Maler-Erbe in Bitterfeld Maler-Erbe in Bitterfeld: Bilderretter brauchen Platz

Bitterfeld - Enthusiasten aus Bitterfeld-Wolfen wollen einen wertvollen Schatz heben. Der vor gut zwei Jahren der Stadt geschenkte Nachlass des Malers Bernhard Franke soll endlich wissenschaftlich sortiert und öffentlich ausgestellt werden. Da die Stadt selbst das finanziell und personell nicht kann, will sich ein Verein darum kümmern. Das erste Treffen endete mit einer Überraschung: „14 Leute wollen mitmachen“, sagt Reinhard Waag. Der frühere Leiter des Kulturpalastes und ehemalige Linken-Stadtrat gehört zu den Initiatoren des Vereins.
„Wir sind alles Bürger aus der Bitterfelder Region, von denen einige Franke noch persönlich gekannt haben. Zum Beispiel Heinz Zwick oder Rotraud Nieß aus Jeßnitz“, so Waag. Klares Ziel sei die baldige Vereinsgründung. „Wir haben auch schon über die Satzung geredet, doch zuvor müssen rechtliche Dinge abgeklärt werden.“
Im Verborgenen aber wollen die Bilderretter keinesfalls arbeiten. „Wir wollen die Werke ausstellen, nicht verstecken“, erklärte Waag vor kurzem auch den Mitgliedern des Kulturausschusses. Den passenden Anlass habe man schon im Blick: 2017 wäre der in Bitterfeld geborene Franke 95 Jahre alt geworden. Dann soll die erste große Ausstellung mit den Bildern aus dem Nachlass zu sehen sein.
„Das ist ein Riesenschatz“
Manchen geht das alles viel zu langsam. Auch Kulturausschusschef Klaus-Ari Gatter (WLS) stellte die Frage: „Ob das Tempo ausreicht?“ 2017 klingt zwar nach viel Zeit. In Wirklichkeit aber bedeutet es, dass die Vereinsmitglieder sprinten müssen. Denn die Aufgabe ist riesig. Ging man ursprünglich von 240 Werken aus, hat eine erste Bestandsaufnahme offenbart, dass es sich um etwa 700 Arbeiten handelt, auch wenn nicht alle große Bilder sind. „Das ist ein Riesenschatz“, so Waag. „Aber auch eine Riesenaufgabe.“ Denn sie alle müssen fotografiert und in einem Katalog zusammengefasst werden, mit dem Forscher arbeiten können.
Für den künftige Verein heißt das, dass er zum Arbeiten Platz braucht. All das wurde mit Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) bereits diskutiert. „Vor allem wurde die weitere Verfahrensweise besprochen. Grundlage ist jedoch zunächst die Gründung des Vereins“, teilt Stadtsprecherin Katrin Kuhnt mit. „Selbstverständlich wird die Stadt hierbei unterstützen.“ Und Sachgebietsleiterin Sabine Bauer ergänzt: „Die Stadt will dem künftigen Verein zum Beispiel bei der Suche nach geeigneten Arbeitsräumen helfen.“ Letztlich aber kann der Verein ohne die Stadt sowieso nichts ausrichten. Denn die Kommune ist Eigentümerin der Nachlass-Bilder. Sie muss also eine rechtliche Regelung finden, damit der Verein überhaupt Rettungsarbeit leisten kann.
Vorerst sind die Bilder, die sowohl in der DDR-Zeit als auch in Frankes letzten Jahren im Nordwesten der Bundesrepublik entstanden, eingelagert. Gesehen haben sie nur wenige. Immerhin hängen einige Werke im Bitterfelder Rathaus. „Wir haben sie gegen Thronicke-Bilder, die dort lange hingen, ausgewechselt“, sagt Ortsbürgermeister Joachim Gülland. Die MZ durfte ins Lager und hat einige Werke fotografiert. Sie zeigen Frankes große künstlerische Vielseitigkeit. (mz)
