«Jackel» hält jetzt bald Winterschlaf
BITTERFELD/MZ. - Mit dieser Sprachwerkstatt in der Bitterfelder "Schule an der Kastanie", eine Fördereinrichtung für geistig und mehrfach Behinderte, fand das Igel-Projekt seine Fortsetzung. "Jackel" ist die gleichnamige Figur eines Kinderbuches des Friedersdorfer Schriftstellers Peter Hoffmann. Und der war es auch, der das Projekt vor zwei Jahren mit dem Pädagogen-Team und weiteren Helfern aus der Taufe hob und die Kinder seitdem regelmäßig zu neuen Abenteuern einlädt.
Mit tiefem Hintergrund natürlich. In erster Linie werden solche Projekttage dafür genutzt, die Kinder zu fördern und zu fordern. "Noch dazu passt Jackel bestens zu unserer Thematik für dieses Schuljahr", betont Schulleiterin Heike Nietschmann. Denn das Motto, das die Kinder begleitet, lautet "Märchen, Fabeln und Geschichten". Die Lernvorhaben dazu sollen helfen, die psychische und geistige Welt der Schüler zu formen und zu entwickeln und so ihre Identität auszuprägen. Doch auch der Spaß soll dabei keineswegs zu kurz kommen.
Für das traditionelle Herbstfest gibt es immer schon im Vorfeld allerhand zu tun. Die große Turnhalle wurde wieder der Jahreszeit entsprechend dekoriert - das Material dafür ebenfalls selbst angefertigt. Und zur Eröffnung präsentierte sich natürlich auch wieder die Sing- und Tanzgruppe.
Dann startete Peter Hoffmann auch schon seine "Reise" mit Jackel. Der Igel kommt aus Roßdorf und wandert über Friedersdorf und die Goitzsche nach Bitterfeld - um eben einen Platz für den Winterschlaf zu finden. Bei den Bildern, die dabei an die Wand gebeamt wurden, gab es ein großes Hallo. Die Schüler erkannten die Friedersdorfer Kirche, den Pegelturm und Goitzschestrand, den Bitterfelder Markt und - ihren Schulhof mit dem Igel-Haus. "Dort soll Jackel bleiben", riefen sie begeistert.
Da hatten sie aber die Rechnung ohne den "Reiseleiter" von "Igel-Tours" gemacht. Der nämlich wittert Geld und will dem Tier ganz andere Quartiere anbieten. "Nein, nein", riefen die Kinder. Und Mirko brachte es schließlich auf den Punkt: "Das ist doch alles Quatsch", rief er dem Reiseleiter zu. "Sie wollen doch nur Geld haben."
Jedenfalls will sich der Reiseleiter - verkörpert von Steve Hubert, einem der fleißigen Helfer beim Projekt - überzeugen lassen. Wenn die Mädchen und Jungen ihm ihre Freundschaft zu Jackel beweisen, dann will er sich geschlagen geben. Und das war dann auch der Auftakt für die Projektarbeit. Da wurde mit bewährter Hilfe von Ursula Frotscher vom Verein für Kultur und Lebenshilfe musiziert und getanzt, wurde gebastelt, gemalt, mit Sprache gespielt. Bei den schwerstbehinderten Kindern wurden durch Fühlen und Tasten von herbstlichen Gegenständen die sensorischen Fähigkeiten gefördert.
Und schließlich nahm die Geschichte doch noch ein gutes Ende: Als die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten, gab sich der Reiseleiter geschlagen und zog von dannen. Und Igel Jackel hält nun bald seinen Winterschlaf in der "Schule an der Kastanie", wo er seine treuen Freunde hat.