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Interview mit Bürgermeisterin Petra Döring Interview mit Bürgermeisterin Petra Döring: Muldestausee ist auf einem guten Weg

23.01.2016, 11:21
Die bisherige Bürgermeisterin Petra Döring.
Die bisherige Bürgermeisterin Petra Döring. MZ

Pouch - Die Gemeinde Muldestausee scheint in diesem Jahr die Früchte ihrer Arbeit zu ernten: Erstmals seit Jahren stabilisieren sich Einwohnerzahlen und Finanzen. Mit Bürgermeisterin Petra Döring (parteilos) unterhielt sich MZ-Redakteur Detmar Oppenkowski über die Gründe.

Der Handlungsspielraum einer Gemeinde ist bekanntlich nur so groß wie die Geldbörse. Wie voll ist die in Muldestausee?

Döring: Wir sind auf einem guten Weg. Die Jahre 2013 und 2014 konnten wir mit einem positiven Ergebnis abschließen. In 2015 fällt das Defizit aufgrund höherer Steuereinnahmen wesentlich geringer aus als prognostiziert. Zum ersten Mal seit Bestehen der Einheitsgemeinde können wir einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Damit sind wir raus aus der Konsolidierung. Die sparsame Haushaltsführung und unsere Ansiedlungspolitik tragen Früchte. Das ermöglicht auch in 2016 weitere Investitionen. 3,2 Millionen Euro samt Fördermitteln haben wir für dieses Jahr eingestellt.

Können Sie Beispiele nennen?

Döring: Während wir im vergangenen Jahr viel Geld in die Umsetzung der Brandschutzkonzepte und Erneuerung von Sanitäranlagen in Grundschulen und einen Hort gesteckt haben, werden wir uns nun den Kindertagesstätten in Friedersdorf und Pouch widmen. 1,7 Millionen Euro fließen dort in die gebäudetechnische und energetische Sanierung. Weitere 550 000 Euro sind für den Breitbandausbau unserer Gemeinde vorgesehen.

Die einzelnen Ortsteile bekommen nun also endlich schnelles Internet?

Döring: Ja. Die europaweite Ausschreibung läuft noch bis Mitte Februar, dann werden die Angebote ausgewertet. Anschließend erfolgt die Vergabe, so dass noch in diesem Jahr mit dem Ausbau einer leistungsstarken Glasfaser-Infrastruktur begonnen werden kann.

Was bedeutet das für die Wohnqualität in der Gemeinde?

Döring: Dass unsere jetzt schon hervorragenden Standortfaktoren noch aufgewertet werden. Wer sich bei uns niederlassen will, findet acht Kindereinrichtungen, vier Schulen, eine gute medizinische Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten und jede Menge Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten und sich zu erholen. Wenn nun auch noch die Breitbandversorgung vorhanden ist, dann ist das ein weiterer Pluspunkt für die Menschen, die hier leben und auch jene, die in die Gemeinde ziehen wollen.

Wenn man sich umschaut, schaffen viele private Investoren neuen Wohnraum. Profitiert Muldestausee davon?

Döring: Natürlich, mit den Zuzügen stabilisiert sich einerseits die Einwohnerzahl. Mittlerweile leben bei uns 12 000 Menschen. Tendenz leicht steigend. Anderseits erzielt die Kommune so auch höhere Einnahmen.

Trotz der offensichtlich positiven Entwicklung in vielen Bereichen hat die Gemeinde im vergangenen Jahr die Kita- und Friedhofsgebühren erhöht. Wie passt das zusammen?

Döring: Die alten Satzungen haben ihre Gültigkeit 2014 verloren. Ab 2015 mussten die Gebühren und Beiträge neu kalkuliert werden, dies führte zu diesen Erhöhungen, allerdings hat die Gemeinde sich nicht aus der Verantwortung geschlichen und versucht die Gebührensteigerungen erträglich zu gestalten.

Was bedeutet das genau?

Döring: Bei den Kindertagesstätten muss sich die Gemeinde nach den gesetzlichen Vorgaben mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen. Wir haben uns im Gemeinderat aber entschlossen, im Krippenbereich 70 Prozent und im Kindergartenbereich 60 Prozent zu übernehmen. In Summe sind das 250 000 Euro pro Jahr, mit denen die Elternbeiträge gestützt werden.

Und die Friedhofsgebühren?

Döring: Abgesehen von Muldenstein hatte bisher wohl keine Gemeinde die Gebühren anhand der tatsächlich anfallenden Kosten kalkuliert. Dazu sind wir jedoch verpflichtet. Der Gemeinderat hat sich aber auch hier entschlossen, einzelne Teilbereiche zu stützen. So wurde zum Beispiel auf die Einbeziehung großer Freiflächen innerhalb der Friedhöfe verzichtet.

Lassen Sie uns über die Wasserversorgung in Pouch sprechen. Der Druck schwankt nach wie vor. Was passiert, wenn beispielsweise die Schlossterrassen-Siedlung ans Netz geht?

Döring: Wenn viel Trinkwasser abgenommen wird, bestehen im Ort jetzt schon Versorgungsengpässe. Kommen nun noch mehr Abnehmer hinzu, wird die Situation schlimmer. Daher haben wir mit dem Versorger verhandelt. Wir können davon ausgehen, dass noch in diesem Jahr eine Druckerhöhungsstation am Ortseingang gebaut wird.

Mit der Bürgermeisterwahl am 23. Oktober wirft bereits ein wichtiges Ereignis in der Gemeinde Muldestausee seine Schatten voraus. Werden Sie noch einmal antreten?

Döring: Nein. Da wir über eine nochmalige Amtszeit von sieben Jahren reden, stelle ich mich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl und werde am 20. Januar 2017 - dem Ende meiner jetzigen Amtszeit - in den Ruhestand gehen. Aus meiner Sicht haben wir - also der Gemeinderat, unsere Mitarbeiter und ich - die Gemeinde Muldestausee in den vergangenen sieben Jahren in die richtige Richtung gelenkt. Schaut man auf die Einwohnerentwicklung, den Haushalt, die Investitionen und die freiwilligen Leistungen, so ist die Gemeinde gut aufgestellt. Das war mein Anspruch. Ich hoffe, dass das Bürgermeisteramt in diesem Sinne fortgeführt wird. (mz)