Lemoine-Gründerpreis Lemoine-Gründerpreis: Junge Firmenchefs aus Bitterfeld-Wolfen trumpfen auf

Zerbst/Bitterfeld - Junge Firmenchefs aus der Stadt Bitterfeld-Wolfen sind die großen Gewinner des Reiner-Lemoine-Gründerpreises Anhalt-Bitterfeld. Vier der sieben Auszeichnungen gingen Mittwochabend bei der Verleihung in der Stadthalle Zerbst nach Bitterfeld-Wolfen. Der mit 4.000 Euro dotierte Hauptpreis des Landrats und der Lemoine-Stiftung allerdings blieb in Zerbst: Den gewann die im 3D-Druck tätige Gesellschaft für additive Fertigung mbH.
Am Tag nach dem Preisregen ist Claudia Tasche immer noch etwas fassungslos. Immerhin ist der Chefin der erst im April eröffneten Kurzzeitpflege „Lebenswert“ in Wolfen ein seltenes Kunststück gelungen: Sie bekam gleich zwei Preise. Zuerst wurde sie für einen der beiden Sonderpreise der Kreissparkasse auf die Bühne gerufen.
Gelobt wurde, dass in der Wolfener Einrichtung die Eigenständigkeit der Bewohner weitestmöglich erhalten werden soll. Zudem werde den zwölf Mitarbeitern ein familiärer Arbeitsplatz und eine „positive Work-Life-Balance“ geboten. Kaum hatte Tasche wieder Platz genommen, folgte eine Premiere.
Gründerpreis für besonderes soziales Engagement wurde von der Stiftung zum ersten Mal verliehen
Denn der Gründerpreis für besonderes soziales Engagement wurde von der Stiftung zum ersten Mal verliehen. „Als plötzlich wieder mein Name genant wurde, dachte ich, sie haben sich verlesen“, erzählt Tasche. Doch es war kein Irrtum. Ein Stiftungsmitglied - so erfuhr man - war sogar inkognito nach Wolfen gereist und hatte sich in der Kurzzeitpflege umgeschaut. Der Umgang mit den Bewohnern, die Atmosphäre und das familiäre Ambiente hätten ihn vom besonderen Engagement der Existenzgründerin überzeugt.
„Ich hätte nie damit gerechnet, denn es gab ja viele Bewerber“, erzählt die 45-jährige Doppel-Gewinnerin am Tag danach in Dresden, wo sie einst ihre Ausbildung an der Medizinischen Fachschule absolviert hat. In der sächsischen Metropole macht sie mit ihrer Tochter einen Wellness-Kurzurlaub, den ihr Mitarbeiter geschenkt haben.
Diese hätten großen Anteil am doppelten Gewinn, deshalb will ihnen die Chefin vom Preisgeld auch einen Bonus zahlen. Ihrem Plan mit der Selbstständigkeit wären viele mit Skepsis begegnet. „Aber das war erst recht Ansporn.“ Dank einer Existenzgründer-Begleiterin und der Unterstützung zweier Banken habe sie viele Steine aus dem Weg räumen können, so die Dessauerin. Und dank der WBG fand sie in Wolfen das passende Domizil. „Ich bin einfach glücklich.“
Pizza „Goitzsche Front“ für den guten Zweck
Für Ronny Maak, Geschäftsführer der Bitterfelder „Pizza 66“, war die Auszeichnung mit dem Sonderpreis der Wirtschaftsjunioren eine faustdicke Überraschung. „Ich wurde Mitte dieses Jahres von der EWG angesprochen, ob ich mich bei dem Wettbewerb beteiligen möchte“, erzählt der gelernte Bäcker.
Er reichte sein Konzept ein und verwies auf die vielen Aktionen, die er sich hat einfallen lassen. „Dadurch, dass wir beim Verkauf der Pizza ,Goitzsche Front’ 50 Cent aufgeschlagen haben, konnten wir aus dem Erlös zum Beispiel den Jugendclub Phönix 2000 in Wolfen unterstützen.“ Sowas sei wohl bei den Juroren angekommen. „Diese Sammelaktion werden wir fortsetzen“. Weitere Aktionen mit der Rock-Band Goitzsche Front würden in den nächsten Tagen beraten. „Auf alle Fälle wird die Urkunde mit Bild einen würdigen Platz bei uns finden.“
Experten für alle alten Filmproduktionsanlagen, die auf der Welt noch arbeiten
Im vergangenen Jahr hat Dennis Wronski einen mutigen Schritt gewagt: Mit dem Kauf und der Übernahme der Maba Spezialmaschinen GmbH ist er ein Gründer geworden. Jetzt richten er und sein knapp 30-köpfigen Team mit einem komplett neuen Businessplan das Unternehmen neu aus. Das Kerngeschäft freilich bleibt unangetastet, es wird sogar vertieft und um neue Branchen erweitert. Kein Wunder, wenn es bei der Maba heißt „Zurück zu den Wurzeln“. Für diesen Mut gab es nun den Sonderpreis der IHK Halle-Dessau.
Wronski und sein Team haben den Anspruch, ganz besondere Experten zu werden: Sie wollen alle alten Filmproduktionsanlagen, die auf der Welt noch arbeiten, in ihr Portfolio integrieren. Sie reparieren und warten, instandsetzen und generalüberholen. Von einer originalen Orwo-Großanlage, die in England produziert, haben die Wolfener gerade den ersten Rundperforator in ihrer Halle, so Wronski. „Der wird von uns generalüberholt.“ (mz)
18 Unternehmer aus dem Landkreis haben sich für den Reiner-Lemoine-Gründerpreis beworben. Lemoine war einer der Gründer des Solar-Unternehmens Q-Cells in Thalheim. Der Unternehmer starb 2006.
Weitere Preise gingen an den Bauernhof Martin Zschoche aus Repau und das Eiscafé von Anne Kauert in Zerbst.
