslegen. „Die Idee, ein 3-D-Modell vom Schloss zu bauen, entstand bereits mit der Öffnung des Bunkers unter dem Schloss“, meint Freitag rückblickend. Schon damals habe sich niemand mehr genau erinnern können, wie es dort mal aussah. „Da reifte bei mir die Idee, ein Modell vom Schloss zu erstellen, solange es dafür noch Unterlagen und Ansprechpartner gibt, die sich erinnern.“ Doch nicht nur das Schoss wird in die 3-D-Aufarbeitung einbezogen, sondern das gesamte Umfeld von rund 3,8 Hektar. „Im ersten Abschnitt soll das Residenzschloss um 1710 als Gebäude Gestalt annehmen“, erklärt Freitag. In den drei folgenden Abschnitten werde auch das Umfeld einbezogen - der Burghügel selbst und dazugehörige Gebäude. Das Modell, das im Verhältnis 1:150 entstehen wird, kommt dann auf eine Höhe und eine Breite von jeweils rund 2,20 Meter.