Letzter Tanz hat Schicksal besiegelt
SANDERSDORF/MZ. - Weshalb der heute 83-Jährige sie aber erst zum letzten Tanz an diesem Abend aufgefordert hat, war schnell erzählt: "Ich konnte kaum tanzen. Bevor ich eingezogen wurde, habe ich zwar noch meinen Malerberuf abschließen können, hatte aber nicht mehr Gelegenheit, das Tanzen zu erlernen." Und dann setzt Werner Otte noch schmunzelnd hinzu: "Ich wollte sie unbedingt im Arm halten, um mich mit ihr zu verabreden." Und das war
gleich tags darauf. Kurz vor Weihnachten fand die Verlobung statt. Im Jahr darauf wurde geheiratet - mit einem Strauß weißer Rosen, der das Symbol ihrer Liebe wurde. Denn zu jedem Hochzeitstag bekommt Ella Otte von ihrem Angetrauten 18 weiße Rosen geschenkt - das Alter, in dem sie ihm einst das Jawort gab. "Der Hochzeitsstrauß", erinnert sich die Jubelbraut noch lebhaft, "musste allerdings um zwei Ecken herum besorgt werden. Es gab ja nichts."
Tochter Martina und Sohn Hubert erblickten das Licht der Welt. Zwei Enkel und ein Urenkel gehören neben den jeweiligen Ehepartnern heute noch zur Familie.
Beide Ottes sind übrigens gebürtige Sandersdorfer, die ihrem Geburtsort bis heute die Treue gehalten haben, gingen dort zur Schule und arbeiteten bis zu ihrem Renteneintritt, der genau auf die Wende fiel. "Die letzten 26 Jahre war ich im CKB tätig", beginnt die Jubelbraut zu erzählen, und ihr Ehemann sagt zu seinem Werdegang, dass er bei einem kommunalen Wirtschaftsunternehmen anfangs tätig war, später beim Kreisbaubetrieb und "in der Grube".
Doch der Ruhestand ist bis heute eigentlich eher ein Unruhestand. Und daran ist Sohn Hubert nicht ganz unschuldig. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Sandersdorfer Karnevalsvereins, der 1978 aus der Taufe gehoben wurde. Heute ist er Vereinspräsident und seine Frau Karla ebenso Vereinsmitglied wie Schwester Martina und deren Ehemann. Und um das Bild abzurunden, "überzeugte" der Sohn seine Eltern, doch auch mit einzusteigen. "Meine Mutter hat sowieso schon für den Verein Kostüme genäht und mein Vater kümmert sich noch immer um die technischen Sachen, ist heute unser Alterspräsident."
"Ich erinnere mich noch gut an das erste Kleid von Prinzessin Gabi", steigt Ella Otte sofort ins Thema ein. "Es war dein Brautkleid, dass ich geändert habe", sagt sie zu ihrer Schwiegertochter Karla gewandt, die zustimmend nickt. Seither hat Ella Otte nicht nur Prinzessinnen und Prinzen, sondern auch viele andere Bühnenkostüme genäht. Und noch immer gehört die 78-Jährige zur "Fundus- Crew" des Vereins wie auch Tochter Martina. Jede Woche dienstags trifft man sich, um bei der Vorbereitung von Festen zu helfen. "Wir gestalten ja nicht nur unsere eigenen Karnevalsveranstaltungen aus, sondern auch Abi-Bälle und anderes mehr", möchte der Vereinspräsident nicht unerwähnt lassen. Und für den Samstag, an dem die eigentliche Feier anlässlich der diamantenen Hochzeit steigt, haben sich sowohl der Verein als auch die Familie so einige Überraschungen einfallen lassen, womit das Jubelpaar bei solch einer "Vergangenheit" wohl auch rechnen muss.