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Jan Kiese (SPD Jan Kiese: Vom Informatiker zum Oberbürgermeister der SPD in Bitterfeld-Wolfen?

Von Stefan Schröter 09.11.2015, 15:49

Bitterfeld-wolfen - 30 Jahre, verheiratet, ein Kind: Jan Kiese will Oberbürgermeister (OB) von Bitterfeld-Wolfen werden. Der SPD-Kandidat ist in Burgkemnitz aufgewachsen, in Bitterfeld zur Schule gegangen und dann zum Informatik-Studium nach Köthen gezogen.

Herr Kiese, Sie wohnen jetzt seit Jahren in Köthen. Kennen Sie überhaupt die Belange der Bitterfeld-Wolfener?
Kiese: Ich habe die Stadt nie losgelassen. Teile meiner Familie wohnen in Bitterfeld-Wolfen, deswegen werde ich so oder so demnächst dorthin zurückziehen – egal wie meine Kandidatur ausgeht. Durch den SPD-Ortsverein weiß ich auch immer aktuell, was los ist. Außerdem ist es gut, von außen frischen Wind in die Stadt zu bringen.

Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden trotz guter Berufsperspektiven als Informatiker?
Kiese: Ich hatte in Bitterfeld-Wolfen eine tolle Jugend. Das möchte ich zurückgeben, damit auch andere Kinder und Jugendliche ebenfalls eine tolle Zeit in der Stadt erleben können. Ein bisschen haben mich auch die Geschehnisse der vergangenen Monate zu der Kandidatur in der Stadt bewegt. Ich war schockiert über den Brandanschlag im AKW. Derartigen Einschüchterungsversuchen möchte ich entschieden entgegentreten.

Nachdem Ihre Kandidatur publik wurde, äußerten Kommentatoren im Internet, dass Sie Verbindungen in die linksradikale Szene haben. Was sagen Sie dazu?
Kiese: Nur weil ich vor zehn Jahren zu Konzerten und Diskussionen in das AKW gegangen bin, gehöre ich nicht zur linksradikalen Szene. Das waren damals normale Gespräche.

Was würden Sie als OB ändern?
Kiese: Mich stört, dass die Stadt bei vielen Dingen derzeit so ruhig ist. Beim traditionsreichen Kulturpalast zum Beispiel. Da müsste sie mit Ideen und Engagement versuchen, die Einrichtung vor dem Aus zu bewahren. Man könnte sich zum Beispiel mit Bürgern hinsetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Das kostet auch erstmal kein Geld. Das Thema sozialer Wohnungsbau ist für mich ein weiterer wichtiger Punkt. Bezahlbarer Wohnraum wird in Zukunft voraussichtlich knapper, deswegen müssen wir schon jetzt gegensteuern. Eine andere Idee ist ein mobiles Meldeamt, das zu festen Zeiten in den Ortsteilen präsent ist.

Wie sieht jetzt ihre Zeit bis zur Wahl aus?
Kiese: Das läuft zweigleisig ab. Zum einen werde ich durch Einzelgespräche weitere Informationen sammeln über die Belange in der Stadt. Zum anderen werde ich mich zusätzlich weiterbilden und Gespräche mit dem Ministerium zum Thema Finanzen führen. Ich habe bereits in den vergangenen Jahren viele Seminare zum Thema Verwaltungs- und Kommunalrecht besucht. Kommunalpolitik war immer mein Steckenpferd.

Warum haben Sie trotzdem Informatik studiert?
Kiese: Weil Politik etwas Schnelllebiges ist. Dort kann sich täglich etwas ändern.

Wie hilfreich ist da jetzt das Informatik-Studium für den OB-Posten?
Kiese: In meiner Ausbildung wurde mir logisches, strukturelles Denken beigebracht. Das hilft. Und dass das Ratsinformationssystem von Bitterfeld-Wolfen noch Verbesserungsbedarf hat, konnte man ja jetzt wieder sehen, als deswegen eine Stadtratssitzung abgesagt werden musste. Ich hoffe, dass ich als OB nicht mehr programmieren muss. Aber zur Not kann ich das auch tun.

Sie arbeiten derzeit hauptberuflich im IT-Management des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Wie sind Sie zur Homöopathie gekommen?
Kiese: Ich habe mich auf diesem Weg erfolgreich bei einer Krankheit behandeln lassen und bin dadurch in dem Bereich hängen geblieben. In dem Berufsverband habe ich dann die IT und Infrastruktur mit aufgebaut. Die Abschlussarbeit meines Studiums thematisierte ebenfalls die Homöopathie. Außerdem bin ich Vorsitzender eines Vereins, der aus Mitgliedern besteht, die sich bereits homöopathisch haben behandeln lassen.

Letzte Frage: Sie sind mit 30 Jahren noch relativ jung für den Stadtchef-Posten, oder?
Kiese: Respekt kann man sich mit Taten und Entscheidungen erarbeiten. Daran kann man sich messen. Da spielt das Alter keine Rolle.