Melkzentrum Landwirtschaft in Bitterfeld: Kuh-Karussell mit Musik

Tornau vor der Heide - Welche Musik gefällt Kühen? Mögen sie eher Rock oder Klassik, wenn sie gemolken werden? So genau weiß Quirin Forster das nicht. Aber er wird es wohl bald herausfinden. Denn am Mittwoch wurde jetzt das neue Melk-Karussell getestet, das die Agrar-, Produktions- und Handelsgesellschaft (APH) e. G. Hinsdorf GbR in ihrer Milchviehanlage in Tornau vor der Heide hat bauen lassen. Und dort können Kühe und Mitarbeiter beim Melken Musik hören.
Staunende Gäste
Die neue Errungenschaft hat Geschäftsführer Forster schon mal einigen staunenden Gästen präsentiert - vor dem Einzug der Kühe sozusagen. Das Karussell ist praktisch das Herzstück des neuen Melkzentrums. Bei der Konstruktion der Anlage wurde darauf geachtet, es Mensch und Tier möglichst angenehm zu machen. So hören die Kühe und Mitarbeiter nicht nur Musik. Es gibt auch eine Fußbodenheizung. Und der Bereich, über den die Kühe zum Karussell laufen, ist leicht geneigt. Das soll es den Tieren einfacher machen, das Karussell zu betreten.
Insgesamt habe das Melkzentrum etwa 3,5 Millionen Euro gekostet, erklärt Forster. Baubeginn war im September 2015. Das Karussell bietet Platz für 36 Kühe. Theoretisch können damit bis zu 180 Kühe pro Stunde gemolken werden. Am Eingang erkennt die Maschine über einen Transponder, welches Tier gerade in das Karussell kommt. Es betritt dann einen der 36 Plätze und die Maschine legt automatisch die Melkapparatur am Euter an. Nach einer Runde auf dem Karussell, die normalerweise etwa eine Viertelstunde dauert, geht die Kuh wieder raus. Die für das Melken verantwortlichen Mitarbeiter können über einen Bildschirm die Vorgänge überwachen.
Die APH Hinsdorf plant noch weitere Investitionen in den Standort Tornau. In einem zweiten Bauabschnitt soll die Anlage einen neuen Kuhstall für 270 Tiere bekommen, dazu noch einen Abkalbe-Stall, ein Silo und einen Güllebehälter. Aktuell wartet man noch auf die erforderliche Genehmigung. „Für den ersten und zweiten Bauabschnitt zusammen rechnen wir mit sechs Millionen Euro“, sagt Quirin Forster. Eine große Investition zu schwierigen Zeiten.
Sehr viel Optimismus
Aktuell liege der Milchpreis bei 22 Cent pro Liter; er müsste aber bei über 30 Cent liegen, damit man gut arbeiten könne, so Forster. „Wir investieren in einen Markt, der am Boden ist. Was soll man dazu sagen? Man muss sehr viel Optimismus mitbringen und nach neuen Wegen suchen“, erklärt er. Indem man effizienter arbeite und attraktive Arbeitsplätze biete, wolle die APH Hinsdorf sich für die Zukunft wappnen. Der Plan: „Wir wollen in diesem Zentrum mit etwa der selben Zahl an Leuten mehr Kühe melken können“, so Quirin Forster. Bei der APH arbeiten insgesamt etwa 150 Menschen. Aktuell gibt es am Standort 400 Kühe, 270 sollen dazu kommen, die möglichst aus eigener Reproduktion stammen sollen. (mz)
