Mulde Mulde: Paddeln bei Eis und Schnee

Friedersdorf/MZ - Heinz Wolff ist glücklich und zufrieden. Er zückt die Urkunde, die ihm etwas Großes bescheinigt: Der Wahl-Jüterboger hat das Wanderfahrerabzeichen in Gold bekommen. „Stufe 5“, will der Mann genau sein, der gerade ein Meisterstück abgelegt hat.
Wolff hat am Samstag mit 80 weiteren begeisterten Wasserwanderern die Mulde befahren: Von Bad Düben nach Friedersdorf, bei wahrhaft steifer Brise aus Nordost und Temperaturen deutlich unter Null. „Es war schon richtig kalt“, sagt der 75-Jährige, der die Farben des Kanuvereins „Harmonie“ aus Elster trägt. Und da ist er wirklich nicht der einzige Aktive, der so denkt. Auch Benedikt Henze stimmt in den Chor der Fröstelnden ein: „Kalt.“ Vor allen Dingen an den Armen, erzählt der Zwölfjährige aus Dessau, der der jüngste Starter beim Anpaddeln des sachsen-anhaltischen Landeskanuverbands war.
Spaß hatten Heinz Wolff und Benedikt Henze auf 19 Kilometer Strecke dennoch. Gemeinschaft zählte, sagt Wolff. Auch wenn längst nicht alle Freizeitsportler in großen Booten unterwegs waren.
„Kommando Rudelbildung“, beschreibt Harald Zeiler die Devise der Paddeltour. Der Ressortleiter Kanu-Freizeitsport im Landesverband spricht die Gefahren an, die Wassersport gerade im Winter mit sich bringt. Kentern bei Kälte ist gefährlich. Die eisigen Wassertemperaturen können betroffene Sportler rasend schnell in einen Schockzustand versetzen. „Immer in Gruppen fahren und ein Auge auf den Nachbaren haben“, so Zeiler.
Es sind die gängigen Regularien, an die der erfahrene Wassersportler erinnert. Auch das Tragen von Schwimmwesten ist Pflicht. Die Kontrolle der Boote und der Kleidung ist Alltag und am Start auf der Muldesandbank bei Bad Düben keinesfalls ein Störfaktor. Sport soll sicher sein, vor allem aber soll er Spaß machen.
Das Lagerfeuer brennt, die Aktiven klönen. Geschichten machen die Runde. Von großen Abenteuern im Wildwasser zum Beispiel. Zeiler kann sich ein Augenzwinkern nicht verkneifen.
80 Aktive, Dutzende Boote und ein feuerroter Renner: Die Männer der Junkers-Paddelgemeinschaft aus Dessau haben ihr Flaggschiff ins Wasser gelassen. Zehn Mann sitzen an den Paddeln, einer am Steuer. Am Ende sind alle leicht kalt und etwas nass. Benedikt Henze ist einer derjenigen, der den Alten Dessauer in Schwung bringt. Sein Vater Martin Becker sitzt neben dem Jungen und kennt die Tücken der Strecke von Bad Düben nach Friedersdorf.
Mit Hilfe von Wind und Strömung geht es in der Wintersonne auf dem Fluss rasend schnell voran. Keine zwei Stunden nach dem Start ist der Einlauf des Muldestausees erreicht. Dessen hoher Wasserstand erlaubte das Überfahren des Wehrs. Kein Umsetzen der Boote, dafür aber eine ordentliche Überraschung. Der Wind peitschte übers Wasser. „So hohe Wellen.“ Die Hände der Paddler unterstützen die Worte. Ein halber Meter ist ordentlich für den Binnensee, dessen Wasser zum Teil in die Boote schwappte. Aber Wasserwanderer sind hart im Nehmen. Sie nehmen die Herausforderung an und landen in Friedersdorf.
Beim ortsansässigen Wassersportclub weiß man, was der Freizeitsportler braucht: ein warmes Plätzchen, ein kühles Bier und die Gelegenheit zum Plauschen. „Es war wegen des Wetters etwas anders heute“, schätzt Harald Zeiler ein. „Aber Spaß hat es trotzdem gemacht.“ Heinz Wolff verstaut seine Urkunde und blickt voraus. Ein paar Fahrten werde er dieses Jahr schon noch in Angriff nehmen, meint der Mann.
