Keiner will aus der Reihe tanzen
GREPPIN/MZ. - "Eigentlich sind wir eher ein Country- und Westernverein, aber Line Dance gehört einfach dazu", erklärt Mirko Klaus, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Genauso sehen das auch die Mitglieder befreundeter Vereine aus Zehbitz und Leipzig, die nach Greppin gekommen waren. Pünktlich 19 Uhr dröhnt der erste Westernhit aus den Boxen. Es ist Alan Jackson - und jeder Westernfan weiß, dazu wird der Chattahoochee getanzt.
Auch wenn es Tausende verschiedene Schrittkombinationen gibt und jeder Titel ganz unterschiedlich getanzt werden kann - ganz große Songs wie der Chattahoochee haben feste Schritte - eben den Line Dance. Er wird einzeln, in Linien nebeneinander und hintereinander getanzt. Charakteristisch am Line Dance ist außerdem, dass er aus festgelegten, sich wiederholenden Figurenfolgen besteht.
Nach ein paar Takten von Jacksons Hit bewegen sich mehr als 40 Tänzer auf der Tanzfläche - aus der Reihe tanzt niemand, die Schrittkombination sitzt. Doch schon beim nächsten Titel trennen sich die Gruppen, jeder Verein zeigt ein eigenes Repertoire. Doch es gibt Regeln. "Wir haben ungeschriebene Gesetze - unsere Line-Dance-Etikette", klärt Enrico "Enno" Herrmann auf. So dürfe kein Tänzer mit Zigarette auf die Tanzfläche. Dort werden auch keine Schritte geübt, weil das alle anderen behindern würde. "Heute machen wir eine Ausnahme, schließlich ist das hier ein Workshop", so Herrmann, der an diesem Tag die Gruppen trainiert. Er selbst tanzt seit sechs Jahren bei den Leipziger Firefox Linedancers und beherrscht mittlerweile über 140 Tänze.
Gegen 19.30 Uhr wird es ernst für die Anfänger im Saal. Enno ruft auf die Tanzfläche. Zu "The Battle of New Orleans" von Sham Rock sollen die ersten Schritte geübt werden. "A Bit Irish" nennt sich der Tanz, der aus vier Blöcken besteht. Der Herausforderung stellt sich auch Carolin Baumann. Als Mitglied der Greppiner Longhorns trainiert sie seit zehn Monaten den Line Dance. "Trotzdem bin ich eine Anfängerin", gibt sie zu. 60 Westernfans nehmen gemeinsam Aufstellung und versuchen, den Anweisungen von Enno zu folgen. Der ist in seinem Element: "Schritt, Schritt, Kick und Touch Across" weist er seine Tänzer an. Deren Stiefel knallen am Ende des Blocks hart auf das Parkett. Schnell lernen die Anfänger die ersten Kombinationen. Doch der dritte Block bereitet einige Schwierigkeiten. "Der Tempowechsel ist gar nicht so einfach", findet Carolin Baumann. Zahlreiche Versuche und Zusammenstöße später sitzt der "A Bit Irish"-Tanz. Nun kommen die Bewegungen zur Musik. "Was ist ein Westerntanz ohne Westernmusik", sagt Enno. Kleine Fehlschritte und Orientierungsprobleme gibt es da schon noch, aber trotzdem schlagen sich alle Tänzer wacker. "Erst nach wochenlangem Training sitzen die Schritte richtig", weiß auch Anfängerin Baumann. Bis spät in die Nacht wird bei den Longorns in Greppin trainiert, denn auch die Fortgeschrittenen wollen ihr Können verbessern. Ein Tipp von Enno gilt für alle Teilnehmer: "Lieber kleine Schritte machen, dann wird man nicht so schnell müde."