Mit der Harfe im Kochtopf
Pratau/MZ. - Natürlich hatten Pfendts da schon die Idee, einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit Schafen zu betreiben. Schafe waren das Hobby in der Jugendzeit von Stefan Pfendt. Und Elvira Pfendt stammt aus einer Bauernfamilie mit eigener Wirtschaft. Vor vier Jahren hat das Ehepaar in der Pratauer Lindenstraße 9 das große Anwesen gekauft. Da waren die beiden jüngsten der elf Kinder gerade unterwegs. Stefan Pfendt, der im Bergbau gelernt und Theologie studiert hat, hatte in den letzten Jahren nur befristete Anstellungen im sozialen Bereich, "das waren wir leid".
"Im Amt für Landwirtschaft haben sie uns erst einmal ausgelacht", erzählt der 48-Jährige. Ein Hof alleine reiche nicht, wurde ihnen erklärt, für einen Landwirtschaftsbetrieb brauche man vor allem Landbesitz und Kapital. Ersteren hatten sie noch nicht und letztgenanntes nicht in Form von Geld. "Unser Kapital sind unsere Kinder", sagen die Eltern. Und versichern, dass alle helfen, ohne jegliches Muss.
Nach der Rückkehr aus Österreich jedenfalls haben sie sich "durch die Behörden gewurschtelt". Größte Unterstützung, berichtet Pfendt, gab es vom Veterinäramt des Landkreises: "Die waren richtig als Dienstleister für uns da." Schon hatten Pfendts überlegt, die Käserei in einem Nebengelass einzurichten, gleich mit einem richtigen Laden. Aber Freunde rieten davon ab: "Nicht so groß wie möglich, sondern so klein wie möglich, damit es überschaubar und Zeit für die Familie bleibt". So ist die Käserei nicht größer als die Küche einer Neubauwohnung. Zwei große Töpfe mit der gefilterten Milch vom Vorabend und vom Morgenmelken - 17 bis 20 Liter geben die derzeit 14 Milchschafe - werden mit Milchsäurebakterien versetzt, die die Bildung von Krankheitskeimen verhindern. Die Milch wird nur leicht erhitzt, damit die wertvollen Inhaltsstoffe - Schafsmilch ist reich an A- und B-Vitaminen - nicht zerstört werden. Lab wird zugesetzt und dann steht das ganze zwei Stunden. Zeit, die Elvira Pfendt bei Frühstück, Gebet und Spiel mit den drei jüngsten Kindern sehr genießt. Während ihr Mann sich im Stall oder auf dem Acker schafft.
Wenn die Milch genügend eingedickt ist und Molke sich absetzt, greift Elvira Pfendt zur Harfe - dem Gerät, mit der sich der Frischkäse quer im Topf schneiden lässt. Er wird nochmals gefiltert, in Formen gefüllt, gepresst und in Salzlake gelegt. Am Ende finden sich im Kühlschrank Frisch- und Räucherkäse, Mozarella und Feta, Käsebällchen mit Kräutern, aber auch Joghurt, Kefir und wer mag, kann auch Molke bekommen. Die Vermarktung läuft bislang nur über Handzettel und Mundpropaganda. Aber es gibt schon Kenner, die das gesunde Naturprodukt - seit Januar läuft die Überprüfung als Bio-Betrieb - zu schätzen wissen. Und die über das Vorurteil, Schafskäse schmecke streng, einfach nur noch den Kopf schütteln.
Weitere Informationen unter 03491 / 450 126.