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Integration Integration: Sprache als Bindeglied

Von michael maul 09.09.2015, 08:39
Gesine Quinque ist die Deutschlehrerin der Asylbewerber.
Gesine Quinque ist die Deutschlehrerin der Asylbewerber. michael maul Lizenz

bitterfeld - Gesine Quinque ist begeistert. Sie ist die Deutschlehrerin an der Euro-Schulen-Organisation in Wolfen, die für eine Gruppe Asylsuchende im Bitterfelder Fritz-Heinrich-Stadion derzeit einen Deutschkurs anbietet. Sie freut sich besonders darüber, dass die jungen Männer, die vorwiegend aus Eritrea kommen, bei der Sache sind . „Sie machen gut mit und stellen auch viele Fragen“, sagt sie.

Der Intensiv-Kurs richtet sich an die Asylsuchenden, die im Verein Goitzsche-Sport trainieren. Seit Anfang September findet der Lehrgang dreimal wöchentlich statt. Um die 20 Teilnehmer sind jedes Mal dabei. Insgesamt soll der Kurs über drei Monate gegeben werden.

„Wir beschränken uns bei dem Lehrgang auf die Grundbegriffe des täglichen Lebens“, sagt Quinque. Es sei jetzt noch nicht so wichtig, sich in der Grammatik auszukennen. „Die Männer müssen wissen, wie sie einen Wunsch äußern können und verstehen, was man von ihnen will“, so die Lehrerin. Das sei vor allem wichtig, wenn sie sich um eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle bewerben wollen.

Weiterhin müsse man bei dem Lehrgang auch berücksichtigen, dass die Asylbewerber mit unterschiedlichen Voraussetzungen nach Deutschland gekommen seien. Manche hätte eine recht gute Schulbildung genossen, andere wiederum weniger. „Deshalb haben wir diese Wortspiele in den Lehrplan eingebaut, in dem sie sich auch gegenseitig zum Deutschsprechen animieren sollen. Ich spreche während des Unterrichtes nur deutsch“, sagt Quinque.

Dabei werfen sich die Männer im wahrsten Sinne des Wortes den Ball zu. Einer stellt zum Beispiel die Frage „Wie geht es Dir?“ und wirft einen Stoffball zu demjenigen, der antworten soll, zu. Dieser stellt dann auch die nächste Frage. „Das ist ein Spiel, das Spaß macht, und gleichzeitig die deutschen Vokabeln festigen soll“, sagt die Lehrerin. Gleichzeitig notiert sie Begriffe an einer Tafel.

Angeschoben hat diesen Deutschkurs Peter Junge, der Trainer der jungen Männer und Vorsitzender des Vereins Goitzsche Sport. „Wir können nicht immer warten, bis von irgend einer Stelle etwas entscheiden wird“, sagt er. Die Jungs müssten merken, dass sie mit Fleiß und Engagement hier in Deutschland etwas erreichen könnten. Das funktioniere aber nur, wenn man sich um sie kümmert“, so Junge, der mit der afrikanische Mentalität bestens vertraut ist. Waren es ab 2007 die beiden Marathonläufer Paul und Isaak, so sind es heute die Asylsuchenden, die seit Anfang des Jahres im Verein fleißig trainieren. Dass es sich lohnt, haben die Männer bewiesen. Der Mann, den alle „Fischi“ nennen, gewann den 2. Goitzsche Halbmarathon.

Für Junge sind die drei Tage Deutschunterricht in der Woche aber noch zu wenig. „Wenn es effizient sein soll, müssen die Jungs jeden Tag mit einem Lehrer üben.“ Das sie Interesse hätten, zeige sich auch daran, dass die jungen Männer oft nach dem Unterricht im Sportpark Süd noch zusammen sitzen und üben. „Wir brauchen dringend noch eine Lehrkraft, die sich an den anderen Tagen um die Männer kümmert und mit ihnen Deutsch übt“, sagt Junge. Dabei freut sich der Vereinsvorsitzende darüber, dass die Stadt Bitterfeld-Wolfen die Räumlichkeiten im Sportpark für den Lehrgang kostenlos zur Verfügung stellt.

In Zukunft ist geplant, für die Männer eine Ausbildung zu organisieren. „Wir haben schon Angebote und werden, sobald grünes Licht von der Ausländerbehörde kommt, auch reagieren“, so Junge. (mz)