Wegen Bauarbeiten Kein Halt in Bitterfeld: Deutsche Bahn streicht bis Dezember mehrere ICE-Halte am Bahnhof

Bitterfeld - Der Bitterfelder Bahnhof verliert zeitweise mehrere ICE-Halte. Ab 25. September fahren bis zum 18. Dezember viele Fernverkehrszüge in Richtung Norden durch, anstatt anzuhalten. Das geht aus Aushängen am Bahnhof hervor. In südlicher Richtung bleibt nach Angaben der Bahn alles wie gehabt. Es entstehen jedoch Einschnitte, die besonders Pendler zwischen Bitterfeld und Berlin treffen.
Bahn muss Verspätung durch Bauarbeiten kompensieren
Als Grund für die Änderungen in Bitterfeld nennt das Zugunternehmen eine Baumaßnahme am Leipziger Hauptbahnhof. „Sie verlängert sich dort durch zusätzliche Bodensanierungen um mehrere Monate“, so die Bahn.
Andere laufende Arbeiten könnten aber nicht abgesagt werden. Somit kommt es laut Bahn zu einer zeitweiligen Überschneidung zweier Maßnahmen, die zu langen Umleitungen im Bahnverkehr bei Leipzig führe. „Die dabei entstehende Fahrzeitverlängerung lässt sich leider nur durch Halt-Ausfälle in Bitterfeld kompensieren.“
Damit die Berlin-Reisenden also trotz der Umstände nicht ganz so spät ankommen, opfert die Bahn Bitterfeld-Halte. Auch in Wittenberg entfallen in dieser Phase sechs Fernverkehrshalte, wie aus einer MZ-Anfrage beim Verkehrsministerium hervorgeht.
Beschwerden aus der Stadtverwaltung und dem Solar Valley
Ursprünglich waren die Einschnitte in Bitterfeld noch drastischer. Die beiden ICE 1739 und 1631 fügte die Bahn erst am Dienstag noch nachträglich als Reiseoption ein. „Wir haben noch einmal geprüft und das ist dabei herausgekommen“, sagte Sprecher Jörg Bönisch von der Deutschen Bahn als Erklärung.
#tbs
Gut möglich, dass diese Mitteilung vom Dienstag eine Reaktion auf die erste Protestwelle ist. Aus der Bitterfeld-Wolfener Stadtverwaltung und aus dem Solar Valley hagelte es bereits Beschwerden. „Dieser Einschnitt ist sehr ärgerlich“, berichtet Bitterfeld-Wolfens Sprecherin Katrin Kuhnt. „Derzeit sorgt auch die Autobahnbaustelle auf der A9 für Einschränkungen und Frust bei Pendlern sowie dem Wirtschaftsverkehr.“
Fahrtzeiten verdoppeln sich teilweise
Laut Angaben aus der Stadtverwaltung sind im Chemiepark als einem der größten Industriestandorte in Sachsen-Anhalt und im Solar Valley mehr als 360 Firmen mit mehr als 15.000 Beschäftigten betroffen. Täglich verzeichne die Stadt 12.000 Einpendler und 7.000 Auspendler, „viele davon mit der Bahn von und aus Richtung Berlin.“
Auch aus Sachsen-Anhalts Verkehrsministerium gibt es Kritik an den Fahrplanänderungen der Deutschen Bahn: „Die Anpassungen sind unumgänglich. Wir kritisieren jedoch, dass es aktuell mehrere Fälle gibt, in denen die Auswirkungen solcher ungeplanten Baumaßnahmen zumeist einseitig das Land Sachsen-Anhalt betreffen“, erklärte Ministeriumssprecher Peter Mennicke.
In Bitterfeld-Wolfen sei die zum Teil entstehende Verdopplung der Fahrzeiten nach Berlin nicht akzeptabel. Zwar sei durch die zusätzlichen Halte der ICE 1739 und 1631 eine Verbesserung eingetreten. „Aber vor allem tagsüber und an den Wochenenden ist das Angebot in Bitterfeld weiterhin stark eingeschränkt“, bemängelt Mennicke.
Pendler sind verärgert
Einer der Betroffenen ist Bujar Alui. Der Kardiologe arbeitet im Bitterfelder Klinikum und wohnt in Berlin. Ab Ende September bräuchte er über eine Stunde länger nach Hause. „Ich überlege deshalb, mit der Arbeit in Bitterfeld ganz aufzuhören“, sagt der Arzt.
Eine Hanwha Q-Cells Mitarbeiterin berichtet am Bahnsteig, dass sich mehrere Mitarbeiter ihres Unternehmens bereits bei der Deutschen Bahn beschwert haben. Die Berlinerin treffen die Änderungen auch: „Man ist dadurch eingeschränkter und weniger flexibel, wenn zum Beispiel am Nachmittag mal noch ein Arzttermin ansteht.“ Sie findet, dass die fünf Minuten Halt in Bitterfeld im Fahrplan eigentlich kaum ins Gewicht fallen. Die Bahn sieht das offensichtlich anders. (mz)
